STAIND ist STAIND und bleibt auch STAIND. Egal was passiert. Das zeigen sie schon selbst durch den überraschend ehrlichen Titel des neuesten Longplayers The Illusion Of Progress. Denn Fortschritt, Spontanität, Neuerungen sucht man bei den Mannen um Songwriter und Sänger Aaron Lewis erfolglos. Allzu viel Abwechslung darf man auf einer STAIND-Platte leider auch nicht erwarten. Immerhin hat sich das lange erprobte Rezept aus Herzschmerz-Melancholie, eingängigen Melodien und Gesangslinien auf bisher 3 Nummer-1-Alben bewährt.
Eigentlich sollte es beim Gang ins Studio die bisher härteste Platte der Alternative-Rocker werden. Doch stattdessen ist das Ergebnis eine 54-minütige Hinsingle geworden. Moderner, ruhiger Rock im Stile Nickelbacks, der 3 Doors Down oder Cold, radiotauglich, massenkompatibel, aber doch nicht unbedingt schlecht. Denn bei all dem Negativen, das man über die Musik sagen kann, ist doch unbestritten, dass Lewis ein begnadeter Songwriter ist. Schmecke ich zwar den von ihm angesprochenen Geschmack Pink Floyds nicht, können Songs wie „All I Want“ oder „Break Away“ durchaus emotional berühren.
Auch die etwas rockigere Single, die Bluesnummer „Tangled Up In You“ und das von Chören durchzogene „The Corne“r sind nicht von schlechten Eltern, gehen beim ersten Hören direkt ins Ohr, bleiben aber dann nicht unbedingt dort sitzen. Eingängigkeit, ja, sphärische Melodien, getragen vom melancholischen Gesang, doch auch Eintönigkeit. Wer STAIND bisher mochte, wird auch mit dem sechsten Album nichts falsch machen und im seichten See der sanften Emotionen ertrinken, wenn er möchte.
Das Artwork und die Produktion des Silberlings passen sich dem musikalischen Konzept bedingungslos an und bilden ein homogenes Ganzes, welches durch die beiden Akustikversionen von „It’s Been A While“ und „Schizophrenic Conversations“ abgerundet wird. Vermutlich funktioniert das Prinzip STAIND auch etwas ruhiger noch, vielleicht sogar besser. Das sollte jeder für sich entscheiden.
Wertung: 6 / 10