Review Stratovarius – Eternal

STRATOVARIUS gehören ja eigentlich zum ganz alten Eisen. Als Speerspitze des European Power Metals machten sie sich in den späten 80ern und vor allem den 90er Jahren einen Namen – schnell, hochmelodisch und als eine der ersten Power-Metal-Bands mit konsequenten neoklassischen Arrangements, die besonders von dem kongenialen Duo Timo Tolkki (Gitarre) und Jens Johansson (Keyboards) vorangetrieben wurden. Mitte der 2000er folgte der unvermeidliche Absturz. Irgendwo zwischen kreativer Krise und Bandstreiteren zerrieb sich die Band und stand mehrmals kurz vor der Auflösung.

Seit dem ist viel Wasser die finnischen Seen runter geflossen. In neuer, verjüngter Besetzung haben STRATOVARIUS mit jedem Album mehr die Trendwende geschafft. Besonders Matias Kupianen hat der Band sichtlich gut getan. Mit frischen Ideen beim Songwriting und vor allem der Produktion hat die Band es schließlich bis zum erfolgreichen und überraschend frischen „Nemesis“ aus 2013 gebracht. Mit „Eternal“ soll der Fortschritt nun verfestigt werden. Gelingt das?

Zumindest die Überraschung gelingt. Denn was STRATOVARIUS entgegen aller Erwartung nicht machen, ist sich auf dem Erfolg auszuruhen. Auf „Nemesis“ dominierten die einfachen Melodien: wenige Töne, zumeist in die Keyboard-Linie gelegt, die von der Band mit unglaublichem Gespür für den Ohrwurm geschrieben waren. Aber ein zweites „Unbreakable“ steht nicht auf „Eternal“. Und nichts, was ihm zu ähnlich wäre. Stattdessen sind die Arrangements komplexer, die Grundstimmung düsterer geworden – und das ganze Klangbild noch moderner und technischer.

Das zeigt sich nicht nur beim Longtrack „Lost Saga“, der alles auffährt, was die Band in ihrer Geschichte über das Arrangement langer Songs gelernt hat. Auch der Klang des großartigen „Shine In The Dark“ ist vielschichtiger als es die meisten Songs auf „Nemesis“ waren. An Eingängigkeit nimmt das dem Song nichts, aber es ist ein auffällige Veränderung. Dennoch haben STRATOVARIUS nichts verlernt: Mit „Lost Without A Trace“ drücken sie aufs Gaspedal, als wäre es noch Mitte der 90er. Und die Ballade „Lost Without A Trace“ ist viel mehr als eine Pflichtübung. Dazwischen haben sich noch einige bemerkenswerte Songs mehr versteckt. So fährt das modern klingende „In My Line Of Work“ trotz seines Ohrwurm-Refrains eine melancholische Grundstimmung auf.

STRATOVARIUS haben sich mit „Eternal“ gegen den einfachen Weg entschieden. Natürlich klingt die Band nicht völlig anders als sonst, aber der Wille, sich klanglich weiter zu entwickeln, ist klar zu spüren. Und das verdient Respekt, auch wenn das Ergebnis ein wenig schwerer zugänglich geworden ist als der Vorgänger. Dem Langzeitwert dürfte es eher zuträglich gewesen sein.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

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