Wie ihre thrashenden Kollegen Suicidal Angels konnten auch die Schweden STEELWING den „Rock The Nation“-Bandwettbewerb für sich entscheiden. Jetzt sind sie zwar nicht bei Nuclear Blast unter Vertrag, Aufmerksamkeit bekommen sie aber dennoch vermehrt, nicht zuletzt aufgrund ihres Debüts „Lord Of The Wasteland“.
Der Retro-Trend in der nationalen wie weltweiten Metalszene ist nun wahrhaftig nichts neues mehr, aber anders als das Phänomen Old School Thrash ist die Rückkehr des NWoBHM-Sounds noch ein verhältnismäßig unbeschriebenes Blatt. So stehen STEELWING Schulter an Schulter mit ihren Genre-Brüdern White Wizzard und haben sich mit jeder Faser den Anfängen des Metal verschrieben: Das Intro „Enter The Wasteland“ eröffnet die Platte mit mehrstimmigem Gitarrenbombast ganz im Stile der 80er, wobei hier auch gleich ganz konkret Diamond Head zitiert werden.
Ab „Headhunter“ wird dem Publikum dann durchgehend melodielastiger Heavy Metal geboten, der die letzten 25-30 Jahre Musikgeschichte dezent ignoriert. Wie auch das folgende „Roadkill (…Or Be Killed)“ oder „The Illusion“ zeigen, tritt die Band da durchaus bewusst in die Fußstapfen britischer Kapellen wie Raven, Angel Witch und bisweilen gar Iron Maiden, was dank der entsprechenden Riffs nebst überaus schmackhafter Leadgitarren-Arbeit auch ziemlich gut funktioniert – ob ihres geringen Alters haben diese Schweden das 80er-Feeling auch schon ziemlich gut drauf.
Sänger Riley hat zwar keine besonders charakteristische Stimme, dennoch passt sein Organ einfach perfekt zur Musik; allerdings sollte der Mann beim nächsten Mal etwas weniger Vibrato einsetzen, denn das kann nach einiger Zeit gehörig nerven. Abgerundet wird „Lord Of The Wasteland“ von einer leicht basslastigen, typischen 80er-Produktion, weshalb diese Platte klingt, als wäre sie 1981 aufgenommen worden und dann entsprechend digital nachbearbeitet worden – was wahrscheinlich auch genau das ist, was die Band sich vorgestellt hat. So lässt sich im Endeffekt nichts Negatives über dieses Album sagen, wenngleich die Platte eine Menge Eigenständigkeit vermissen lässt, was jedoch für die meisten Retro-Bands gilt. Obendrein glänzen STEELWING ja auch durch ein hohes Maß an Spielfreude und haben ein ausgeprägtes Gespür für gute Songs.
Der britische Frühachziger-Sound ist ja gerade wieder voll im Kommen und wer mit der kurz vorher erschienenen White-Wizzard-Scheibe noch nicht ausreichend bedient ist, der bekommt dank STEELWING nun den entsprechenden Nachschlag. Anspieltipps: „Headhunter“, „Sentinel Hill“, „Clash Of The Two Tribes“.
Wertung: 7 / 10