Hinter dem klangvollen Namen STARQUAKE verbirgt sich das ambitionierte Projekt eines einzelnen Mannes aus Bayern, namentlich Mikey Wenzel, der es sich gemeinsam mit zahlreichen Mitmusikern offensichtlich zur Aufgabe erklärt hat, den 70er- und 80er-Hard-Rock-Sound im Stile alter Spock’s Beard und Rainbow wiederzubeleben. Denn nach nichts anderem klingt das Debüt „Times That Matter“, welches mit seinen satten 74 Minuten Spielzeit, einem Artwork des renommierten britischen Fantasy-Malers Rodney Matthews und seinen teils verrückten Sounds aufwartet.
Wenzel hat sich hierbei wahrlich nicht lumpen lassen. Dem Hörer wird während der extrem langen Spielzeit ein regelrechter Overkill an Ideen und Arrangements geboten: Gleich drei Gastmusiker steuern Gitarrenleads und teils ausufernde Soli bei, die Hammond-Orgel darf selbstverständlich nicht fehlen – dazu noch Flöten- und Violinenklänge, weiblicher Gesang und und und… Die Songs pendeln dementsprechend zwischen kurzen, kompakten Rocknummern und progressiven, teils überambitionierten („Rise And Fall“ bringt es auf satte 21 Minuten) Epics hin und her, die teilweise gar Musical-Charakter aufweisen. Bei der Fülle an Songmaterial und Ideen überrascht es dann auch nicht, dass STARQUAKE hier und da schwächeln und sich streckenweise in ihrem Retro-Vorhaben verzetteln. Gerade das angesprochene „Rise And Fall“ wirkt in sich oft nicht konsistent und offenbart mehrere Parts, die nicht wirklich zusammenpassen wollen – die Zirkuseinlagen und vermeintlichen Livemitschnitte zur Mitte des Songs nur mal als Beispiel. Da können die noch so herrlichen Soli und Leads zum Ende hin leider nicht drüber hinwegtäuschen. Auch ein „I’m Goin‘ Mad (You Comin‘?)“ mag mit seinen A-capella-Einlagen nicht wirklich zünden. Besser macht es da schon der Opener „Scenes From A Revolution“, ein schlüssiger und intelligent aufgebauter Achtminüter, der harmonisch in „Times That Matter“ einführt und trotz ausladender Instrumentalpassagen überzeugt. Auch die kurze Stadion-Rock-Hymne „Here I Go Again“ macht trotz eher unorigineller Melodieführung mehr als Laune. Mit dem Titeltrack tischen STARQUAKE dann groß auf und servieren eine wunderschöne, aufs Nötigste reduzierte Ballade, bei der speziell Wenzel mit seiner abwechslungsreichen Stimme begeistern kann, welche nebenbei bemerkt wunderbar zu dieser Art von Musik passt. Wer es dagegen etwas metallischer mag, kann dem Maiden-artigen „No More Hate“ lauschen.
Wenig Schatten, viel Licht – so könnte ein abschließendes Fazit zum vielfältigen Debüt von STARQUAKE lauten. „Times That Matter“ besitzt zahlreiche gänsehautartige Momente sowie gelungene Referenzen an alte Hard-Rock-Legenden. Das ist zwar nicht gerade originell oder eigenständig, klingt aber trotzdem ehrlich und im Jahr 2015 auch irgendwie erfrischend. Zumindest ist der Band etwas gelungen, was beispielsweise ein Tobias Sammet die letzten Jahre mit Avantasia nicht geschafft hat – eine gelungene Brücke zur Vergangenheit zu schlagen und gleichzeitig nicht allzu altbacken zu klingen.
Wertung: 7.5 / 10