Black Metal hat ein Problem mit Rechtsextremismus. Genau genommen besteht das Problem darin, dass allzu viele Bands gerade kein Problem mit derlei Ideologien haben. Erfreulicherweise regt sich jedoch zunehmend Widerstand gegen diesen Missstand. Unter dem Banner des RABM („Red And Anarchist Black Metal“) sammeln sich mehr und mehr Bands wie Dawn Ray‘d, Non Serviam, Trespasser und Ashenspire, um den faschistischen Kräften in der Szene nicht kampflos das Feld zu überlassen. Zu dieser sich im Aufwind befindenden Bewegung zählen auch SORDIDE, die mit „Les Idées Blanches“ bereits ihr viertes Album veröffentlicht haben.
Den gegen so manche RABM-Band erhobenen Vorwurf, politisch zwar auf der richtigen Seite zu stehen, musikalisch jedoch nicht viel draufzuhaben, müssen SORDIDE sich keineswegs gefallen lassen. Innovativ ist der Sound des Trios zwar nicht, sehr wohl aber effektiv und grundsolide umgesetzt. Dass man stilistische Ausschweifungen wie etwa bei den ähnlich ausgerichteten Ancst, die auch kantigen Hardcore und bedeutungsschweren Post-Rock in ihren Sound einfließen lassen, bei SORDIDE nicht vorfindet, stört überhaupt nicht.
Der schwungvolle Black Metal des Trios kommt mit einer aufmüpfigen Punk-Attitüde daher, die angesichts der politischen Einstellung der Band wie die Faust aufs Auge passt. Davon abgesehen, dass die Band über kurze Strecken ein wenig auf die Bremse tritt und etwa den schleppenden Titeltrack mit mysteriösen Clean- und Akustikgitarren einleitet, sind die überwiegend temporeichen Tracks vollkommen kohärent. Zugleich wissen SORDIDE aber auch, wie man packende Songs schreibt, sodass „Les Idées Blanches“ nie zu eintönig oder ermüdend wird.
Zwischen den wutentbrannten Screams und Gang-Shouts, schmissigen Riffs und Drums blitzen immer wieder auch unheilvolle Melodien auf und mit dem abschließenden Neunminüter „Vers Jamais“ beweisen SORDIDE, dass ihre Musik nicht nur für kurze Schnellschüsse taugt. Auch in produktionstechnischer Hinsicht ist das vierte Album der Band richtig stark. Die Songs schmeißen sich mit viel Wucht in die Gehörgänge, sind aber auch klanglich gut abgerundet und außerdem mit einem überaus präsenten Bass ausgestattet.
Wie schon viele Bands vor ihnen stellen SORDIDE mit „Les Idées Blanches“ unter Beweis, dass Black Metal keinesfalls eine Domäne der politisch Verblendeten sein muss. Unter den zahlreichen Acts, die sich etwa durch ihre Beiträge zu Compilations wie „Black Metal ist Klassenkrieg!!!“ oder „Black Metal Rainbows“ klar gegen Rechtsextremismus positionieren, gehören SORDIDE gewiss zu den eher konventionellen und klanglich gemäßigten. Dennoch birgt ihre dem Punk nahestehende Interpretation des Genres mehr als genug Schlagkraft und Eingängigkeit, um der Botschaft der Franzosen den nötigen Nachdruck zu verleihen und nicht völlig im Meer gleichklingender Underground-Veröffentlichungen unterzugehen. Also nichts wie auf die Barrikaden!
Wertung: 7.5 / 10
rüß dich!
Deinen ersten Absatz verstehe ich vom Sinn nicht.
Warum kann man erwarten das ne Band sich von „rechts außen“ abzugrenzen hat? Ich wüsste nicht warum dir ne Band irgendwas schuldig wäre. Speziell wenn diese Themen die Band überhaupt nicht tangieren oder denen bewusst sind. Entschuldige, aber das finde ich dann tatsächlich richtiggehend anmaßend.
