Das Cover des Suicidal Angels-Albums "Years Of Aggression"

Review Suicidal Angels – Years Of Aggression

  • Label: NoiseArt
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Thrash Metal

Man mag versucht sein, SUICIDAL ANGELS als eher primitiv geartete Thrash Metal-Band abzutun, die vergleichsweise wenig Wert auf filigrane Arrangements und technische Finesse legt – vermutlich, weil es Alben wie „Eternal Domination“ und „Sanctify The Darkness“ waren, mit denen die Griechen einst ihren Einstand gaben und damals traf diese Einschätzung noch voll und ganz zu. Seither sind jedoch etliche Jahre ins Land gegangen und ein Grund für den anhaltenden Erfolg der Truppe aus Athen ist bestimmt, dass sie im Laufe der Zeit durchaus das Potenzial zur stilistischen Entwicklung bewiesen hat.

Auf „Years Of Aggression“ stellen SUICIDAL ANGELS nun mehr von jener Fähigkeit zur Entwicklung – und dem dazugehörigen Mut – zur Schau denn je zuvor. Gut, im Opener „Endless War“ ist die Truppe offenbar bestrebt, zu zeigen, dass sie im Kern noch immer die gleiche Band ist und so klingt die Nummer dank messerscharfem Präzisionsriffing, dem aggressiven Gebell von Frontmann Nick sowie eines deutlichen Kopfnickens in Richtung Sepultura zu „Arise“-Zeiten wie das Gros des SUICIDAL ANGELS-Materials seit 2012 – kein schlechter Song und in seiner Prägnanz sicher ein treffliches Eröffnungsstück, aber auch nicht weltbewegend, schließlich klingen SUICIDAL ANGELS seit mindestens sieben Jahren so.

Schon mit dem nachfolgenden „Born Of Hate“ ist es jedoch vorbei mit dem Gewohnten, denn bereits hier treten die Griechen ungeahnt melodiös auf und deuten hier und da echte Eingängigkeit an, was die Nummer nur spannender macht. Der Titeltrack reizt das Spannungsfeld zwischen Härte und Melodie sodann noch deutlich weiter aus, denn hier präsentieren sich SUICIDAL ANGELS nicht nur eingängiger als in der Vergangenheit, sondern regelrecht hymnisch, wobei der große Refrain des Songs an neuere Kreator denken lässt. Mit solch einem vermeintlich „weichgespülten“ Titel dürften die Herren Fans ihres frühen Materials vor den Kopf stoßen, gleichzeitig ist es aber erfrischend, dass die griechischen Thrasher keine Angst vor Melodie und Eingängigkeit haben.

Ihren Gipfel erreicht die neue Experimentierfreude der Athener Dreschflegel in „Bloody Ground“: Hier folgt ein waschechtes Heavy-Metal-Riff der alten Schule auf ein nachgerade theatralisches, melodieschwangeres Intro, weshalb der Song dank seiner Kombination aus thrashiger Härte und klassischem Metal-Riffing nicht selten an Iced Earth erinnert – ein Vergleich, der in der bisherigen Schaffensgeschichte von SUICIDAL ANGELS bestimmt nicht möglich gewesen wäre und der verdeutlicht, wie viel neues Terrain die Truppe auf „Years Of Aggression“ erschließt.

Natürlich sind SUICIDAL ANGELS nach wie vor eine Thrash-Metal-Band und auch „Years Of Aggression“ ist trotz seiner deutlichen Tendenz zu mehr Melodie und Eingängigkeit bei weitem kein seichtes Album geworden – mit „Order Of Hate“ oder „The Roof Of Rats“ befinden sich im Übrigen auch gradlinige Thrash-Metal-Abrissbirnen auf der Platte, die ebenso gut auf „Sanctify The Darkness“ hätten stehen können. Allerdings sind dies anno 2019 die langweiligsten Nummern, welche die Griechen auffahren können. Deutlich mehr Spaß machen hier Songs wie z.B. „D.I.V.A.“, das ebenfalls über die thrashige DNA der Anfangstage verfügt, dies jedoch mit dezent hymnischem Charakter verbindet und so das ganze Potenzial dieser inzwischen deutlich gereiften Band offenbart.

„Years Of Aggression“ ist zweifelsohne ein Album, das nicht jedem Fan von SUICIDAL ANGELS sofort gefallen wird. Wer eher auf den kompromisslosen Thrash-Sound ihrer Anfangstage steht, wird sich daran stoßen, dass die Truppe noch nie zuvor so weit davon entfernt war wie auf dieser Platte. Nach fast 20 Jahren Schaffensgeschichte sei den Griechen der Aufbruch zu neuen stilistischen Ufern jedoch gegönnt und wer sich ohne Scheuklappen auf „Years Of Aggression“ einlässt, der wird mit dem vermutlich vielseitigsten und anspruchsvollsten Album belohnt, das SUICIDAL ANGELS bisher abgeliefert haben. Und der Mut, sich so weit aus seiner bisherigen Komfortzone herauszuwagen, wie auf dieser Platte der Fall, verdient definitiv Anerkennung.

 

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Wertung: 8 / 10

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