Rein vom Titel her haben die niederländischen Symphonic-Metaller STREAM OF PASSION die Jahreszeit natürlich mal komplett verfahlt – auch wenn man sich angesichts des trüben Sommers 2011 möglicherweise darüber streiten kann. Nachdem die holländisch-mexikanische Formation vor zwei Jahren mit „The Flame Within“ einen absoluten Überraschungserfolg landen konnte, steht nun das dritte Werk der Band ins Haus, die einst von Mister-Überall Arjen Lucassen gegründet wurde.
Damals schienen ihm die Talente von Marcela Bovio nach ihrem Beitrag auf Ayreons „The Human Equation“ noch nicht völlig ausgereizt, so dass er kurzerhand STREAM OF PASSION gründete, um die Band nach dem Debüt „Embrace The Storm“ gleich wieder zu verlassen. Zu recht, wie „The Flame Within“ zeigen sollte, denn das Sextett zeigte sich zielsicher in Sachen Songwriting und Atmosphäre, man zeigte ein feines Gespür für einprägsame Melodien und lieferte schlicht ein Album ab, welches in der Jahresendabrechnung des Genres weit oben zu finden war. „Darker Days“ kann diese selbst hochgelegte Messlatte leider nicht halten und das hat Gründe. Zuallererst kommt man nicht umhin, die Songs als solche zu kritisieren. 13 Titel haben es auf das Album geschafft und man lügt sicher nicht, wenn man die Namen hier und da als nicht unbedingt voll gesellschaftsfähig bezeichnet. „Broken“, „Lost“ oder „Darker Days“ klingen doch schon arg klischeehaft und auch wenn das natürlich kein absolutes Ausschlusskriterium ist, macht es wenig Hoffnung auf ein Album, welches in Sachen Natürlichkeit und Innovation punktet. Leider sieht es musikalisch diesmal nicht wesentlich besser aus, war auf dem Vorgänger die Mischung zwischen Schnellzündern und Songs mit längerer Anlaufzeit noch ausgezeichnet getroffen, hat man es diesmal mit vielen sperrigen Nummern zu tun. Noch schlimmer, einige Lieder haben auch nach dem fünfzehnten Durchlauf noch nicht den Beweis erbracht, mit Recht auf einem Album einer gutklassigen Band zu stehen. Sicherlich ist man spieltechnisch nach wie vor auf einem guten Niveau unterwegs und auch die Stimme der Frontmieze hat was, aber irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass hier zu viele Leute ihr Ego etwas weit vorne platziert haben und den eigentlichen Song aus dem Blick verloren haben. Dabei ist es nicht mal so, dass es endloses Gitarrengewichse gäbe oder sich ein anderes Instrument penetrant in dern Vordergrund spielen würde. Es fehlt an Eingängigkeit, in der Regel fiedelt man fröhlich vor sich hin und der Hörer wundert sich irgendwann, dass die Musik aus ist, mitbekommen hat er bis dahin wenig. Sicherlich hat sich der eine oder andere brauchbare Song auf „Darker Days“ verirrt, „Collide“ oder „Closer“ kann man sich beispielsweise ganz gut anhören, aber mehr eben auch nicht.
Das Infoschreiben beschrieb die Platte als „mutiges Album“. Das kann ich voll und ganz unterschreiben, denn es ist schon recht mutig, einem genialen Album ein mehr oder weniger belangloses folgen zu lassen. Nun könnte man auch sagen, so mies ist das alles nicht und das würde auch nicht falsch sein, aber wer das eigene Niveau einmal hoch gelegt hat, wird auch immer daran gemessen werden. Kein Pflichtkauf diesmal, leider.
Wertung: 6 / 10