Ich geb dir aber Recht. Man kann nicht wirklich unpolitisch sein. Höchstens als Eremit… Aber seien wir ehrlich. Ein Großteil der Leute interessieren sich für solche Themen nicht bzw. wollen damit halt dann zumindest in ihrem „Hobby“ damit in Ruhe gelassen werden. Wenn man schon permanent in der Arbeit, Schule/Uni, den Medien und so weiter damit vollgekäst wird und dann vielleicht noch Vollzeitjob, Familie und andere Verpflichtungen unter nen Hut bringen muss, reichts dann halt vielen Menschen. Das kann ich absolut nachvollziehen. Ich bin zum Beispiel auch ein politisch interessierter Mensch der auch häufig schaut wie er sich aktiv in die Gesellschaft einbringen kann und Missständen entgegenwirken kann. Dafür braucht man aber halt auch erstmal Zeit und Energie. Und das haben viele net. Ist ein ganz anderes Thema und führt jetzt hier auch zu weit weg…
Ich wollte den Typen von Marduk nicht in Schutz nehmen. Ich finds auch affig nen Hitlergruß auf der Bühne zu machen. Aber was die letztendlichen Hintergründe sind, wissen wir beide nicht. Das muss man sich auch eingestehen.
Das mit den Trucker Demos hab ich persönlich wirklich anders wahrgenommen. Aber gut, ich war net in Kanada dabei. Keine Ahnung. Du ja höchstwahrscheinlich auch nicht. Letztendlich bekommt mans ja hier nur über die Medien mit. Ich habs nur schon öfters selbst erlebt das über Dinge ganz anders berichtet wurde als was wirklich Sache war wo ich selbst dabei war. Da bin ich sehr vorsichtig geworden.
Absolut. Es gibt große Bands und Namen, die absolut durchschnittliche Mucke machen und andersrum Bands, die kaum jemand kennt und die absolut grandios sind und nen eigenen Sound haben. Da stimme ich dir zu und würde sogar soweit gehen das das fast eher die Norm (geworden) ist. Zumindest im Black Metal.
Ich glaube definitv NICHT das RABM Bands per se schlechtere oder schlechte Mucke machen. Ich mag zum Beispiel Ancst, Unru, Ultha und Co. Ob das aber jetzt direkt RABM Bands sind kann ich gar net genau sagen. Ich weiß nur das die halt eher aus „linken“ Kreisen kommen.
Ich hab halt nur gesagt das es bei mir und Anderen mit denen ich geredet habe nicht so gut ankommt, wenn einem ne Band ne (politische) Message aufs Auge drücken will. Dazu tragen für mich Begriffe wie RABM oder NSBM bei.
Gegen Botschaften und ernsthafte Inhalte habe ich bei Musik aber überhaupt nichts. Das ist mir sogar sehr wichtig und wohl auch einer der Gründe warum ich zum BM gekommen bin. Wenns auch teilweise beknackte Einstellung sind, so werden diese hier stärker thematisiert und gelebt als beispielweise beim Death Metal, Thrash Metal, … Das ist zumindest meine Wahrnehmung.
Du sprichst noch das Thema „schockieren“ im Black Metal an. Ich weiß net ob das der BM im Jahr 2023 noch soll oder auch überhaupt kann. Als ich vor vielen Jahren zu der Musik kam, hat mich auch dieses Extreme und Unkorrekte angesprochen und die Zeiten in den 80ern und 90ern waren ja auch viel wilder. Heutzutage brauche ich das für mich persönlich aber net unbedingt. Wichtig ist mir eher das eine Message aufrichtig und nicht zu plump ist.
Diese Kommentarfunktion macht mich fertig. Ich hab jetzt x-mal probiert hier meinen Kommentar reinzuposten, ihn in Teile zerlegt, aber er will nicht den ganzen Text hier reinnehmen. Das nervt!
Ich hatte eigentlich noch einen kleinen Absatz zum letzten Punkt deines letzten Kommentars, aber was solls…
Puh, das Problem mit der Kommentarfunktion macht die Debatte nun etwas unübersichtlich und ich möchte die Auseinandersetzung auch langsam zu Ende bringen. Aber noch ein paar kurze Einwürfe:
Mit meinem ersten Absatz bin ich darauf eingegangen, dass du mitunter argumentiert hast, dass eine Band, die provoziert oder Berührungspunkte zum rechten Lager hat, nicht unbedingt selbst aus Nazis besteht. Meiner Meinung nach macht das aber nur bedingt einen Unterschied, wie ich in weiterer Folge dargelegt habe.
