STORMWITCH – die Band, die sich zehn Jahre lang vornehmlich auf den Lorbeeren alter Tage ausruhte und dann 2015 mit einem eher durchschnittlichen Comeback-Werk kurzzeitig ins Licht der Öffentlichkeit zurückkehrte, um sich sodann erneut weitestgehend in die Vergessenheit zu verabschieden. Dennoch, die einstigen Erfolge der Truppe aus Gerstetten tragen so weit, dass der Name STORMWITCH auch heute noch berechtigtes Gewicht hat und wenn die Band um Gründungsmitglied Andy Aldrian ein neues Album veröffentlicht, dann verdient das Aufmerksamkeit.
Die neueste Platte aus dem Hause STORMWITCH trägt den Titel „Bound To The Witch“ und eines kann gleich ganz zu Anfang gesagt werden: Es handelt sich um ein weitaus gelungeneres Album als das etwas banale Comeback-Werk „Season Of The Witch“. Dass diese Band über 35 Jahre nach Gründung überhaupt noch Musik unter ihrem ursprünglichen Namen machen kann, ist dabei zu großen Teilen ihrem Frontmann Andy Aldrian zu verdanken. Dessen Stimme ist nämlich derart würdevoll gealtert, dass sie unerklärlicherweise noch fast genauso klingt wie auf den stilbildenden Alben der Band und auch extreme Höhen erreicht der Mann 2018 noch ohne hörbare Verschleißerscheinungen.
Und wenn sich sein charakteristischer Gesang in Tateinheit mit den etwas tumben aber irgendwie charmanten Geisterbahn-Texten mit solch edlem Riffing wie dem von „Songs Of Steel“ verbindet, dann fühlt man sich auf „Bound To The Witch“ sofort an die Glanzzeiten von STORMWITCH erinnert. Die Baden-Württemberger agieren hier mit weitaus mehr Elan als auf dem Vorgänger, haben in Nummern wie „The Choir Of The Dead“, „Life Is Not A Dream“ oder „Ancient Times“ wirklich zackige Songs mit tollen Riffs und Leadgitarren im Angebot und schaffen dank dichter Atmosphäre mit „The Ghost Of Mansfield Park“ einen echten Hit, der in künftigen Live-Sets nicht fehlen darf.
Zudem fällt auf, dass STORMWITCH auf ihrem neuen Album Wert auf viel Abwechslung legen, und so gibt es neben den traditionellen Heavy Metal-Nummern auch episch-ausladende Songs, eine von Akustikgitarren getragene Ballade namens „Nighingale“ und stellenweise ungeahnt moderne Heavyness in Kompositionen wie „Odin’s Ravens“ oder „Arya“. Letzteres steht der Truppe zwar nicht ganz so gut zu Gesicht und passt auch nicht so richtig zum Gesangsstil des Frontmanns, zeigt jedoch auch, dass STORMWITCH keinerlei Interesse daran haben, musikalisch auf der Stelle zu treten und das kann durchaus honoriert werden.
„Bound To The Witch“ wurde dabei in eine reichlich druckvolle und zeitgemäße Produktion verpackt, die in jedem Fall mit anderen aktuellen Veröffentlichungen mithalten kann, jedoch nicht zu 100% zum pathosschwangeren Heavy Metal dieser Band passen will und zu Lasten von vielschichtiger arrangierten Songs wie dem Titeltrack geht, weil hier ein Stück der mühsam aufgebauten Dynamik verloren geht. Als Bonustracks haben sich STORMWITCH noch ihre drei größten Hits zur als Neuaufnahmen vorgenommen und das macht dank des fetten Sounds auch wirklich Spaß – zwar ist dass dann definitiv wieder das eingangs angesprochene Ausruhen auf Lorbeeren vergangener Zeiten, am Ende eines rundum soliden Albums wie „Bound To The Witch“ darf das aber gerne sein.
In den besten Momenten von „Bound To The Witch“ kommen STORMWITCH [beinahe] wieder an die Qualität ihrer Anfangstage heran, denn hier verbindet die Band ihren ganz eigenen Sound mit tollen Riffs und Gänsehaut erzeugender Atmosphäre. Diese Momente sind auch auf dem neuesten Album der Band um Frontmann Andy Aldrian noch in der Unterzahl, weil es sich bei „Bound To The Witch“ im Großen und Ganzen aber um ein grundsolides und über weite Strecken verdammt spaßiges Heavy Metal-Album mit tollem Gesang handelt und hier obendrein ein Aufwärtstrend im Vergleich zum Vorgänger festzustellen ist, muss STORMWITCH hier auf jeden Fall ein Lob ausgesprochen werden. Weiter so!
Wertung: 7.5 / 10