Zehn Jahre gibt es Stormlord zu dem Zeitpunkt der Veröffentlichung von “At The Gates Of Utopia” schon, und mit ihrem erst zweiten Album versuchen die Italiener an ihr grandioses „The Supreme Art Of War“ aus dem Jahre 1999 anschließen. Doch am Sound hat sich so einiges geändert. Zuerst fällt ein wenig die Produktion auf, die etwas klarer ist als die vorherige, was aber nicht zwangsläufig positiv sein muss, teilweise klingt alles sogar ein wenig zu seicht…
Und das alles ein wenig seicht klingt, beisst sich eigentlich mit meiner nächsten Aussage. Die Keyboards wurden etwas zurückgedreht, um den Gitarren mehr Freiraum und eine größere Führungsrolle zu geben. Die Songs sind allesamt schneller geworden, doch der Thrash-orientierte Gesamtsound wirkt sich ziemlich negativ aus das Album aus. Hier fehlt einfach das epische, das man von den Keyboards gewohnt war und das die Stormlord-Fans geliebt haben.
Doch nicht nur instrumental fehlt das epische, sondern auch was den Gesangsbereich angeht. Cristiano Borchi keift zwar auch wieder wieder wie beim Vorgänger, doch hier gefällt mir irgendwas an seiner Stimme nicht, zum Schluss hin fängt sie sogar an mich zu nerven, fragt mich nicht wieso… Wie auch immer, hier fehlen die epischen und über alles erhabenen Chöre, die Stormlord zu etwas besonderem gemacht haben in diesem Genre. Die sehr selten eingestreuten Tenorgesänge reißen da auch nichts mehr raus und wären am besten gar nicht eingesetzt worden.
Episch ist hier kaum noch was, höchstens noch das Drumming… Die Blastbeats sind hier oftmals viel zu präsent, und wo sie schon auf „Supreme Art Of War“ etwas ungünstig platziert waren, reizen sie hier erst richtig ihre teilweise störende Anwesenheit aus und machen viel von der eh zu wenig vorhandenen Atmosphäre zunichte.
Wo man das Debüt auch noch mit gutem Gewissen zum melodischen Black Metal ordnen kann, ist das hier wirklich nicht mehr drin. Zum einen schon wegen den thrashigen und teils sogar an 80er Jahre Metal angelehnten Riffs, zum anderen wegen einem nicht zu verachtenden Death Metal Anteil. Der fällt vor allem bei „I Am Legend“ und „…And Winter Was“ recht böse ins Minusgewicht. Erstens passen die typischen Death Metal Riffs so gar nicht ins Gesamtbild und zweitens wirken die Growls deplaziert und uninspiriert wie Slayer beim Wacken 2003.
Die Italiener sind hörbar um Abwechslung bemüht, doch das geht ziemlich nach hinten los, denn manchmal wirkt alles so billig zusammengeschustert, dass es schon wieder eintönig und langweilig ist.
Sogar die beim Vorgänger im Song „Immortal Heroes“ perfekt eingesetzten Frauengesänge werden hier bei „A Sight Inwards“ total verhunzt. Nichts mit traumhaft und anmutig schön, sondern nur grottenschlecht, billig und emotionslos.
Was ist nur mit Stormlord los? Typische Trademarks und tragende Elemente rosten einfach unter dem Grundgerüst weg wie die tragenden Teile eines zehn Jahre alten Fiestas. Wirklich schade, was aus dieser vielversprechenden Band geworden ist, mit „At The Gates Of Utopia“ jedenfalls katapultierten sich die, im Booklet übrigens allesamt recht pronzig und machomäßig aussehenden, Römer ins musikalische Nirwana, wo schon so viele andere italienische Bands rumdümpeln.
Leider nur ein durchschnittliches Werk, das man so von Stormlord wohl nie erwartet hätte – macht’s wie ich, schiebt mit einer Träne im Auge einfach weiterhin „Supreme Art Of War“ in den Player und macht euch ein paar Hoffnungen auf Besserung aufs dritte Album, dass uns Anfang 2004 ereilen soll…
Wertung: 5.5 / 10