Natürlich ist eine Band niemandem etwas schuldig. Aber sie muss sich Kritik gefallen lassen, wenn es Anlass dazu gibt. Und das Argument, dass manche mit dem Thema eben nichts zu tun haben, ist trügerisch, weil es in Wahrheit alle etwas angeht. Und wie gesagt, es geht gar nicht darum, dass man rund um die Uhr Antifaschismus demonstrieren muss – aber es wird doch wohl kaum zu viel verlangt sein, sich zumindest nicht mit Rechtsaußen zusammenzutun. Das hat nichts damit zu tun, wie viel man ansonsten mit dem Thema zu tun hat oder ob man mal eine „Pause“ davon haben will. Ich persönlich bin froh, wenn eine Band sich antifaschistisch zeigt und nehme das nicht als anstrengend wahr.
Ich sehe keine Anzeichen dafür, dass es im Fall von Marduk einen Hintergrund geben könnte, der das irgendwie rechtfertigt.
Vorsicht in Bezug auf Medienberichterstattung ist gut, sollte aber auch nicht dazu führen, dass man die Augen verschließt und gar nichts mehr glaubt. Und selbst wenn es sich bei den Nazis auf den Trucker-Demos um schwarze Schafe gehandelt hätte, hätte die Band sich auch dagegen aussprechen können.
Schön, dass du auch einigen ausgesprochen linken Bands Gehör schenkst. Ich finde aber, dass man eben vorsichtig damit sein muss, was man als politisch ansieht. Auch Bands, die nicht explizit NSBM oder RABM machen, haben politische Ansichten, die sich zumindest indirekt in ihrer Musik widerspiegeln. Das sollte man umso mehr hinterfragen. Und überdies stellt sich die Frage: Warum ist es etwas Schlechtes, eine Botschaft „aufs Auge gedrückt“ zu bekommen, wenn diese Botschaft Hand und Fuß hat? Natürlich muss man aufpassen, dass man sich nicht komplett in einer Filterblase wiederfindet, aber im Allgemeinen fühlt man sich doch gern in der eigenen Meinung bestätigt.
In Bezug auf das Schockieren meinte ich nur, dass man genauso sagen könnte, dass andere BM-Bands jemandem ihre Message „aufs Auge drücken“, weil sie schockieren wollen – das ist nicht allein bei RABM so, wird aber leider immer nur bei diesen problematisiert, wohingegen nach rechts schielende Bands einfach als „normal“ wahrgenommen werden.
Grüß dich!
Jo kommen wir dann gern mal zum Ende. Ich respektiere ja auch deine Sichtweise, wollte nur definitv auch ne Gegenstimme darstellen und paar Argumente und Sichtweisen austauschen.
Bei paar Sachen die du schreibst muss ich leider gestehen das ich den Eindruck hab das du dir das mal so und dann wieder so zurechtlegst. Erst meinst du es kann net zu viel verlangt sein sich von „rechtsaußen“ abzugrenzen. Jetzt heißt es, es kann net zuviel verlangt sein sich nicht mit „rechtsaußen“ zusammenzutun. Das sind doch zwei verschiedene Dinge. Find ich schwierig.
Wie gesagt, ich wollte Marduk auch nicht verteidigen aber letztendlich wissen wir einfach net was die Hintergründe sind. Ist halt nunmal so.
Ja klar, net nur NSBM und RABM ist politisch. Da stimme ich dir absolut zu. Ich bin ja auch der Meinung das unpolitisch net geht. Selbst wenn ich davon singe das ich mich aus der Gesellschaft zurückziehe und „die mich alle mal können“ ist das ne politische Aussage.
Ich finde aber schon das es einen großen Unterschied macht ob es eine Band einem offen lässt sich mit deren Inhalten zu befassen oder ob sofort ne Band sich mit zum Beispiel „antifaschistisch“ oder „wir sind gegen die und die“ promotet und promotet wird. Das wirkt halt auch sehr erzwungen.
Gut, ich denke das wärs. Danke dir auf jeden Fall für die Diskussion. Ich finde sowas immer gut wenn man sich austauschen kann und vielleicht auch was vom Gegenüber lernt. Übers Internet ist das dann natürlich immer etwas müßiger.
Alles Gute!
Echt Stephan, wo und wer sind die allzu vielen Bands die kein Problem mit dem sogenannten NSBM haben?
