Review Stratovarius – Elements Pt. 1

Nach drei Jahren gibt es nun endlich wieder ein neues Studioalbum der finnisch-schwedisch-deutschen Combo, ganze zwei Jahre Pause hatte sich die Band selbst auferlegt. Nun sind STRATOVARIUS mit „Elements Pt. 1“ zurück am Start.Und das Teil plättet – nach dem ersten Durchlauf muss man das grade eben Gehörte erst mal verarbeiten. Wie angekündigt ist die Platte ein sehr progressives Album, und anders als die Vorgänger. Ein richtiges Orchester wurde ins Studio geholt, folglich liegt hier das bombastischste STRATOVARIUS-Werk überhaupt vor.

Wer sich nur an der Vorabsingle „Eagleheart“ orientiert hat, hat sich damit ein komplett falsches Bild des Albums aufgebaut. „Eagleheart“ ist gleichzeitig auch der Opener und kann als legitimer Nachfolger von „Hunting High And Low“ gesehen werden. Eingängig mit einer schönen und einprägsamen Melodie, ein geglückter Start.
Mit „Soul Of A Vagabond“ kommt aber schon an zweiter Stelle eine Überraschung. Das Stück ist durch das Orchester und die Chöre verdammt heavy, dramatisch und bombastisch, hat einen unglaublichen Groove und die Melodielinie erinnert sogar etwas an Hammerfall. Ein ungewöhnlich düsterer Banger erster Klasse, ein absolutes Highlight!
Nun folgt ein Track der Marke ‚Typisch Stratovarius’. „Find Your Own Voice“ ist durch starken Double-Bass ein starker Up-Tempo-Kracher, der aber etwas zu einfach gestrickt wirkt. Da wäre aber noch etwas zu bemerken: Was haben die mit Timo Kotipelto angestellt, damit er SO hoch singt? Er bewegt sich hier in Regionen, die für den jungen Michi Kiske zu extrem waren; manchmal tut es einfach nur noch weh… Teilweise wird hier wirklich Eunuchengesang in Reinkultur abgeliefert. Zum Glück geht das nicht die ganzen 5 Minuten durch, und mit den tollen Gitarrenläufen und Gitarre-Keyboard-Duellen kann man doch auch zufrieden sein.
„Fantasia“ kratzt schon böse an der 10-Minuten-Grenze und ist ein sehr abwechslungsreiches Lied. Am Anfang frickeln sich Gitarrist und Keyboarder gegenseitig an die Wand, bevor ein langwieriger, ruhiger Part beginnt (Hier wird sogar ein Akkorden eingesetzt!). Als lahmende Kitsch-Ballade geht es hier unendlich scheinende Minuten zur Sache, und wird dann etwa zur Mitte hin richtig rockig. Nachdem der beste Teil des Tracks zu Ende ist, geht’s wieder weiter mit dem mit der Zeit nur noch nervendem Refrain, der bis zum Ende hin wiederholt wird. Der wirklich schlimme von Pathos überfülltem Text will mir dann wirklich nicht gefallen. Nein, danke. Zwar schön bombastisch, aber zu kitschig und süß…

Wie auch immer, es wird besser. Viel besser. Double-Bass an, Riffs in halber Geschwindigkeit drüber gelegt und ab damit! „Learning To Fly geht verdammt gut ab, setzt sich nicht nur durch den grandiosen Refrain schnell fest und ist in punkto Drumming streckenweise sogar innovativ. So muss das, ein starkes Teil!
„Papillon“ beginnt mit .. ja, da singt ein kleiner Chorjunge aus Helsinki. In welchen Graden sich die Stimme bewegt kann sich wohl jeder denken… Zum Glück ist das nach einer Minute vorbei und Kotipelto greift zum Mikro. Wieder mal richtig bombastisch, aber leider gibt’s hier eh zu viele Balladen. Zumindest wird’s später schön heavy, bis der Eunuchenjunge zum Outro ansetzt.
Aufwachen, jetzt wird gefrickelt bis die Finger bluten! „Stratofortress“ ist ein höllisch schnelles Instrumental, bei dem sich alle 4 Mitglieder der Instrumentalfraktion ein starkes Treffen liefern und ihr Können mal so richtig ausreizen. Ein Hammer!
Nun ist der Titeltrack an der Reihe. „Elements“ ist eine 12-minütige megabombastische und dramatische Mini-Oper, wie sie es kaum mehr sein könnte. Abwechslung gibt es hier en masse, phasenweise erinnert das Stück sogar an Queen. „Elements“ beginnt als Ballade“, steigert sich dann aber und explodiert nahezu im Refrain, der durch das Orchester und die grandiosen Chöre einfach ein Brett ist. Hat das Zeug zum Klassiker und ist durchgehend stark!
Den Abschluss bildet das sehr atmosphärische „A Drop In The Ocean“, dass mit einem sanftem Meeresrauschen beginnt. Die gesamte Zeit über wird der Song von akustischen Gitarren und zurückhaltenden Keyboards getragen, dazu kommt der wunderschöne und klare Gesang Kotipeltos. Zugegebenermaßen ist das Lied extrem kitschig, dass kann man nicht leugnen; aber es ist einfach schön zum Anhören. Nach knapp über 3 Minuten klingt es langsam aus, bis nur noch das Rauschen des Meeres (sind wohl auch einige größere Wellen dabei) zu hören ist und langsam verstummt.

Wer hier nur stures Doubledrum-Gebolze erwartet, ist also ganz und gar falsch. Progressiver und bombastischer als alles ältere von STRATOVARIUS ist „Elements Pt. 1“ geworden. Jedes Stück ist auf seine Art und Weise anders und etwas besonderes, und in einer Sackgasse befindet sich die Truppe sicher nicht. Hier wurde viel neues Terrain beschritten, größtenteils erfolgreich, teilweise weniger. Nach dem ersten Durchlauf mag das Album enttäuschen, oder gar schlecht wirken. Aber wenn man sich reinarbeitet, hat man nach 3 – 5 Durchläufen ein richtig gutes Melodic Metal Album. Also keinesfalls vom ersten Eindruck verängstigen lassen, die Platte braucht seine Zeit! Und in der schicken 3D-Box mit Bonus-CD ist es doch um so schöner. Ich bin jetzt schon gespannt auf „Elements Pt. 2“…

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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