Das Erscheinen das Debütalbums der jungen Mecklenburger Viking Metal-Truppe von STRYDEGOR wurde Mitte 2009 von einem schweren Schicksalsschlag überschattet: Den Unfalltod des Leadgitarristen Slava Giebel kurz vor dem Stichtag am 5. Juni. Da „Back On Ancient Traces“ jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits komplett fertig war, blieb nicht einmal mehr die Möglichkeit einer Widmung im Booklet der Platte. So hat dieser Erstling einer eigentlich hoffnungsvollen Newcomer-Band schon mal einen ganz schön bitteren Beigeschmack.
Doch genug der Tragik, denn in erster Linie interessiert natürlich die Musik. „Back On Ancient Traces“ bietet Kennern beider Demos mit „Tears In The Storm“ nur einen neuen Song, alle anderen sind Neuaufnahmen bereits erschienener Stücke, die bisher natürlich noch keinem breiten Publikum zu Ohren gekommen sind. Stilmäßig müssen die Hagenower nun nicht näher beschrieben werden, am Viking Death Metal wie auf „Midwinter’s Eve“ hat sich natürlich nichts getan. Ein wenig aufgemotzt wurde allenfalls der Opener, dem ein nettes Akustikgitarren-, Trommel- und Horn-Intro verpasst wurde.
Davon abgesehen schreddern die „vier“ jungen Herren (Altersdurchschnitt unter 20) mit einer ordentlichen Portion Härte durch die nordische Mythenwelt. Das mächtige Vorbild (ältere) Amon Amarth leuchtet recht deutlich durch das Songmaterial der Norddeutschen, ob das die leicht doomige Atmosphäre bei „Ragnarok“ oder die Leadmelodie von „Ravens Over Midgard“ ist. Bemerkenswert bleibt, dass STRYDEGOR beim Songwriting eine ähnliche Reife beweisen wie die Vollprofis aus Schweden. Ebenso mag erstaunen, dass der Kunde am Mikrofon trotz seines Alters und seiner (Nicht-)Körperfülle über ein Organ im Hegg-Format verfügt.
Auf der Kehrseite der Medaille stehen allerdings auch ein paar Zeilen. Die starke musikalische Ähnlichkeit mit Amon Amarth war zu Demo-Zeiten kein Problem, für ein vollwertiges Album erhofft man sich eigentlich schon ein bisschen mehr Eigenständigkeit. Die Produktion hätte für eine Platte mit Vertrag im Hintergrund auch etwas weniger rumpelig ausfallen dürfen und ob der doch sehr ausgelutschten Texte wird sich auch mancher die Haare raufen.
Dennoch zeigt sich „Back On Ancient Traces“ als mindestens sehr solides Debüt. STRYDEGOR kommt zugute, dass sie ihre Musik nicht in Elektronik ersäufen und der Viking Death Metal noch nicht allzu überlaufen ist. Ein Gespür für kernige Songs, die gewiss einige Schädel abschrauben können und manche herrliche Melodie kann man den hoffentlich bald wieder verstärkten Jungs nicht absprechen. STRYDEGOR legen ordentlich vor und es bleibt zu hoffen, dass sie trotz des herben Einschnitts in die Bandgeschichte zukünftig noch weiter von sich hören lassen.
Wertung: 7 / 10