Review Solstice – Lamentations (Re-Release)

  • Label: Cyclone Empire, Soulfood
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Doom Metal

Die 1990 in England gegründete Band SOLSTICE hat mit ihrer Mischung aus epischem Doom Metal mit heidnischer Thematik bereits früh eine cineastische Bandbreite erreicht, die zu ihrer Zeit wohl nur mit der von Candlemass zu vergleichen war. Dennoch blieben die Engländer stets ein Geheimtipp und konnten bis heute nicht aus dem Schatten ihrer Kollegen treten. Nun, 13 Jahre nach dem Release des Debütalbums „Lamentations“, würdig man die Qualität des Schaffens der Band mit Re-Releases, die neben kompletter digitaler Überarbeitung auch Bonus-Tracks, neue Artworks und Linernotes beinhalten.

„Lamentations“ startet mit einem kurzen atmosphärischen Intro, in dem leiser Regen und choraler Gesang zu hören ist. Ein wunderbarer Einstieg, der mir richtig Lust auf den Rest des Albums macht. Danach beginnen gleich die zähen Doomriffs und bauen eine dichte Atmosphäre auf, die Sänger Matravers mit seiner Stimme zu stärken vermag. Die Refrains gestalten sich überraschen eingängig und oft tieftraurig. „Neither Time Nor Tide“ kommt bleischwer aus den Boxen und erdrückt einen förmlich mit seiner Melancholie und Wehmut. Die meisten Songs durchbrechen die sechs Minuten Marke, mit „Only The Strong“ und „The Man Who Lost The Sun“ enthält das Album aber auch zwei Mini-Epen, die an der 10 Minuten Marke kratzen. Aber egal wie lange ein Lied geworden ist, Abwechslung wird immer geboten: Zwischen den hervorragend vorgetragenen Gesangspassagen zeigt die Band, was sie auf ihren Instrumenten drauf hat. Bei Halbzeit des Songs „Absolution In Extremis“ streuen sie sogar östliches Flair ein. Die Mitte des Albums gestaltet sich anschließend etwas geradliniger („Last Wish“) und enthält ein stimmiges aber wenig aufregendes Instrumental („Empty Lies The Oaken Throne“). Da ich das Original nicht gehört habe, kann ich keine Vergleiche in der Soundqualität ziehen, doch auf dem Re-Release kommen die Gitarren heftig und gleichzeitig klar aus den Boxen, das Schlagzeug lässt den Gesang aber das ein oder andere Mal etwas untergehen. Am Ende von „Lamentations“ steht noch ein weiteres Highlight dieser Platte. „The Man Who Lost The Sun“ wird von einer keineswegs fehl am Platz wirkenden Sprachpassage eingeleitet, die von einem tiefen Schrei beendet wird und wieder in seine epischen Pfade zurückkehrt. Der Refrain erweißt sich zudem als der durchdringendste des ganzen Albums. Schon der Titel enthielte genug Stoff für ein vollständiges Doom-Album. Geschlossen wird das reguläre Album mit einem weiteren Instrumental, das das Breitbandkino würdig schließt. Auf dem Re-Release folgen danach noch drei Stücke der Demo „Ragnarok“ aus dem Jahre 1994, die bereits die Reife der damals noch jungen Band andeuten, aber durch die schlechte Qualität nicht mehr als ein gut gemeinter Bonus sind.

Nach dem Genuss dieses Werks kann ich einfach nicht nachvollziehen, warum die Band in der Doom bzw. in der Heavy Metal Szene allgemein keinen größeren Bekanntheitsgrad genießt. „Lamentations“ ist nicht nur für ein Debütalbum absolut großartig, manche Bands dieser Sparte haben nach zahlreichen Veröffentlichungen dieses Niveau nicht erreicht. Perfekt ist es dennoch nicht: Die Mitte des Albums hätte mehr Abwechslung vertragen und auch die beiden instrumentalen Stücke hauen mich nicht gerade um. Dennoch stellt „Lamentations“ einen überaus gelungenen Start einer sehr interessanten Band dar.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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