Wenn der Sohn eines Weltstars wie Phil Collins plötzlich eine eigene Progband gründet, lässt das zweifellos aufhorchen. Dass Simon Collins mit seiner Band SOUND OF CONTACT allerdings zu solchem Weltruhm gelangt wie sein Vater mit den Prog-Koryphäen Genesis und seiner späteren Solokarriere, glaube ich eher nicht – dazu werden die vorliegenden Songs vermutlich zu wenig im Radio gespielt. Deshalb werden sich leider nur die wenigsten bei „Dimensionaut“ das erste Mal küssen, von der langjährigen Freundin trennen oder das Album beim Bügeln hören.
Dabei ist das, was Simon Collins hier mit seinem Songwriter-Kollegen Dave Kerzner (ex-Thud, ex-Giraffe) präsentiert, eigentlich recht leichte Kost. Es handelt sich zwar um ein Science-Fiction-Konzeptalbum; die Songs werden aber durch die Bank von starken, eingängigen Melodien getragen, die klar im Fokus stehen. Instrumentale Ausflüge gibt es immer wieder, sie fallen aber eher handzahm aus und sind stets überaus melodisch. Insofern lässt sich SOUND OF CONTACT ein wenig mit It Bites oder Lifesigns vergleichen.
Wie sein Vater übernimmt auch Sohn Simon auf „Dimensionaut“ das Schlagzeug und den Gesang. Seine warme Stimme passt perfekt zum recht Neo-Prog-lastigen Klang der Platte, ist technisch blitzsauber und wird kaum jemandem nicht gefallen. Wer ein wenig im Gedächtnis kramt, wird sich vielleicht noch an den Song „Pride“ erinnern; eine smoothe Electro-Pop-Nummer, mit der Simon Collins im Jahr 2000 erstmals im Musikbusiness von sich Reden machte und die in ganz Europa ein Charterfolg war. Gott sei Dank ist das Debüt von SOUND OF CONTACT damit nun wirklich nicht zu vergleichen und durch die Bank gehaltvoller und tiefgehender. Allerdings ist es auch nicht gerade besonders dynamisch, sondern sonnt sich allzu oft in Wohlklang und Midtempo. Wenn die Handbremse öfters so gelockert werden würde wie bei „Cosmic Distance Ladder“, wäre die Scheibe gleich eine ganze Klasse besser.
Da es sich dem Etikett nach hier um Progressive Rock handeln soll, darf natürlich ein Longtrack nicht fehlen: Das 19-minütige „Möbius Sleep“ schließt das Album dementsprechend so ab, wie es von Progrock-Fans erwartet wird. Letztendlich handelt es sich hierbei um Einzelsongs, die miteinander verwoben wurden – wobei die Übergänge gelegentlich recht ruppig ausfallen. Hier merkt man schnell, dass das eigentliche Steckenpferd von Simon Collins Ohrwurm-Melodien sind, nicht 20-minütige Prog-Eskapaden. Wie der Vater, so der Sohn. Und die Melodien sind wirklich gut: Mal erinnern sie an die Beatles („Not Coming Down“), mal an Yes („Sound Of Contact“) und oft an die schon erwähnten It Bites. Die Produktion ist ebenfalls hervorragend ausgefallen.
Insgesamt ist „Dimensionaut“ eher gutgemachter Melodic Pop-Rock, der um einige komplexere Instrumentalparts und spacige Sounds erweitert wurde, als waschechter Progressive Rock. Wer nicht mehr erwartet, den wird die Platte gut unterhalten. Als Anspieltipps eignen sich „Cosmic Distance Ladder“ (progressiver wird’s hier im Grunde nicht) und „Beyond Illumination“, ein bezauberndes Duett von Simon Collins mit Gastsängerin Hannah Stobart.
Wertung: 7.5 / 10