Ein fünfköpfiges Gespann aus Belgien und den Niederlanden, das sich dem Modern Metal verschrieben hat. So brüsten sich SPOIL ENGINE nicht nur mit postmoderner Härte und apokalyptischer Atmosphäre, sondern auch mit Einflüssen wie In Flames, Arch Enemy, Bring Me The Horizon und Architects. So sollte das vierte Studioalbum „Stormsleeper“, das in Zusammenarbeit mit Arising Empire und Nuclear Blast erscheint, wohl eine richtige Granate, wenn nicht sogar eine Bombe der modernen und harten Gitarrenmusik darstellen. Leider wird der Longplayer den hohen Erwartungen nur bedingt gerecht.
Der Opener „Disconnect“ macht bereits klar, dass SPOIL ENGINE keine Gefangenen nehmen wollen. Alles ist auf Härte ausgelegt, von der Gitarre bis zum Gesang. Darin offenbaren sich aber auch Schwachstellen, die zu einem chaotischen Klangbild führen. Die Überstrapazierung der Textzeile „Fuck You“ ist dem Ersteindruck ebenfalls nicht zwingend zuträglich. Wenn Frontfrau Iris Goessens allerdings auf ruhige Momente setzt und Klargesang ins Spiel bringt, dann entstehen weitaus intensivere Momente („Silence Will Fall“). Dieser Eindruck manifestiert sich auch im weiteren Verlauf der Platte. Immer dann, wenn der Sängerin ruhige Momente zugestanden werden, die in den Alternative Metal münden, dann kann sich ihre geballte Kraft entfalten. Die Gitarrenarbeit erinnert sehr an die eingangs genannten Arch Enemy. Schnelle Melodien, beinharte Riffs und aberwitzige Soli reihen sich in oftmals rasanter Geschwindigkeit aneinander.
„Hollow Crown“ wurde mit teils vertrackten und an Sludge erinnernden Parts versehen, die ein weiterer starker Moment dieses Albums sind. Das größte Highlight hat sich die Band fast bis zum Schluss aufgespart: „Sleeping Sirens“ geht unter die Haut, setzt verstärkt auf die klaren Gesangsmomente und verkommt damit aber nicht zur kitschigen Ballade. Die Screams werden hier nur punktuell eingesetzt und lassen dadurch mehr Atmosphäre entstehen. Man kann bei der ganzen Energie und Leidenschaft, die die zehn neuen Songs mitbringen, durchaus verstehen, aus welchen Gründen Arising Empire und Nuclear Blast auf SPOIL ENGINE setzen. Da wäre zum einen noch das treibende Schlagzeug, das zu jedem Moment Präsenz zeigt. Zum anderen ist die Produktion sehr gut gelungen. An kleineren Mankos kommt die fünfköpfige Band dennoch nicht vorbei. In Sachen Screaming ist Sängerin Iris teilweise etwas unbeholfen, was oftmals den schnittigen Gitarren den nötigen Drive nimmt. Die Anlehung an die (legendären) Arch Enemy ist auch nicht immer hilfreich. Zu stark fällt die Ähnlichkeit zur Szenegröße aus, was nicht nur am weiblichen Gesang liegt und die Titel an einigen Stellen sehr überfrachtet.
SPOIL ENGINE täten gut daran ihrer Frontfrau öfter eine kleine Pause zu gönnen: Entweder komplett instrumental oder sich eben mehr auf ihren Klargesang zu besinnen, der deutlich mehr Intensität als der brutale Gegenpart zu bieten hat. In Sachen Instrumentierung beherrschen die Musiker ihr jeweiliges Gebiet, in der Gesamtheit entsteht oftmals ein vollgepackter Sound, der zur Überforderung einlädt. SPOIL ENGINE sind mit „Stormsleepers“ auf keinem schlechten Weg, sollten aber ihre Stärken noch weiter ausbauen. Für den richtig großen Wurf reicht dieses vierte Studioalbum leider nicht aus.
Wertung: 6.5 / 10
Habe Spoilengine/Iris in Wacken gesehen – und muss eurer Kritik ein wenig wiedersprechen.
Entweder hat sie in dem einen Jahr dramatisch an Stimmvolumen, gerade im Guturallgesang, gewonnen – oder sie ist live einfach viel besser als im Studio :-)
Der Wacken-Auftritt war grandios, für mich ohne jeglichen Mangel und absolut überzeugend, gerade von Iris. Der Druck war brutal, keine Spur von „gehetzt“ und das Zusammenspiel mit der Band perfekt.
Der Vergleich mit Arch Enemy hinkt jetzt natürlich alleine schon wegen dem großen Unterschied SpoilEngine/WET-Stage/Zelt vs. Arch Enemy/Faster/OA – aber was die Stimmen der beiden Frontfrauen angeht, geht für mich dieser Vergleich mit Alissa White-Gluz 1:0 für Iris aus.
Meine Bewertung für Stormsleeper ist deshalb insgesamt 9/10!