Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt – ein Sprichwort, das so alt wie wahr ist, und von dem die deutschen Death-Thrasher STIGMATIZED wohl ein Lied singen können: Seit nunmehr elf Jahren treiben sie sich im deutschen Underground herum, und das, obwohl sie durchaus ambitioniert und fleißig zu Werke gehen: 1999 gab man mit der Demo „Mind Control“ das erste Lebenszeichen von sich, fünf Jahre später folgte die nächste und von da an ging es Schlag auf Schlag: Seit 2004 veröffentlichen STIGMATIZED nun in strenger Regelmäßigkeit alle zwei Jahre ein Album – mit „Whispers Of The Dead“ ist es nun zum mittlerweile dritten Mal soweit.
Ob STIGMATIZED der ersehnten Durchbruch diesmal gelingt, ist sicher fraglich – dass sie jedoch auf alle Fälle eine kräftige Schippe an Bekanntheit zulegen werden, so gut wie sicher. Denn mit „Whispers Of The Dead“ haben STIGMATIZED nicht nur ein in allen Belangen extrem professionelles und ausgereiftes Album vorgelegt, sondern zudem ein durchaus als abwechslungsreich und eigenständig zu bezeichnendes – im Thrash Metal keine Selbstverständlichkeit.
Ohne große Umschweife wird der Hörer nach einem kurzen Fade-In, das wirkt, als wäre der Song schon fortgeschritten, als der Hörer dazustößt , bereits bei „The Fall“ direkt ins kalte Wasser geworfen: In beeindruckend klarem und dabei mit der nötigen Portion Aggrssion versehenen Sound drücken hier ansrpuchsvolle Midtempo-Riffs aus den Boxen, die kaum Anlass zu Kritik bieten. Abwechslung bringt aber vor allem Sänger Lay in die Geschichte, hat er – im Gegensatz zu so manchem Genrekollegen – nicht nur ein oder zwei Gesangsarten auf Lager, sondern weiß mit einer Vielzahl von Stimmvarianten zu überzeugen: In den thrashig gesungenen Parts fühlt man sich abwechselnd an diverse bekannte Thrash-Sänger erinnert: Ob Schmier [Destruction], Mille Petrozza [Kreator] oder, allen voran Tom Araya [Slayer]– von allen scheint Lay eine Lektion gelernt zu haben. Darüber hinaus ist der Mann jedoch auch noch des Growlens mächtig – optimal, beachtet man den deutlichen Death-Anteil im Riffing der Band. Elegant werden hier rollende Todesblei-Walzen mit flotten Thrash-Riffs verknüpft – erinnert beispielsweise das Mainriff des Titeltracks in Verbindung mit dem Gesang deutlich an Slayer – jedoch um einige groovende Parts erweitert und mit einem weit gefühlvolleren Solo versehen, als es die vier Jungs aus Kalifornien je geschrieben haben.
Doch nicht nur in den Thrash-Passagen, sondern auch, wo der Death deutlicher in Erscheinung tritt, wie beispielsweise im druckvollen “ Disturbance Of Equilibrium“, können STIGMATIZED zweifelsohne Punkten – und am Ende jedoch vor allem durch die elegante Verschmelzung beider Stile zu einer, modernen, zeitgemäßen Interpretation der Genretraditionen in einer Spielart, die wohl bei Fans beider Genres gut ankommen wird.
Mit „Whispers Of The Dead“ legen STIGMATIZED ein drittes Album vor, welches sich mit allen Wassern gewaschen hat: Egal ob Thrasher oder Deather – hier sollte eigentlich jeder etwas für seinen Geschmack finden. Vielleicht fehlen „Whispers Of The Dead“ noch die absoluten Höhepunkte – handwerklich und vom Prinzip her stimmt hier jedoch bereits jetzt schon so gut wie alles.
Wertung: 8.5 / 10