SOILENT GREEN machen es einem nicht gerade einfach, wenn man versuchen will, den gebotenen Sound zu verstehen oder zumindest irgendeine Art der Struktur in den Songs zu finden. Das findet die Band selbst auch und bezeichnet die eigene Musik als Zugwrack, das durch die Wände des Kopfes ins Gehirn bricht. Und tatsächlich: Nachdem die 41 Minuten dieser Scheibe vorbei sind, liegt das Gefühl, soeben von 300 Tonnen Eisen das Gesicht massiert bekommen zu haben, nicht mehr unbedingt fern.
Das verwendete Rezept ist dabei nicht unbedingt erstaunlich oder anders gesagt absolut sinnvoll und nachvollziehbar: Von der ersten Sekunde an wird hier ein unfassbar chaotischer Cocktail aus brutalem Grindcore und Death Metal geboten, der einem noch die letzten Gehirnzellen mühelos aus dem Gehirn bläst. Als wäre es damit aber noch nicht genug, winken aus dem völlig strukturlosen Inferno plötzlich nicht zu vernachlässigende Portionen Sludge und Rock heraus. Die Krone wird dem Ganzen durch diverse Country-Zwischenspiele und -Intros aufgesetzt, was die Orientierungslosigkeit perfekt macht.
Es ist also vielleicht verständlich, dass dieses Album erst einmal ein bisschen ratlos macht. Das ändert sich auch nach vielen vielen weiteren Durchläufen nicht. Dafür ist es einem nach und nach möglich, zwischen dem häufig eingesetzten sturen Geprügel viele extrem coole, rockende Riffs und Gitarrenläufe auszumachen, die sich durch Wiederkennungswert auszeichnen und zweifellos durchdacht sind. Und nach zweimaliger Benutzung aber auch schon wieder in den Tiefen des Chaos dieser Platte verschwunden sind, die Hoffnung auf etwas wie ein Signatur-Riff eines Songs wird also schon im Keim erstickt. Von Ideenlosigkeit kann bei SOILENT GREEN jedenfalls keine Rede sein, hier werden schon beachtliche Mengen an Einfällen verbraten. Der einzige rote Faden, der sich dabei durchs Album zieht, ist der Groove-Faktor, denn abgehen tut diese Scheibe immer wie Schmidts sprichwörtliche Katze (was nicht zuletzt durch die plättende Produktion gefördert wird, für die Erik Rutan von Hate Eternal verantwortlich ist).
Ob diese knapp dreiviertelstündige Fahrt in einer musikalischen Achterbahn, in der man mit verbundenen Augen sitzt im Endeffekt gefällt, ist natürlich sehr stimmungsabhängig, mir persönlich ist die Chose meistens doch zu anstrengend. Zuvor Reinhören ist also auch für Anhänger der Richtung angesagt, dies ist so ein Album, bei dem ein Blindkauf gut auch mal in die Hose gehen kann, denn im Vergleich zu SOILENT GREEN sind die meisten Genre-Kollegen Kindergeburtstag, was Nachvollziehbarkeit angeht. Gerade deswegen macht die Band aber insgesamt gute Arbeit, das Konzept, den Hörer vollkommen niederzuwalzen, geht fraglos vollkommen auf.
Wertung: 7.5 / 10