Willst du jetzt allen Ernstes eine Liste mit Bands, die kein Problem mit NSBM haben? So ziemlich jedes halbwegs namhafte Metal-Label hat Bands unter Vertrag, die Sympathien oder zumindest Desinteresse gegenüber derartigem Gedankengut an den Tag legen. Von den ganzen Bands im Underground, die über Darker Than Black, Christhunt, WTC etc veröffentlichen, mal abgesehen. Oder man denke einfach an die Debatte um das Steelfest.
Und zur Klarstellung: Ich habe geschrieben, dass viele Bands kein Problem mit Rechtsextremismus haben. Das umfasst nicht nur Bands, die man eindeutig als NSBM einordnen kann oder die sich gar selbst so positionieren.
Moin,
ja stimmt du hast Rechtsextremismus geschrieben, nicht NSBM. Sorry!
Aber ja es wäre schon gut wenn du das expliziter ausführst, da du ja dann schon eine große Anschuldigung raushaust.
Meine Erfahrung seit vielen Jahren ist, das es durchaus diese Strömungen und Ansichten im BM gibt, diese sich aber eher nen eigenen Kosmos und quasi ne Szene in der Szene geschaffen haben und definitiv ein ganz großer Teil der Leute die BM hören und selbst spielen sich nicht daran beteiligen und da keinen Bock drauf haben.
Deine Aussage im Review und auch paar Dinge die ich von anderen Leuten im Netz gelesen habe, stellen das immer so hin wie als wäre das ein großer Prozentsatz, der mit dem Rechtsextremismus liebäugelt. Das halte ich für ne ziemliche Verzerrung, deswegen wäre es wirklich mal gut, wenn man so ne heftige Aussage das allzu viele Bands kein Problem mit Rechtsextremismus hätten gescheit belegt.
Grüße!
Danke für deine ausführliche Antwort – ich muss gestehen, dass ich deinen ersten Kommentar für plumpes Trolling gehalten und deshalb etwas gereizt reagiert habe, aber nun habe ich den Eindruck, dass du durchaus ernsthaft über das Thema diskutieren willst und das finde ich gut.
Ich bin da allerdings leider anderer Meinung. Ich beschäftige mich schon lange eingehend mit Black Metal und bin mittlerweile zu der Ansicht gelangt, dass die Bands, die sich aktiv und eindeutig gegen rechtsradikale Positionen stellen, in der Minderheit sind. Tatsächlich haben wir hier in den Kommentaren schon viel Gegenwind bekommen, wenn wir gewisse Bands für ihre politische Einstellung kritisiert haben. Auch mit Labels sind wir schon aneinandergeraten, wenn wir diesbezüglich zB Kritik an einem Signing geäußert haben.
In meinem Review bin ich nicht näher auf andere Bands eingegangen, weil es in erster Linie um das besprochene Album geht. Aber in einem Artikel (https://www.metal1.info/specials/rechte-umtriebe-im-black-metal-bringt-licht-in-die-grauzonen/) habe ich einige konkrete Beispiele angeführt und man muss wirklich nicht lange suchen, um weitere zu finden. Spontan fallen mir zB Panzerfaust ein, die während der Lockdowns in Kanada zusammen mit Nazis auf den Trucker-Demos waren. Oder Marduk, die kürzlich ein Bandmitglied wegen des Zeigens des Hitlergrußes bei einem Konzert aus der Band entlassen haben (wohlgemerkt, ohne darauf einzugehen, was er getan hat!). Auffällig ist auch, dass Neigung zum oder zumindest Gleichgültigkeit gegenüber Rechtsextremismus bei sehr vielen bekannten Acts zu beobachten ist, wohingegen nur wenige dezidiert antifaschistische Bands sich in gleichem Maße einen Namen machen konnten.
Das Problem mit Beispielen ist allerdings auch, dass man damit eine Person, die davon überzeugt ist, dass Rechtsextremismus im Black Metal nicht weit verbreitet ist, vermutlich kaum überzeugen kann. Das wird dann als „Einzelfälle“ abgetan oder es wird nur als Problem gesehen, wenn es ein völlig eindeutiger Fall ist, obwohl man mitunter zwischen den Zeilen lesen muss, um faschistische Tendenzen erkennen zu können.
