Wenn die alten Größen irgendwann nicht mehr sind, dann werden die Nachwuchsbands bestimmen, wohin sich der Metal entwickelt. Diese Rolle fällt auch SULAMITH zu, die ihre Musik als Modern Death Metal bezeichnen und damit ihre Intentionen deutlich machen: modern wollen sie sein, nicht das alte Zeug wieder und wieder durchkauen, wie es leider noch immer viele Bands tun. Ein löblicher Ansatz. Mit „The Manhunt Begins“, dessen Bleistiftskizzencover leider optisch eher an eine Demo erinnert, legten sie schließlich 2015 ihr Debüt vor.
Nun muss man sagen, dass die Auffassung der Band von „modern“ schlicht „nicht old school“ zu sein scheint. Wahnsinnig modern klingt das alles nicht, das macht aber überhaupt nichts, denn SULAMITH wissen, was sie wollen und bekommen das auch größtenteils gut auf die Reihe. Ihre Musik offenbart sich als mal mehr, mal weniger melodischer Death Metal mit ab und zu aufblitzenden Hardcore- und Thrash-Momenten. SULAMITH schaffen es dabei gekonnt die Härte ihres Death Metals mit ihren Melodien zu verbinden, um die Musik vor dem oft genretypischen Absaufen in sturem Geprügel zu bewahren. Die Fähigkeiten der Truppe an ihren Instrumenten sind dabei durchaus brauchbar. Neben der zwar nicht sonderlich spektakulären, aber mindestens songdienlichen und grundsoliden Arbeit der Schlagzeugerin Sophia fallen besonders positiv die Gitarrensoli auf, die mit so viel Spielgefühl und technischem Können vorgetragen werden, dass man meinen könnte, die Band sei schon seit Jahrzehnten im Geschäft. Dass dem nicht so ist, merkt man allerdings dann leider doch an mancher Stelle. Besonders unangenehm fallen wiederholt die Timing-Schwierigkeiten des ansonsten technisch versierten Sängers Lars auf. Immer wieder schwimmt er beim Singen unüberhörbar aus dem Taktraster, was teilweise tatsächlich sehr irritiert. Gerade in den Blastbeat-Abschnitten ist das allerdings ein Problem der ganzen Band. Hier wäre etwas mehr Sorgfalt bei den Aufnahmen wünschenswert gewesen, denn dass das Können grundsätzlich da ist, hört man.
Das Songwriting der Band ist, wenn auch nicht überragend, auf jeden Fall überdurchschnittlich. Für einen speziellen Bandcharakter fehlen zwar letztlich dann doch noch markantere Momente und richtige Hits, aber grundsätzlich punktet die Band mit kompetenten, durchaus gefälligen Death-Metal-Riffs und Melodien. Schade ist jedoch, dass der wirklich schöne Cleangesang, der ausführlich in „A Memory To Carry On“ zu hören ist, nicht öfter eingesetzt wurde. Guter Klargesang ist auch im Metal noch immer keine Selbstverständlichkeit, insofern grenzt es fast an Verschwendung so eine gute Stimme nur selten einzusetzen, zudem wäre das der Eingängigkeit und dem Wiedererkennungswert der Musik zuträglich.
SULAMITH sind vielleicht nicht die größte Nachwuchshoffnung im Death Metal, aber mit ihrer modernen Version dieses Genres sind sie immer noch hörbar über dem Durchschnitt unterwegs. Für ein Debütalbum reicht ihre Leistung daher noch klar für eine Empfehlung aus. Wenn die bei „The Manhunt Begins“ noch bestehenden Probleme dann beim nächsten Release reduziert werden, hat die Band auf jeden Fall viel Potential es noch weit zu bringen. Und das kann man wahrlich nicht von jeder Underground-Band dort draußen behaupten.
https://youtu.be/hFJ4GsFNVTA
Wertung: 7 / 10