Jaja, den Namen STREAM OF PASSION hatte ich irgendwo schon einmal gehört, aber trotzdem finde ich, dass es keine Schande ist, den Namen Arjen Lucassen dem nicht sofort zuordnen zu können. Zwar hat der niederländische Allrounder das von ihm selbst aus der Taufe gehobene Projekt bereit 2007 wieder verlassen, dennoch bilde ich mir ein, die Handschrift des Meisters hier und da noch heraushören zu können.
Laut Wikipedia spielt die Band mit der mexikanischen Sängerin Marcela Bovio progressiven Symphonic-Metal, was ich in Unkenntnis früherer Werke so nicht unbedingt bestätigen mag und auch der Pappschuber von Napalm Records weist klar den Gothic-Metal aus. Seis drum, unter dem Strich zählt ja doch die Musik und mit den entsprechenden Vorinformationen ausgestattet macht sich der Redakteur ans Werk. Zunächst einmal fällt angenehm auf, dass Lucassen die Band zurecht deshalb gründete, weil er nach der Zusammenarbeit mit Marcela Bovio für Ayreon noch weitere Möglichkeiten sah, ihre Stimme vorteilhaft zur Geltung zu bringen. Diese Idee scheint man beibehalten zu haben, denn die durchgehend ziemlich kommerziell arrangierten dreizehn Songs sind klar auf das zugegebenermaßen wunderbare Organ zugeschnitten. Ich für meinen Teil hätte mir zwar hier und da eine Intonierung um 12 Halbtöne, also eine Oktave, tiefer gewünscht, aber selbst die hohen Töne nerven hier gar nicht. Sauber getroffen, stets mit Ausdruck und eingängigen Melodiefolgen überzeugt die Mittelamerikanerin während der fast 60 Minuten auf ganzer Linie.
Das alleine macht das gute Album sicherlich noch nicht aus, aber wenn man die Songs ganz auf den Gesang zuschneidet und dieser das erwünschte Niveau erreicht, kann nicht mehr viel schief gehen. Erfreulicherweise spielt auch die Band absolut keine 08/15-Musik, sondern wartet mit geschmeidigen Soli, punktgenauen Breaks und Passagen voller Feeling auf, ganz so, als wenn der alte Meister noch immer mit an Bord wäre. Daraus ergeben sich die angesprochenen dreizehn Tracks (inklusive der Coverversion „Street Spirit“ von Radiohead), die im Prinzip mit Ausnahme des tatsächlich progressiv angehauchten „Games We Play“ sehr straight auf den Punkt daherkommen. Leider erweist sich die angesprochene Nummer im Mittelfeld der Scheibe in meinen Augen als Schwachpunkt. Der Song an sich ist zwar durchaus gut, aufgrund seiner doch ziemlich abweichenden Stimmung – und der höher angesiedelten Geschwindigkeit – passt er einfach nicht so ganz zum Rest. Die anderen Songs sind maximal mittelschnell, aber dennoch heavy, dazu gesellen sich die für eine Gothic-Kapelle obligatorischen (Halb-) Balladen wie die phantastischen „When You Hurt Me The Most“ und „Run Away“. Bei den anderen Nummern fallen mir Anspieltipps etwas schwierig, da jedes Lied für sich seine Daseinsberechtigung hat. Wenn ich mich festlegen müsste, würde ich „In The End“ mit seiner tollen Instrumentalleistung und „A Part Of You“ mit einem mitreißenden Refrain herausheben, in meinen Augen spricht aber rein gar nichts gegen einen Komplettgenuss. Ganz im Gegenteil, da es fast ausschließlich gute und ein paar sehr gute Songs gibt, ist eine dauerhafte Unterhaltung reichlich gegeben.
Genug der vielen Worte, ich hatte von STREAM OF PASSION vorher noch nichts außer dem Namen gehört, bin aber sehr positiv überrascht. „A Flame Within“ ist ein tolles Album mit vielen schönen Liedern geworden, welches ich jedem Freund düsterer Rock- und Metalmusik ganz nahe ans Herz legen möchte. Für mich als Redakteur aber leider wieder nervig: Voice-Overs ab Song fünf. Sicherlich wiederhole ich mich da, aber warum reicht es denn nicht aus, einfach das Wasserzeichen drauf zu packen. So bleibt für den Schreiberling am Ende nichts außer einer Papphülle und einer CD, die man gerne hört, aber durch das ständige Dazwischengequatsche permanent gestört wird.
Wertung: 8.5 / 10