Review Subsignal – La Muerta

„La Muerta“ – das ist Spanisch und bedeutet „die Tote“. Gemessen an diesem Titel und dem Cover-Artwork müsste der fünfte SUBSIGNAL-Longplayer ähnlich düster und schwer daherkommen wie das 2015er „The Beacons Of Somewhere Sometime“. Nach dem ersten Hördurchgang ist klar: Die Band hat sich für einen Gegenentwurf zum melancholisch-progressiven Vorgänger entschieden – und führt damit den poppigen, AOR-lastigen Kurs von „Paraiso“ fort.

Nach einem kurzen Intro erwartet uns mit dem Titeltrack „La Muerta“ schon das erste Highlight – vom atmosphärischen Gitarrenlick über die knackige Strophe bis zum melodischen Refrain ist der Song ein einziger Ohrwurm. Wenn’s ums Schreiben starker Hooklines geht, sind SUBSIGNAL eine sichere Bank. Das zeigen sie auch mit dem grandiosen „The Passage“, in dessen warmem Chorus man sich wunderbar verlieren kann:

All we have is this moment
All we have is this knowledge
That this life is a passage
So narrow, so wide
All we have is this union
Like rivers and oceans
And it all can be taken in a blink of an eye

Auch wenn nicht jeder Song derart stark wie die beiden genannten ist – ohne Frage ist SUBSIGNAL wieder ein sehr gutes Album gelungen. Trotzdem ist es die erste Scheibe der Band, bei der ich nicht 9.5 oder 9 Punkte ziehe. Denn „La Muerta“ hat keinen eigenständigen Charakter. Das Debüt war atmosphärisch und ruhig, der Zweitling kernig und rockig, „Paraiso“ charmant und poppig, „The Beacons“ schwer und düster. „La Muerta“ ist ein zweites „Paraiso“, nur noch ein klein wenig leichtfüßiger.

Es ist ja nichts dabei, wenn sich eine Band wiederholt; „La Muerta“ verbindet dies aber mit Momenten, die sich ein wenig zu sehr der Progmetal-Klischeekiste bedienen: Das Keyboard-Intro von „Every Able Hand“ beispielsweise ist zu generisch und schon lange abgegriffen. Eine Combo wie SUBSIGNAL, die mit „The Beacons“ eine der dichtesten und mitreißenden Prog-Platten der letzten Zeit aufgenommen hat, muss sich meiner Ansicht nach nicht an Zutaten bedienen, die man schon tausend Mal gehört hat. Aber über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten – genauso wie über das Cover, das ich so gar nicht mit der Musik der Band assoziiere und optisch nicht ansprechend finde.

Wie schon auf „Paraiso“ und „Touchstones“ gibt es auch wieder ein Duett mit einer Gastsängerin. Marjana Semkina von I Am The Morning veredelt die schwermütige Piano-Ballade „Some Kind Of Drowning“ mit ihrem elfengleichen Gesang und weckt Erinnerungen an Kate Bush. Ein schöner Song, der aber nicht so recht zum Rest des Materials passen will und einmal mehr nur knapp am Kitsch vorbeischrammt. Eine Idee fürs nächste Album: Nach drei Duetten mit Gastsängerinnen mal einen hochkarätigen Gastsänger einladen und damit eine neue Facette einbringen.

Fazit: „La Muerta“ ist „Paraiso II“. SUBSIGNAL-Fans greifen zu, SUBSIGNAL-Neulinge holen sich lieber erst „Touchstones“ oder „The Beacons Of Somewhere Sometime“, mit denen die Jungs ihre eigenen Benchmarks gesetzt haben.

PS: Schöne Rush-Reminiszenz in „As Birds On Pinions Free“ ;)

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Wertung: 8 / 10

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