„Seine Familie kann man sich nicht aussuchen“, wird ganz gerne gesagt, um das Dilemma der nicht präferierten Erzeuger zu verdeutlichen, aber im Black Metal Genre gibt es da wohl ganz andere Dämpfer für die Band von Welt. „Seinen Geburtsort kann man sich nicht aussuchen“ sollte es da wohl eher heißen. Was hatten wir nicht schon alles? Pseudo-Rumänen aus Schweden, Pseudo-Vikinger aus England, jetzt kommen sie daher, STORMNATT, ein paar (wie man dem Bandnamen vielleicht schon anmerkt) Pseudo-Skandinaven aus dem schönen Österreich. Dem falschen Geburtsort zum Trotz hat die 2000 gegründete Band sich vorgenommen, dem eher nordisch geprägten Schwarzmetall zu huldigen und im zehnten Jahr ihres Bestehens tun sie das mit der Veröffentlichung ihrer zweiten CD „The Crimson Sacrament“.
Die Band und ich waren uns nun vorher noch nicht so grün. Ein Bekannter hat mir mal den Titeltrack des Vorgängers „Resurrection Ov The Kult“ vorgespielt und ich fand ihn okay, mehr aber auch nicht. Mit „The Crimson Sacrament“ sollte sich das aber relativ schnell ändern, den hier zeigen STORMNATT wirklich, was sie drauf haben. An anderer Stelle laß ich Vergleiche zwischen diesem Werk hier und den Kollegen von Watain oder älteren Darkthrone und obwohl es da Berührpunkte gibt kann ich das so nur sehr bedingt unterschreiben. Denn STORMNATT klingen einfach besser.
In einem sehr gefälligen Soundgewand (nicht zu glattgebügelt, die Ecken und Kanten sind da, etwas mehr Druck hätte reingedurft und die Becken sind manchmal etwas zu penetrant, aber ansonsten prima) hauen uns die vier Wiener nämlich vom Opener „Apparitional Echoes From The Void“ an einen ganzen Haufen cooler Melodien um die Ohren. Gitarrist Antimessiah bastelt ein cooles Tremoloriff nach dem anderen und verleiht den Songs damit eine manchmal richtig fröstelnd kalte, oftmals aber eher melancholische Atmosphäre und Stimmung, jedenfalls finden sich hier ein paar echte Melodien für die Ewigkeit.
Und wegen genau diesem Punkt tue ich mich schwer, das Ding hier mit Darkthrone oder anderen üblichen Verdächtigen in einen Topf zu werfen. Hier wird zwar auch manchmal in höheren Tempi gewildert (im Mittelteil von „Soul Murder Ceremony“ und am Anfang von „The Omega Illumination“ – cooles Riffing übrigens – zum Beispiel), aber wirklich rasend schnell kommen STORMNATT eigentlich so gut wie nie daher. Und noch eine Sache fehlt ihnen, die Hasserfülltheit, die Black Metal normalerweise ausmacht. Versteht mich nicht falsch, das Zeug hier ist alles andere als harmlos, Doublebass, sägende Gitarren und der etwas weit in dein Hintergrund gemischte aber doch sehr coole Krächzgesang von Schreihals Mord sprechen da eine ziemlich deutliche Sprache, aber es ist einfach keine Musik, der ich nicht im Dunkeln begegnen wollen würde, wenn sie ein Mensch wäre. Der Vergleich mag etwas Hinken, aber „The Crimson Sacrament“ ist kein messerschwingender Irrer, der alles in seiner Reichweite abschlachtet, sondern eher jemand, der mit einem Glas Wein in seinem Sessel sitzt und der Apokalypse zuschaut. Und das ist eine verdammt gediegene Sache.
Nachdem das gesagt ist, muss man natürlich insofern relativieren, dass STORMNATT hier keine perfekte CD abgeliefert haben, „The Crimson Sacrament“ hat Schwächen. Oder sagen wir mal „eine Schwäche“, denn mehr wollen mir gerade nicht einfallen, die ist aber nicht ohne. So cool der Sound der Österreicher ist, so sehr mir der geniale Refrain von „Wounds Of Worship“ oder das technisch nicht gerade anspruchsvolle aber doch hochmelodische, ausufernde Solo des Rausschmeißers „Upon The Shores Of Solitude Pt. III“ (nehmt euch ein Beispiel dran, ihr Prog-Solisten, das ist nämlich auch gut… übrigens hat der Song auch noch ein paar sehr coole, gequälte Screams zu bieten) gefällt, so „homogen“ ist die CD doch auch. Und das meine ich jetzt negativ. Zu vieles klingt hier gleich oder ähnlich, zu oft hat man das Gefühl, dass dieses Riff ja saucool ist, aber haben sie das nicht schon im vorigen Song gespielt? Und in dem davor? Und in… ihr versteht schon.
Der Hörbarkeit von „The Crimson Sacrament“ tut das allerdings keinen wirklichen Abbruch, vielleicht war’s ja auch so gewollt (die Titel sind alle mit „Psalm I“, „Psalm II“ und so weiter angereichert… ein Konzeptalbum vielleicht? Nix genaues weiß auch der Promozettel mal wieder nicht…), jedenfalls hauen STORMNATT mit ihrer zweiten CD mächtig rein und bieten dem geneigten Black Metal Fan ein Rundum-Glücklich-Paket, das man nicht verpassen sollte.
Wertung: 8.5 / 10