In letzter Zeit lief es nicht ganz so gut bei den Jungs von SUICIDE SILENCE: erst das doch sehr gewöhnungsbedürftige und von den Fans nicht gerade wohlwollend aufgenommen letzte Album „Suicide Silence“ und dann auch noch die Vorwürfe der sexuellen Belästigung einer Minderjährigen gegen Fronter Eddie Hermida. Leicht hatten es die einstigen Deathcore-Hoffnungsträger also nicht, und vielleicht ist das auch der Grund für den unerwartet starken neuen Longplayer „Become The Hunter“. Wohl kaum jemand hätte gedacht, dass SUICIDE SILENCE in nächster Zeit wieder so ein fettes Deathcore-Brett abliefern würden.
Tatsächlich legen die Amis aber ein extrem abwechslungsreiches, technisch starkes und durchschlagendes Album vor, mit dem wohl so einige verprellte Fans besänftigt werden dürften. Dabei ist „Become The Hunter“ aber mehr als reiner Fan-Service und keinesfalls eine bloße Anbiederung an den Deathcore-Mainstream. Eddie Hermida und Co. loten weiter die Grenzen des Genres aus, diesmal allerdings mehr die harten Grenzen und nicht die experimentellen. Allein die stimmliche Leistung von Hermida sucht ihresgleichen. Wer dachte, der Fronter hätte bereits auf den letzten Platten das Maximum aus seinem Organ rausgeholt, wird von „Love Me To Death“ eines Besseren belehrt. In so extreme Höhen ist Eddie bis dato noch nie emporgestoßen und als Hörer fragt man sich mehr als nur einmal, wie so was ohne bleibende Schäden an den Stimmbändern möglich ist.
Weitere Highlights aus dem Album herauszugreifen ist schwer, da „Become The Hunter“ im Gesamten ein Highlight ist. Songs wie „Two Steps“, „Feel Alive“ oder „Death’s Anxiety“ sind Paradebeispiele für die neu gewonnene Stärke im Songwriting der Band. Kurz, knackig und auf den Punkt und kein Vergleich zu ausufernden Ungetümen wie „Listen“ oder „Conformity“ von der vorherigen Full-Length. Hier zeigt sich: Kurze Songs müssen nichts Schlechtes sein, wenn die Musiker es verstehen, auf den Punkt zu kommen. Auf den Punkt kommen SUICIDE SILENCE auch mit dem Titeltrack „Become The Hunter“, der die Scheibe abschließen darf. Für das große Finale bewegen sich die Amis in etwas anderen Gefilden: Das Stück klingt noch eine Spur härter und schneller und rundet das Hörerlebnis so perfekt ab.
Mit „Become The Hunter“ kehren SUICIDE SILENCE zu alter Stärke zurück. Das Album strotzt nur so vor Wut, Hass, technischem Können und fetten Grooves. Im direkten Vergleich zum Vorgänger „Suicide Silence“ muss man sich aber schon irgendwo fragen, woher der plötzliche Sinneswandel kommt. Zwischen Songs wie „Doris“ und „The Scythe“ liegen klangliche Welten. Man möchte der Band aber keinesfalls unterstellen, sie hätten den Sound angepasst, um mehr Platten zu verkaufen. Interessant bleibt der erneute Kurswechsel trotzdem und macht die Zukunft der Gruppe umso spannender.
Wertung: 8 / 10