Sich an einer Band wie Iron Maiden zu orientieren, kann – gemessen an der Kreativität, die das Oeuvre der Briten auszeichnet – kein Schaden sein. So ähnlich mögen auch die Schweden von STARBLIND gedacht haben, deren drittes Album „Never Seen Again“ erneut wie eine Hommage an die NWoBHM-Vorreiter klingt. Mit Marcus Sannefjord Olkerud (ehemals Rocka Rollas) konnte die Band allerdings einen Sänger für sich gewinnen, dessen Gesangsweise eher dem klassischen Power Metal früher Helloween verpflichtet ist. STARBLIND setzen damit auf der einen Seite ihren von den beiden Vorgängeralben bekannten musikalischen Weg fort, schaffen es aber zugleich, einige neue Akzente zu setzen.
Hat man sich erst einmal ausgiebig über die Bandphotos gegruselt, die irgendwo zwischen 80er-Jahre-Spandex und Adidas-Model zu verorten sind, werden dem Hörer gut 50 Minuten melodischer und vor allem eingängiger Power Metal mit der bereits erwähnten Iron-Maiden-Schlagseite geboten. Wie sehr sich das Vorbild der Schweden in die DNA der Band eingeschrieben hat, lässt sich in eigentlich jedem einzelnen Song nachweisen und ist häufig bist in feinste Nuancen der Instrumentierung nachvollziehbar – sei es die Schlagzeugarbeit („Demon Rider“), die Strophenführung („Tears Of A Soldier“) oder das Riffing („The Shadow Out Of Time“), alles zeugt von der intensiven Beschäftigung mit den Eisernen Jungfrauen. Und ein Song wie „The Last Stand“ steht eigentlich permanent unter Plagiatsverdacht. Selten sind STARBLIND in puncto Struktur und Melodiearbeit so nahe an Iron Maiden dran wie in diesem Stück – man muss eigentlich nur die Augen schließen und die Gedanken driften unweigerlich zu diesem oder jenem Maiden-Song ab.
Dass STARBLIND nicht lediglich als verkappte Cover-Band gehandelt werden können, liegt an dem Umstand, dass das Quintett hier und da doch etwas geradliniger agiert und zudem stärker Elemente des Power Metals in ihren Sound integriert. Das liegt, wie gesagt, vor allem am Gesang, der überdurchschnittlich hoch ist und eher Assoziationen an deutsche Bands bekannter Signatur aufkommen lässt. Und: STARBLIND machen ihre Sache schlicht gut. Sicher, Originalität wird man auf „Never Seen Again“ vergeblich suchen, aber die Songs sind stimmig aufgebaut, die Refrains eingängig, die Strophen melodisch und gerade der Gesang ist absolut überdurchschnittlich. Dass man textlich hier und da mit emotionalen Versatzstücken à la Hollywood gequält wird (so in „Eternally Bound“, wo es im Bezug auf einen verblichenen Freund tatsächlich heißt „we danced and we sang in the rain“) und es Momente unerträglicher Eingängigkeit gibt, die dem Power Metal von Bands wie Nocturnal Rites manchmal anhaftet – eingestanden. Demgegenüber stehen aber astreine Metal-Songs wie der Opener, das Titelstück, das flottere „Avarice (The Fourth Circle)“ oder das bereits erwähnte „The Last Stand“, die einfach Spaß machen. Unterm Strich ist „Never Seen Again“ ein stilbewusstes und äußerst kurzweiliges Album geworden, das STARBLIND fester in der Szene verankern sollte.
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Wertung: 7.5 / 10