(Rock / Folk / Jazz / Doom / Black Metal) Vor nunmehr zehn Jahren gegründet, mögen STANGALA aus Quimper in der Bretagne vielleicht nicht die produktivste aller Bands sein – schließlich ist „Klañv“ erst ihr zweites Studioalbum. Dafür bekommt der Hörer – wie schon auf dem 2011er-Debüt „Boued Tousek Hag Traoù Mat All“ – definitiv eine französische Spezialität auf den (Platten)teller.
Wo „Bigoidened An Disoul“ zunächst noch beschwingt-rockig mit leichtem Stoner-Touch beginnt, lässt spätestens der Saxophon-Einsatz aufhorchen: Denn obwohl es nicht unbedingt das ist, was man nach den ersten Takten erwartet hätte, passt es doch hervorragend ins Bild. Auch im weiteren Verlauf des Albums bleiben STANGALA diesem Konzept treu und winden sich ein ums andere Mal gekonnt aus jeder Genre-Schlinge. Denn die über weite Strecken instrumental gehaltene Musik von STANGALA kann auch ganz anders als bislang beschrieben klingen: Düster-doomig („Hent Loar“) beispielsweise, oder roh und aggressiv („Lutuned An Noz“). Mit dem Titeltrack „Klañv“ könnten STANGALA glatt die Nachfolge von Lifelover antreten: Pop-Kompositionsmuster und Ohrwurmmelodie treffen auf eine düstere Atmosphäre, wie sie sich so manche „böse“ Black-Metal-Band nur wünschen kann.
Der Trick ist, dass STANGALA stets subtil bleiben und nicht auf Teufel komm raus gemein klingen wollen. Stattdessen scheren sich die Herren scheinbar generell wenig um die Erwartungshaltung der potentiellen Hörerschaft. „N’eus Ket Dremmwel Hiviz“ kommt unerwartet mit akustischer Gitarre daher, „Marv Int Ar Martoloded“ verirrt sich in die weiten Gefilden des Prog-Rock und im epischen Finale, „An Ankou Hag Ar Vor“, schrecken STANGALA auch vor einem jazzigen Mittelpart inklusive Walking Bass und Piano nicht zurück – obwohl man es eigentlich mit einer stark vom Black Metal inspirierten Nummer inklusive genretypischem Schreigesang zu tun hat.
STANGALA haben viel zu bieten – nur keine Durchschnittskost. Das muss man natürlich mögen. Da die Franzosen jedoch in allen Bereichen zu überzeugen wissen und sich mit ihrem Stilmix nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, dürften sie ihre Nische finden. Fans von verschrobenen Bands wie Solefald, Hail Spirit Noir und Konsorten sollten hier mal ein Ohr riskieren – aber auch Hörer aus dem Stoner-, Folk- oder Psychodelic-Doom-Sektor könnten an der einen oder anderen Nummer ihre Freude finden.
Wertung: 8.5 / 10