Schön, dass es noch Überraschungen gibt! Als Vorgruppe auf der „Light A Pagan Fire“-Tour (siehe Bericht) begegnete mir diese ausgesprochen junge Band, die aber allen Unkenrufen zum Trotz eine erstaunliche musikalische Reife an den Tag legte. Nun liegt mir das aktuelle Demo von STRYDEGOR vor, auf dass auch die Plattentauglichkeit der Hagenower geprüft werde.
Um es vorweg zu nehmen: Natürlich erfinden die Herren bzw. Jungs, die zum Zeitpunkt dieser Kritik insgesamt nicht einmal achtzig Jahre zählen und erst seit knapp vier Jahren zusammen musizieren, den Viking Metal mit „Midwinter’s Eve“ nicht neu. Und doch würde es STRYDEGOR nicht gerecht, wenn man sie als x-tes Produkt einer überlaufenen Szene ansehen würde.
Denn obwohl es im heidnischen Stahl zweifellos eine Menge Schund zu finden gibt und auch vor extrem billigen Kopien nicht zurück geschreckt wird, so fahren die vier doch eine etwas andere Schiene als die meisten. Die beiden ersten Stücke des Demos erinnern aufgrund ihres gedrosselten Tempos am ehesten an die Russen von Nomans Land und sind – hier muss man einen Kritikpunkt ansetzen – einander etwas zu ähnlich gestaltet, als dass sie direkt zusammen eine allzu gute Figur machten.
Mit einigen Anleihen bei den großen Schweden von Amon Amarth spielen STRYDEGOR danach schörkelarmen, mitunter sehr rasanten, eindringlichen und vor allem deathigen Metal. Insbesondere der Höhepunkt von „Midwinter’s Eve“ namens „Ravens Over Midgard“ hätte in seiner Art auch durchaus auf AAs hervorragender „With Oden On Our Side“ Platz gefunden, während „Baldur’s Dream“ in „Fate Of Norns“-Manier daherkommt. Das will durchaus was heißen, denn jeder weiß, wie schnell es schief gehen kann, wenn man in so große Fußstapfen treten möche.
Ein Markenzeichen der Band ist neben dem guten Gespür für heroische Melodien vor allem die Growls, die mal tief, mal hoch und häufig gedoppelt ertönen. Auch hier wäre vielleicht weniger mehr, denn so gern ich diese Technik mag, so wirkt es hier fast überstrapaziert.
Alles in Allem aber muss ich auch bei der Anhörung von „Midwinter’s Eve“ das Gleiche feststellen, was ich auch schon in der kleinen Markthalle im Januar bemerkt habe: STRYDEGOR haben einen für ihr Alter erstaunlich erwachsenen Klang, der gar nicht an einem einzelnen Instrument festgemacht werden kann. Die Rhythmusfraktion Martinek und Thieke – auch immer mal schön einen Bass im Vordergrund zu hören – weiß genau, wie sie Nacken bricht und dabei dennoch Spannungsmomente lässt. Die Sechssaiter Kunde und Giebel können sowohl böse als auch hochmelodisch und dass Herr Kunde noch im Teenageralter steckt, hört man seinem markigen Gegrunze wahrlich auch nicht an. Hut ab vor dieser Leistung, und wenn die Mannschaft dann noch schafft etwas weniger ihre Vorbilder durchsickern zu lassen, sehe ich eine rosige Zukunft, immerhin schon in den Händen von CCP Records, voraus!
Keine Wertung