Heidi Solberg Tveitan dürfte, wenn überhaupt, den meisten nur unter ihrem Künstlernamen „Ihriel“ ein Begriff sein. Unter diesem Synonym betrieb sie zusammen mit ihrem Mann Ihsahn eine experimentelle Metalband mit dem Namen „Peccatum“. Und erst kürzlich besang sie das Album „Grimen“ von Hardingrock feat. Ihsahn. Nun begibt sich die Dame also wieder auf Solopfade und veröffentlicht nach dem Werk „Iter.Viator“ von 2001 ihr nächstes Album, das auf den Namen „The Thread“ hört. Unterstützt wurde sie dabei unter anderem vom österreichischen Elektro- und Ambientespezialisten Markus Reuter.
Obwohl die junge Dame eine sehr angenehme Stimme hat, lässt sie selten etwas davon hören. Das Album schwebt durchgehend in atmosphärisch-elektronischen Welten. Melancholisch, ruhig und meistens minimalistisch spielt Heidi mit Synthesizer und Keyboard. Oft im Vordergrund stehen hier die behutsamen Pianoeinsätze. Manchmal erinnern die Kompositionen (z.B. „Drag Me Down“) an den reduzierten Soundtrack von „Final Fantasy VII“ von Nobuo Uematsu, ohne jedoch jemals dessen Kraft zu erreichen. Nur bei „Blood, Bones And A Skull“ gibt es einen kurzen Ausbruch, der aber nur aufgrund der vorherigen Ruhe als solcher wahrgenommen werden kann. Oft unauffällig im Hintergrund agiert ein Schlagzeug, das nie mehr als über die Felle streicht. Erklingt aus dem Nebel der atmosphärischen Melancholie doch einmal kurz Heidis Stimme, wirkt diese wie eine Beschwichtigung, das schlussendlich doch nicht alles so düster ist, wie die Musik erscheinen lässt. Etwas schneller, fast rockig wird es hingegen, sobald der männliche Gastsänger eine wichtige Rolle einnimmt („Blood, Bones And A Skull“, „Crossing Over“). Der Bonustrack „Neo Drugismo“ weckt bei mir Assoziationen zu der Neofolk-Band Rome, wobei STAROFASH niemals diese apokalyptische Stimmung erzeugen kann.
„The Thread“ ist ein Album, das wie kaum ein zweites von der Stimmung des Hörers lebt: Wer dem Werk konzentriert lauscht, wird nach 40 Minuten wie aus Trance aufwachen. Einer Trance, in der Gedanken, scheinbar ohne Eindruck zu hinterlassen, an dem Hörer vorbeigezogen sind. Wer sich jedoch – und sei es nur in diesem einen Moment – nicht fallen lassen kann, wird etwas ratlos zurückblieben. Aus diesem Grund werde ich auch keine Punkte vergeben. Jeder der sich von dem Review angesprochen fühlt, sollte eine Hörprobe riskieren und für sich selbst herausfinden, wie tief dieses Album geht.
Keine Wertung