SONIC SYNDICATE sind seit 2012 und dem Ausstieg von Gründungsmitglied Roger Sjunnesson endgültig kein „Familienunternehmen“ mehr. Der Split fiel in eine Zeit, in der sich die Schweden ohnehin gerade eine Auszeit genommen hatten, da diverse Studioalben und ausgiebige Tourneen ihre Spuren hinterlassen hatten. Nun sind sie mit dem selbstbetitelten Album zurück und tragen das neue Selbstbewusstsein nicht nur durch den Titel offen zur Schau.
Gleich von den ersten Klängen merkt man den Falkenbergern an, mit welch offensivem Verständnis ihrer durchaus exotischen Mischung aus Metalcore und alternativen Klängen sie an die Sache herangehen. Gedanken an etwaige Genrebarrieren sind meilenweit entfernt. Stattdessen spielt die Band nicht nur, was sie kann, sondern vor allem, was sich gut anhört. Da kann es schon einmal passieren, dass echte Ohrwürmer entstehen, vor allem am Anfang der Scheibe hat man die eingängigen Nummern (verkaufsstrategisch?) platziert. Dabei verzichtet man erfreulicherweise aber nicht auf eine dezente Härte, der Gesang ist in der Regel ein tiefes Growling. Der immer noch irgendwie neue Sänger Nathan nutzt dabei gekonnt die Räume, die die Instrumentalarbeit lässt.
Diese ihrerseits agiert ähnlich: Zwar sind viele Riffs sogar leicht progressiv und wenn es sich anbietet, kommt auch mal ein Blast-Beat dazu, aber trotzdem wird der Hörer nicht überfordert. Dies liegt vor allem an dem fetten Sound, den SONIC SYNDICATE auffahren. Die Gitarren sind schon massiv, aber das Schlagzeug knallt einfach alles weg (mit der Bitte um Entschuldigung für die platte, aber einfach passende Formulierung).
So nehmen die Lieder über die komplette Dreiviertelstunde gut Fahrt auf. Nur selten gibt es ein paar Längen und wenn, dann wird man umgehend durch einen neuerlichen Qualitätssprung entschädigt. Das Repertoire ist dabei breit, zwar hat man grundsätzlich viel Freude an flotten Nummern, aber im späteren Verlauf von „Sonic Syndicate“ präsentiert man sich auch von seiner sanften Seite. „Unbreakable“ ist vielleicht nicht gerade eine Ballade, nimmt aber schon den Fuß vom Gas und wartet mit cleanen Vocals auf. Angst, jetzt in der Weichspülkammer gelandet zu sein, muss man aber überhaupt nicht haben, schon das folgende „It Takes Me“ zeigt SONIC SYNDICATE wieder von der härteren, der kompromissloseren Seite. Kurz und knackig, dafür mit reichlich Schwung und dezenter Aggression wird diese Nummer vor allem die Freunde der Dampfwalzen-Methode zufriedenstellen.
Ein Wort noch zu Gastsänger Björn „Speed“ Strid, den sich SONIC SYNDICATE für „Before You Finally Break“ von den Landsmännern Soilwork ausgeliehen haben. Wenn man schon zwei Sänger in der Band hat, macht es augenscheinlich erst einmal keinen Sinn, gerade diesen Posten zusätzlich zu besetzen, aber gerade Speeds Einsatz macht den Song zu einem der großen Momente auf dem Album. Eine absolut lohnenswerte Aktion also.
„Sonic Syndicate“ hat alles, was man von einem melodischen Metalcore-Album erwarten kann und dies möge bitte nicht auf die angesprochenen Songs reduziert werden. Diese stellen lediglich die Spitze des qualitativen Eisberges dar, an sich kann man die Platte aber getrost in ihrer Gesamtheit durchhören. Dabei entdeckt man mit der Zeit immer neue Details, denn auch nach diversen Durchläufen haben sich SONIC SYNDICATE bei aller Eingängigkeit noch nicht in ihrer Gänze offenbart.
Wertung: 8.5 / 10
Echt, das Album ist hörenswert??? Das hätte ich jetzt beim besten Willen nicht erwartet.