Review Sonic Reign – Raw Dark Pure

  • Label: Sovereignity
  • Veröffentlicht: 2006
  • Spielart: Black Metal

SONIC REIGN, Sonic Reign, da war doch mal was? Ganz richtig, die Alarmglocken läuten nicht ohne Grund: Schon die Mini-CD des deutschen Duos aus dem Jahre 2004 mit dem Titel „The Decline Portrait“ wurde von Kollege Alain hier besprochen und konnte akzeptable 7 Punkte abstauben. Schon damals wurde ein „richtiges“ Album in Aussicht gestellt, das sich letztendlich leider ein wenig verschoben, nun aber doch noch seinen großen Auftritt hat.Der Silberling heißt „Raw Dark Pure“, erscheint anders als noch besagte Mini-CD über das 2005 gegründete eigene Label Sovereignity Productions und ist damit die erste Veröffentlichung auf eben jenem. Nicht selten gehen verfrühte Schritte in die Selbstständigkeit etwas daneben, schon die Aufmachung des Albums lässt aber kaum noch Zweifel zu: Das Coverbild ist schlicht, dunkel und atmosphärisch, das zwölfseitige Booklet weiß ebenfalls mit einigen dezenten Hintergrundbildern und allen Texten in abgedruckter Form zu begeistern.

Beim Einlegen der CD durchflutet mich beim Opener, „Deceit Doctrine“, dann eine kleine Welle der Überraschung. Entgegen der sonst eher modernen Interpretation von Black Metal kracht hier ein Dreiminüter aus den Boxen, der durchaus auch dem ein oder anderen Puristen gefallen dürfte – große Spielereien gibt es hier noch nicht, vielmehr wird zu einem überwiegenden Teil auf beachtliche Aggressivität gesetzt, die mal polternd, mal von Blastbeats begleitet wird. Die Produktion ist dabei ausgewogen und soweit eigentlich makellos – aufgenommen wurde anbei bemerkt im hauseigenen Sonic Room Tonstudio, das Mastering wurde durch die wohlwollenden Hände von Markus Stock im StudioE vollzogen. Auch „Fucked up but glorious“ beginnt stürmisch, in diesem Fall aber mit weitaus raffinierten Gitarrenläufen und diversen Variationen. Mein Lieblingspart setzt ohne Frage nach etwa zwei Minuten ein – eine ruhige, atmosphärische Stelle geht in Black ´n´ Roll der allerersten Güteklasse über, unweigerlich wippen Fuß und Kopf im Takt und erfreuen sich am ersten Highlight des Albums.

Auch im weiteren Verlauf ist das Duo bemüht, die ingesamt rund 40 Minuten Spielzeit möglichst abwechselunsgreich zu füllen, so erinnert „Reminiscence of imperial Wrath“ anfangs nicht nur vom Namen her an spätere Emperor (natürlich ohne durchaus streibares Kirmes-Gedudel und andere „Prometheus“-Eigenheiten). Während „The Martyr Urge“ dann zwischen Raserei, Eingängigkeit und Mid-Tempo pendelt, besinnen sich weitere Tracks wie bspw. „Salt“ oder „To rebel and to fail“ über dominierende Strecken auf letzteres und stellen damit eine weitere Stärke des Gespanns dar. Gleichzeitig klar gesprochene wie verzerrte Phrasen auf bösartig-verheißungsvoller Untermalung gepaart mit späteren heftigeren, teils majestätisch anmutenden Passagen entsprechen dem Titel des Albums hier zweifelsohne bis ins Detail.
Neben „Tyrant blessed“, das nur für eine paar Takte „Groove“ (jaja, das Wort wirkt gerne mal befremdlich im Zusammenhang mit Schwarzmetall, aber ihr wisst schon was gemeint ist) vom ansonsten durchgetretenen Gaspedal geht und mit einem sehr guten Schlussteil überzeugt, ist an achter und letzter Stelle noch der Titeltrack „Raw Dark Pure“ zu finden. Dieser war bereits auf „The Decline Portrait“ zu finden, erweist sich nicht zuletzt dank seiner filigranen Gitarrenarbeit und seinem eingängigen Chorus aber auch hier als kleiner Hit des fortschrittlichen Black Metal und schließt das Album würdig ab.

Sonic Reign ist mit ihrem ersten Werk auf Albumlänge schon ein wirklich großer Schritt in die richtige Richtung gelungen. Die gebotene Musik ist handwerklich wie produktionstechnisch auf hohem Niveau, abwechselungsreich und trotz einigen Einflüssen (siehe oben bezügl. Emperor oder gerade auch in den schnelleren Passagen Satyricon aus der „Rebel Extravaganza“-Ära) ausgesprochen selbstständig, zudem mit deutlicher Distanz zum schwarzen Einheitsbrei, der in Deutschland viel zu häufig geboten wird. Ich persönlich hätte mir an einigen Stellen etwas mehr Fokus auf atmosphärischere Stellen wie bspw. bei „To rebel and to fail“ gewünscht, das Geknüppel hätte man dafür gerne etwas zurückfahren können – das ist aber wohl absolute Geschmackssache und wird von der ein oder anderen Person sicher wieder komplett anders gesehen.Unter’m Strich kann ich eine bedingungslose Empfehlung an alle Schwarzmetaller aussprechen, die ein Ohr für moderne Spielarten des Genres parat haben. Beziehen kann man das Werk direkt bei der Band respektive Sovereignity Productions, als nützliche Links möchte ich euch da www.sovereignity-productions.de sowie www.sonicreign.de auf den Weg geben (Hörbeispiele inklusive!).

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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