Das Cover des Stormwarrior-Albums "Norsemen"

Review Stormwarrior – Norsemen

Nicht weniger als fünf Jahre haben sich die Hamburger Power Metaller STORMWARRIOR Zeit gelassen, ehe sie mit „Norsemen“ nun endlich ein neues Album veröffentlichen – selbst für ihre Verhältnisse eine lange Zeit. Diese Durststrecke dürfte vornehmlich in Besetzungswechseln begründet liegen: Drummer Jörg Uken wurde durch Heimkehrer Falko Reshöft ersetzt, Gitarrist Alex Guth machte Platz für Björn Daigger (ehemals bei Majesty) und Bassist Yenz Arnsted ist zwar neuerdings wieder Teil der Band, war aber in den letzten zwei Jahren abwesend und wurde von Connie Andreszka (ehemals Mystic Prophecy) vertreten. Vom ausgiebigen Touren hat das die Hanseaten sowieso nie abgehalten und seit einiger Zeit haben sich die Dinge bei STORMWARRIOR soweit stabilisiert, dass es nun endlich eine neue Platte gibt.

Und die hat es in sich: Nach einem für STORMWARRIOR-Verhältnisse ungewöhnlich langem Intro mit seichten Klavierklängen und zarter Akustikgitarre sprechen die Hanseaten sogleich ein Machtwort, denn mit „Norsemen (We Are)“ eröffnet das neue Album der Herren mit einem brachialen Uptempo-Song, der frischer und befreiter klingt als das komplette vorangegangene Album „Thunder & Steele“. Rasantes Riffing ganz im Stile ihrer ersten beiden Veröffentlichungen legt nahe, dass STORMWARRIOR die Geschwindigkeit wiederentdeckt haben und dieser Eindruck soll sich bis zum Ende von „Norsemen“ halten. 2019 setzen Lars Ramcke und seine runderneuerte Mannschaft so sehr auf Speed Metal wie seit „Heading Northe“ nicht mehr.

So nehmen STORMWARRIOR ihre Fans mit „Norsemen“ auf einen unerwartet rabiaten Hochgeschwindigkeits-Ritt mit und gönnen ihnen nur wenige bis gar keine Verschnaufpausen. Nummern wie „Storm Of The North“, „Freeborn“ oder „Odin’s Fire“ und „Blade On Blade“ bieten allesamt ungebremstes Riff- und Doublebass-Sperrfeuer von Anfang bis Ende und legen Nahe, dass die Veränderungen in der Besetzung der Befreiungsschlag aus dem zuletzt vielleich etwas festgefahrenen Songwriting der Mannschaft waren. Dieser Eindruck wird auch dadurch bestätigt, dass mit Björn Daigger ein neuer Gitarrist in die Band gekommen ist und „Norsemen“nun mit den beeindruckendsten und abwechslungsreichsten Leadgitarren-Duellen seit „Northern Rage“ aufwartet.

Nicht wiederentdecken mussten die Hamburger ihr ausgeprägtes Gespür für große Refrains und Gänsehaut-verdächtige Melodieläufe, denn die zogen sich stets wie ein roter Faden durch das Schaffen von STORMWARRIOR. Auch „Norsemen“ überzeugt wieder mit hymnischen Mitsing-Refrains in jedem Song – wer das früher kitschig fand, wird das auch jetzt noch so bewerten, gerade im Hinblick auf das ansonsten recht ruppige Songwriting nebst durchgehender Doublebass-Attacke bilden die erhabenen Refrains jedoch ein hervorragendes Gegengewicht. Somit stellt das neue Album der Burschen von der Waterkant eine ausgewogene Mischung aus der frischen Angriffslust ihrer ersten beiden Platten und der Erhabenheit von „Heading Northe“ dar, weshalb die Herren mit dieser CD bei langjährigen Fans unter Garantie offene Türen einrennen werden.

Wollte man nun unbedingt Kritik üben, man könnte sich das Klanbild von „Norsemen“ vornehmen: Während das Schlagzeug passend zu seinem Einsatz praktisch alles niedermacht, sind gerade die Rhythmusgitarren leider ein wenig unterrepräsentiert – etwa im Refrain des energiegeladenen „Shield Wall“ sind die Riffs unter Becken und Gesang kaum noch auszumachen. Das ist schade, denn STORMWARRIOR sind vollkommen zurecht als eine der gitarrenlastigsten Power-Metal-Bands mit extrem hohem technischen Niveau bekannt, weshalb dem Klang ein etwas griffigerer Gitarrensound durchaus gut getan hätte. Natürlich gewöhnt man sich daran und „Norsemen“ klingt alles andere als schlecht, es wäre eben das Sahnehäubchen.

Oft ist man schon zufrieden, wenn sich festellen lässt, dass eine Band ihrer Formel mit ihrem neuesten Album treu bleibt. Im Falle von STORMWARRIOR darf man nun gerne noch einen Schritt weitergehen, denn die Herren bleiben sich nicht nur treu, sondern scheinen die Erfolgsformel ihrer stilbildenden Albem gar wiederentdeckt zu haben. Das heißt keineswegs, dass die Hamburger sich auf „Norsemen“ selbst plagiieren würden, aber sie haben erfolgreich den Weg zurück zum hanseatisch geprägten Speed Metal ihrer Anfangstage gefunden. Somit ist das lange überfällige sechste STORMWARRIOR-Album vermutlich das schnellste seit „Northern Rage“ und definitiv ihr bestes seit „Heading Northe“.

 

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Wertung: 8.5 / 10

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