Keine Sorge…gedrollt wird net! ;-)
Ich habe einen ähnlichen Eindruck das es wenige BM Bands gibt die sich offen gegen Rechtsextremismus aussprechen oder Stellung beziehen. Aber das ist doch nicht gleichzusetzen damit komplett tolerant gegenüber diesen Strömungen zu sein. Aus meiner eigenen Erfahrung (auch beim selber Musik machen) und aus Gesprächen mit Leuten aus BM Bands als auch „normalen“ Hörern weiß ich das es einfach für viele kein Thema ist. Die wollen ganz andere Themen ausdrücken und sind meist froh wenn sie in der Musik mal der Politik und den Ideologien entkommen können. Heißt ja aber im Umkehrschluss nicht das es denen komplett am Arsch vorbei geht oder die nicht wissen das es NSBM Bands und Ähnliches gibt.
Ja das mit Marduk habe ich auch gehört. Das gabs doch auch vor Jahren mal bei Watain mit dem Set glaub ich. Das Ding ist – ist es denn so klar das diese Person das machen weil sie wirklich hinter der Nazi-Idee stehen oder machen sie es weil sie auf tumbe Art und Weise provozieren wollen oder sich abgrenzen wollen? Ich kann mich erinnern das vor vielen Jahrzehnten selbst Punks mit Hakenkreuzarmbinden rumgelaufen sind und den Hitlergruß gemacht haben. Zum Einen um zu provozieren und sich von der normalen Gesellschaft abzugrenzen, zum Anderen um sich auch drüber lustig zu machen.
Mit Panzerfaust das finde ich auch sehr schwammig. Die waren auf Protesten mit Nazis, okay. Gerade aber bei den Trucker Protesten waren ja so viele verschiedene Leute. Das ist ja keine homogene Masse. Ähnlich wie hier in Deutschland die Querdenker und ähnliche Bewegungen. Die sind meist sehr heterogen. Dann wäre ja die Frage war die Band Panzerfaust dort weil dort auch Nazis waren oder besteht da gar kein Zusammenhang. Ich war auch schon auf einigen Demos in meinem Leben und wer weiß mit wem ich das schon alles zusammen demonstriert habe. Ich finde es schwer da jemanden für zu verurteilen oder noch krasser selbst ne Nähe zum Rechtsextremismus zu unterstellen.
Bezüglich den explizit antifaschischtischen Bands und das die sich meist nur schwer nen Namen machen können im BM. Da muss ich auch wieder aus eigener Erfahrung und der von anderen Leuten aus dem BM Kosmos sprechen mit denen ich rede. Die meisten hören die Bands die sie musikalisch überzeugen bzw. die sie emotional berühren. Unabhängig von der lyrischen Aussage oder ob jetzt ne Band sich „Antifa“ auf die Fahnen schreibt. Das ist ja kein Qualitätsmerkmal in der Musik. Mich persönlich nervt es sogar wenn einen Bands so stark ihre „Message“ aufs Auge drücken wollen. Und auch das höre ich von einigen Leuten.
Ich denke wenn du jemanden davon überzeugen willst das Rechtsextremismus im Black Metal ein großes Problem ist, dann musst du eine klare Systematik aufzeigen und darstellen das ganz ganz viele Bands und Labels damit verknüpft sind. Da einzelne Bands und Labels zu nennen sagt ja nix über den wirklich riesigen Wust aus der heutzutage BM ist. Da gibts es soviele Szenen, Labels, Nationalitäten (die das auch meist unterschiedlich sehen), Festivals, Magazine, etc…
Und da muss ich in meinen mittlerweile auch 17 Jahren in denen ich mich im BM bewege sagen – ja es gibt Rechtsextremismus in dieser Musikrichtung, aber es ist keinesfalls Usus oder sonderlich anerkannt bzw. betrifft große Teile des großen Ganzen.
Soviel erstmal meine Gedanken dazu.
Grüße!
Das Problem an dem Großteil deiner Argumente besteht darin, dass es in dieser Sache nicht darauf ankommt, ob jemand tatsächlich selbst Nazi ist oder bewusst derartige Botschaften vermitteln möchte. Das ist auch, was ich meine, wenn ich von „Gleichgültigkeit“ und „zwischen den Zeilen lesen“ schreibe.
