War das letzte Album „The Sea“ von SOMALI YACHT CLUB noch eine durchaus unterhaltsame Mischung aus Stoner- und Post-Rock, kommen die Ukrainer auf dem aktuellen Output „The Space“ deutlich anders daher und präsentieren sich erstaunlich atmosphärisch und, vor allem bedingt durch den Gesangsstil, melancholisch. Und wenn dann statt der Isis– und Kyuss-Reminiszenzen auf einmal Erinnerungen an Layne Staley, den vor über 20 Jahren verstorbenen Alice-In-Chains-Frontmann, wach werden, darf man schon mal genauer hinhören.
Produktionstechnisch etwas zahmer als der Vorgänger, bietet „The Space“ ohne Frage coole Riffs und sogar die eine oder andere Gitarrenwand, die aber prinzipbedingt eine Spur wärmer und runder klingen als zuvor. Dass neben dem dominanten Postrock-Anteil auch Shoegaze-Elemente in Form von verhallten Leadgitarren und vermehrt elektronische Instrumente Einzug gehalten haben, steht SOMALI YACHT CLUB dabei gut zu Gesicht. Alles in allem einer weniger sperrigen Version der aktuellen, dem Progressive Rock nicht abgeneigten Inkarnation von Elder nicht ganz unähnlich, aber absolut eigenständig.
Grundsätzlich kann man dem ukrainischen Trio ein hohes Maß an musikalischer Versiertheit, Spielfreude und der nicht selbst verständlichen Fähigkeit, spannende und abwechslungsreiche Songs zu schreiben, attestieren. Die sechs zumeist überlangen Kompositionen werden von SOMALI YACHT CLUB souverän präsentiert, allerdings hätte man das eine oder andere Arrangement ein Stück weit straffen können. Dem Soundtrack fürs eigene Kopfkino tut das keinen Abbruch, zumal Ohrwürmer wie der zweite Song „Pulsar“ ziemlich im Ohr kleben bleiben.
Auch wenn die Sad-Boy-Vocals von Sänger Ihor Pryshliak auf Albumlänge eher monoton und wenig facettenreich daherkommen, erinnern Songs wie „Echo Of Direction“ und „Momentum“ auch wegen dem leicht schrägen Gesang an die eingangs erwähnte Grunge-Institution aus Seattle. Vergleiche mit der Post-Rock-Institution Jesu oder den ähnlich gestrickten Österreichern Ultima Radio bieten sich an.
So ist „The Space“ in Anbetracht der aktuellen Geschehnisse im Heimatland von SOMALI YACHT CLUB beinahe ein kleines musikalisches Wunder, denn trotz aller Melancholie wirkt ihr neuer Longplayer nicht hoffnungslos, sondern vielmehr optimistisch und nicht selten wunderschön. Dass dabei die Stoner-Elemente weitestgehend auf der Strecke geblieben sind, ist in Anbetracht der Gesamtentwicklung absolut kein Nachteil. Eine beim ersten Durchlauf fast etwas unscheinbare, aber nach genauerer Auseinandersetzung gelungene und spannende Mischung aus Alternative-, Dark- und Postrock, versetzt mit einer Prise Prog- und Space-Rock.
Wertung: 8 / 10