Die weit über die Metal-Szene hinausreichende Aufregung um Deafheavens „Sunbather“ ist bereits seit einiger Zeit abgeklungen, die Fusion von Black Metal und Post-Rock schon längst zur Vollendung gebracht. Dass das Zweitwerk der amerikanischen „Hipster“-Metaller jedoch immer noch nachwirkt, äußert sich nicht zuletzt darin, wie viele junge Bands sich weiterhin daran versuchen, in deren Fußstapfen zu treten. Auf ihrer ersten EP „Black Days Black Dust“ haben beispielsweise SONS OF A WANTED MAN hierbei nicht nur eine gute Figur gemacht, sondern sogar ein paar eigene Akzente gesetzt. Ob die Belgier ihr Potential auch im Umfang eines kompletten Albums auszuschöpfen vermögen, gilt es nun vier Jahre später anhand ihres Debüts „Kenoma“ zu beurteilen.
Die große Stärke der vier mittellangen Tracks des Kurzalbums lag in der Vielseitigkeit und Schlüssigkeit ihrer Kompositionen, in welchen SONS OF A WANTED MAN behände zwischen wildem Black Metal („Dodenleer“) und schwebendem, aber stets handfestem Post-Metal („Thou Art Spiritless“) wechselten. Eine gewisse Freude am Spiel mit unterschiedlichen Stilelementen zeigt das Quintett auch auf „Kenoma“. Im Gegensatz zu „Black Days Black Dust“ unterscheiden sich die deutlich längeren Songs der LP allerdings weniger in ihrem Kern als durch das Drumherum voneinander.
So wird auf „Canine Devotion“ etwa sanfter Frauengesang eingesetzt, wohingegen „Under A Lightless Sky“ durch sein ungewohnt brodelndes Tremolo-Riffing auf sich aufmerksam macht. Dennoch haben nahezu alle Songs miteinander gemein, dass SONS OF A WANTED MAN darin den schwarzmetallenen Anteil ihres Post-Black-Metal weiter angehoben haben. Gegenüber der EP setzt die Band somit vermehrt auf bitterbösen Schreigesang, brachiale Gitarrenwälle und Blast-Beats und stellt die Post-Metal-Klänge ein Stück weiter in den Hintergrund.
An schierer Intensität haben SONS OF A WANTED MAN damit beträchtlich zugelegt – insbesondere die Screaming-Vocals fahren einem hier durch Mark und Bein. Die unerfreuliche Nebenwirkung des in die Höhe getriebenen Härtegrades ist jedoch, dass sich „Kenoma“ kaum einprägt. So ist die klangliche Wucht der Songs, die zudem mit einem gehörigen, ungestümen Hardcore-Punk-Einschlag daherkommen, zwar durchaus bewundernswert, zündende Ideen lassen sich jedoch kaum ausmachen. Mit der Entscheidung, die emotionsgeladenen Gitarren-Leads („Amor Fati“) ins Unterholz der Tracks zu verbannen, haben sich SONS OF A WANTED MAN somit keinen Gefallen getan.
Alles in allem ist „Kenoma“ ein durch die Bank weg gut gemachtes, trotz seiner unbändigen Energie jedoch nie wirklich fesselndes Album. Selbst die wenigen Parts, in denen SONS OF A WANTED MAN ihre neu gefundene Aggressivität ablegen, wirken sich nur geringfügig auf den Wiederhörwert des Albums aus – sei es nun, weil sie sich nicht ausreichend einprägen, wie etwa das atmosphärische Post-Rock-Outro „Pleroma“, oder weil sie in ihrer Umsetzung zu wünschen übrig lassen, wie etwa der unscheinbare, zugleich aber übertrieben aufdringlich abgemischte Frauengesang auf „Canine Devotion“. Vergleichbares haben zuletzt Constellatia auf ihrem aktuellen Debütalbum „The Language Of Limbs“ um einiges besser hingekriegt, sodass SONS OF A WANTED MAN im naheliegenden Vergleich leider den Kürzeren ziehen.
Wertung: 6 / 10