Der Tod als modisch in Leder gekleideter Herr, der vor dem potentiellen Käufer und Hörer der CD den Hut zieht? Ach, das waren noch Tage, damals, zu Zeiten des Wilhelminismus, als man noch vor jeder Dame den Hut lüften konnte und als man die Sozialisten noch an der Batschkappe erkannte. Mit den Finnen von SOULHEALER hat das alles nichts zu tun – außer vielleicht, dass man sich beim Hören von „Chasing The Dream“ ebenfalls an die „guten“ alten Zeiten erinnert fühlt.
Die fünf Finnen haben sich dem melodischen Metal verschrieben und ihrer Herkunft nach müssten sie somit einen stark an Stratovarius und Sonata Arctica angelehnten Stil spielen – glücklicherweise tun sie das nur bedingt. Nicht, dass man gar keine Elemente dieser beiden Gruppen finden würde, aber die große Kitschgefahr, die dieser glattgebügelte und von Spannung manchmal bis zur Unerträglichkeit befreite Sound bereithält, wird von SOULHEALER gekonnt umgangen.
Das liegt zum einen daran, dass man sich nicht nur an skandinavischen Größen orientiert, sondern auch in den Süden – in diesem Falle: Deutschland – schaut und gekonnt Aspekte des melodischen Power Metals in seine Musik integriert. So erklingen im Opener „Wicked Moon“ Melodien, die deutlich in Richtung frühe Helloween zielen und bei Stücken wie dem coolen Titeltrack fühle ich mich an frühe Rage-Scheiben erinnert. Der andere, äußerst positiv zu vermerkende Punkt, der dazu beiträgt, dass aus „Chasing The Dream“ kein Weichspülerprodukt geworden ist, trägt den Namen Jori Kärki. Dieser Herr ist als Sänger ein echter Glücksfall, seine Stimme ist tief, kräftig, rau und verleiht der Musik eine ordentliche Portion Härte. Hohe Schreie finden sich nicht, dafür wuchtig vorgetragene Gesangsbögen, die den größten Teil der Spielzeit über Spaß machen.
Die Band beweist ein durchaus ausgeprägtes Gespür und Bewusstsein für kerniges Riffing, doppelte Gitarren-Leads und eingängige Melodien und Stücke wie der bereits erwähnte Opener, „The Deception“, das Titelstück oder auch „Finally Free“ zeigen teilweise schon so etwas wie eine eigene Handschrift – schlicht gut komponierte Songs, die man sich nahezu immer anhören kann. Leider gibt es auch weniger spektakuläre Kompositionen („Don’t Look Back“, „Into The Fire“), die uninspiriert aus den Boxen kriechen und den Gesamteindruck der Scheibe nach unten zerren. Man merkt zudem bei häufigerem Hören der Scheibe, dass sich die Melodien doch oft nach dem gleichen Schema entwickeln – ein bisschen weniger Homogenität hätte hier sicherlich nicht geschadet. Dafür gibt es zum Abschluss mit „Smoke & Mirrors“ noch ein etwas längeres, wirklich durchweg gelungenes Stück (dessen Anfangsmelodie mich enorm an Accepts „Shadow Soldiers“ erinnert), das den Hörer letztlich versöhnt zurücklässt. Fans des melodischen Power Metals sollten hier definitiv mal reinhören.
Wertung: 7.5 / 10