1. Niemand verlangt, dass in der Musik selbst explizit antifaschistische Botschaften vermittelt werden. Es ist völlig legitim, über anderes zu singen. Aber man darf sehr wohl erwarten, dass eine Band sich darüber hinaus deutlich von Rechtsaußen abgrenzt oder sich zumindest nicht mit Leuten aus diesem Lager assoziiert. Das tun aber leider nur die wenigsten. Und man kann dem auch nicht entkommen – so etwas wie „unpolitisch sein“ gibt es nicht. Das habe ich auch in meinem Artikel dargelegt – „unpolitisch sein“ ist in sich eine politische Position. Man vermittelt damit, dass man sich nicht um derartige Probleme schert, vielleicht sogar so privilegiert ist, dass man davon nicht unmittelbar betroffen ist. Aber es betrifft sehr viele Menschen, letztlich eigentlich sogar uns alle.
2. Das Argument bzgl Marduk zieht nicht: Wäre es bewusste Provokation gewesen, hätte die Band sich wohl kaum von dem besagten Bandmitglied getrennt. Sie hatten ja nicht einmal den Mumm, den Grund genau zu benennen. Selbst wenn man davon ausgeht, dass es Provokation war, wäre das aber untragbar. Das lässt sich auch nicht damit legitimieren, dass ein paar unbedarfte Punk-Bands Vergleichbares gemacht haben. Solche Gesten normalisieren Rechtsextremismus und haben mit sinnvoller Provokation nichts zu tun. Man kann nicht alles damit rechtfertigen, dass es bloß Provokation ist. Welchem Zweck würde das in dem Fall dienen? Und schon gar nicht taugt es dazu, sich über etwas lustig zu machen, wenn man es nicht in einen Kontext setzt, der darauf schließen lässt, dass es eine Parodie sein soll.
3. Natürlich kann man sich mitunter nicht aussuchen, wer zu einer Demo kommt. Aber man kann sich sehr wohl abgrenzen – man muss Nazis nicht mitlaufen bzw. -fahren lassen. Meines Wissens wurde bei diesen Protesten aber nichts dagegen unternommen. Es war eine Demo voller Schwurbler und meines Wissens waren die Nazis dort nicht bloß eine winzig kleine Minderheit, mit der die anderen nichts zu tun haben wollten. Man muss die Band per se auch gar nicht für Nazis halten – schon die Gleichgültigkeit ist ein Problem. Gerade die Akzeptanz von Rechtsextremismus birgt das Potenzial seines Erstarkens. Das allein gibt Grund zur Kritik.
4. Das sehe ich anders: Es gibt viele namhafte BM-Bands, die im Grund gar nichts Besonderes machen und trotzdem recht erfolgreich sind, wohingegen mindestens gleichermaßen talentierte oder sogar außergewöhnliche RABM-Bands im tiefsten Underground feststecken. Das hat keineswegs nur mit musikalischer Qualität zu tun. Oder glaubst du wirklich, dass RABM-Bands einfach grundsätzlich schlechtere Musik machen? Warum sollte das so sein? Du unterstreichst ja sogar mein Argument: Indem du in den Raum stellst, dass du und Bekannte von dir davon genervt seid, wenn eine Band euch „eine Message aufs Auge drückt“, offenbarst du, dass ihr manche Bands aufgrund ihrer politischen Einstellung ablehnt – nicht bloß aufgrund ihrer Musik. Das erklärt dann aber auch, warum RABM-Bands im Schnitt weniger Anklang finden als Bands, die vermeintlich unpolitisch sind oder sogar nach rechts schielen. Im Übrigen ist zu hinterfragen, was „eine Message aufs Auge drücken“ überhaupt heißt. Im Grunde vermitteln ja auch andere Bands Botschaften – aber die nimmst du offenbar als weniger penetrant wahr. Nur warum? Gerade im BM soll doch schockiert werden – inwiefern ist das nur bei RABM-Bands „aufs Auge drücken“?
5. Und wie soll ich diese Systematik deiner Meinung nach aufzeigen? Ich habe bereits dargelegt, warum ich das so sehe, gehe in meinem Artikel sogar darauf ein, weshalb das Genre intrinsisch einen Hang zu derlei Gesinnungen hat, und habe auch schon explizit erwähnt, dass eine Auflistung von Einzelfällen – so zahlreich sie auch sind – nicht zu überzeugen vermag. Wenn du danach immer noch meinst, dass dir das als Evidenz nicht genügt, weiß ich wirklich nicht, wie man das noch weiter belegen sollte. Dein diesbezügliches Argument ist halt auch nur „ich hab schon viel Erfahrung und seh das nicht so“.
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