Das Cover von "Totem" von Soulfly

Review Soulfly – Totem

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Thrash Metal

Vier Jahre Wartezeit auf ein neues Album – das gab es noch nie in der nunmehr auch schon 25-jährigen Karriere von SOULFLY. Zum Glück kam 2021 immerhin mit dem selbstbetitelten Debüt von Go Ahead And Die ein anderes Album von und mit Max Cavalera heraus, man müsste sonst fast befürchten, die Fans könnten Entzugserscheinungen entwickeln. Mit „Totem“ legen nun auch SOULFLY nach – und knüpfen dort an, wo sie mit „Ritual“ 2018 aufgehört hatten.

Wir erinnern uns: Mit „Ritual“ war Max Cavalera nach dem arg rohen Death-Thrash-Machwerk „Archangel“ (2015) wieder ein anständiges SOULFLY-Album gelungen. Die Vielfalt und Stärke der Nu-Metal-geprägten ’90er-Jahre-Alben blieben zwar unerreicht – zumindest aber gab es wieder soliden Thrash mit Tribal-Elementen, und das in ordentlichem Sound.

Auch „Totem“ basiert auf genau dieser Mixtur. Tribal-Percussions und ein typisches SOULFLY-Riff eröffnen in „Superstition“ den Reigen. Für die folgenden rund 40 Minuten ist die Agenda damit auch schon umrissen: Mal mit voller Aggression („Scouring The Vile“, feat. John Tardy von Obituary), mal eher groovig („Damage Done“) thrashen sich Max und Konsorten durch acht Songs. Die Routine aus nunmehr fast 25 für Sepultura, Nailbomb, Cavalera Conspiracy, Go Ahead And Die und eben SOULFLY komponierten Alben sorgt dafür, dass jeder einzelne Track absolut stimmig klingt – vielleicht hat auch gerade die Arbeit mit seinem Sohn am gewollt stumpfen Proto-Metal-Album „Go Ahead And Die“ dafür gesorgt, dass Max Cavalera bei SOULFLY wieder etwas mehr auf Vielschichtigkeit setzt.

Und doch dauert es bis zu Track neun und zehn, bis die ersten echten Überraschungen zu hören sind: Die erste ist, dass das Instrumental, das auf keinem SOULFY-Album fehlen darf („Soulfly XII“), erstmalig seit „Prophecy“ nicht mehr an letzter Stelle der (regulären) Tracklist steht. Die zweite Überraschung ist „Spirit Animal“ – ein fast zehn Minuten langer Song, der von Ambient und Tribal-Sounds über Thrash und Groove Metal bis hin zu Reggae diverse Genres in sich vereint. Damit bietet der Song, an dem auch Richie Cavalera (Gesang) und Power-Trip-Drummer Chris Ulsh (Lead-Gitarre) mitgewirkt haben, nicht nur mehr Dynamik und Abwechslung als das restliche Album und seine zwei Vorgänger, sondern auch genau jenen bunten Stilmix, der SOULFLY in ihren frühen Tagen so stark gemacht hat.

Warum so wenig, warum so spät? Fraglos ist der Thrash, den die acht „Haupt-Songs“ von „Totem“ zu bieten haben, mit der stärkste, den man bei SOULFLY seit Max‘ Rückkehr zum Thrash Metal mit „Dark Ages“ (2005) gehört hat. Seit dem Ausstieg von Flamenco-Gitarrist Marc Rizzo fehlt jedoch jedwede stilistische Brechung: Produzent Arthur Rizk, der hier als „Hired Gun“ die Leadgitarren-Spuren beisteuert, liefert als Metal-Solist zwar gute, aber eben auch sehr konservative Arbeit ab. Lob verdient der Mann jedoch für die Album-Produktion, die mit einem sehr weichen und vollen Klang zu gefallen weiß.

SOULFLY sind auch 2022 eine reine Thrash-Band. Das kann man nun (etwa als Fan früher Sepultura-Alben) gutheißen, oder aber (etwa als Fan früher SOULFLY-Alben) schade finden. In dem, was er tut, ist Max Cavalera jedenfalls nach wie vor absoluter Profi – entsprechend kann „Totem“ auch guten Gewissens als rundum gelungenes Album bezeichnet werden. Ausgerechnet der starke Albumabschluss mit „Spirit Animal“ lässt jedoch die Frage aufkeimen, ob Max Cavalera nicht auch auf Albumlänge noch deutlich spannendere Musik schreiben könnte – ein Meisterwerk, das man gehört haben muss, ist „Totem“ nämlich abermals nicht geworden.

Randnotiz: Dass Nuclear Blast Records „Totem“ als erstes SOULFLY-Album überhaupt nur in einem profanenen Jewelcase veröffentlichen, ist schade und wird dem gelungenen Artwork nicht gerecht.

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Wertung: 8 / 10

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