Review Slash – Slash

  • Label: Roadrunner
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Rock

Er gehört zu den bedeutendsten Musikern unserer Zeit, ist als Miniatur-Skulptur erhältlich und hat sowohl mit Guns N‘ Roses als auch als Gitarrist selbst Musikgeschichte geschrieben. So viel der Vorschusslorbeeren für SLASH, der nun mit seinem ersten und selbstbetitelten Solo-Album bei Roadrunner Records angeheuert hat. Um dem Gitarrero unter die Arme zu greifen, haben zahlreiche Sänger wie Ian Astbury (The Cult), Fergie, Ozzy Osbourne oder Kid Rock ihre Stimme geliehen. SLASH hat kurzerhand für jeden der 13 Songs einen anderen bekannten Musiker ins Boot geholt – und das scheinbar mit Leichtigkeit.

Im Vorfeld gab es berechtigterweise Bedenken, wie viel SLASH aufgrund der Anzahl mitwirkender Sänger überhaupt in „Slash“ stecken wird. Tatsächlich begibt sich der Altmeister des Sechssaiters damit auf dünnes Eis – jedoch ohne negative Konsequenzen. Viel eher stellt der geneigte Hörer schon im Laufe der ersten beiden, sehr intelligent platzierten Songs „Ghost“ (Ian Astbury) und „Crucify The Dead“ (Ozzy Osbourne) fest, dass das Gesamtkonzept ‚Abwechslung‘ auf diesem Solo-Debüt vollkommen aufgeht. Von straighten Riff-Brettern über langsame Lead-Parts, einprägsame Hooklines und melodische Soli grast SLASH alles ab, was er in seinem Gitarrenspiel innerhalb der letzten Jahre zur Perfektion getrieben hat. Und wenn dann Fergie von The Black Eyed Peas einen Kracher wie „Beautiful Dangerous“ intoniert, kurz darauf mit „Promise“ ein Paradebeispiel für die gesangliche Genialität des Soundgarden-Frontmanns Chris Cornell folgt und „Gotten“ (Adam Levine; Maroon 5) sowie „Doctor Alibi“ (Lemmy Kilmister; Motörhead) dem Ganzen noch die Krone aufsetzen, wird klar: Auf „Slash“ wird mit klanglichen Superlativen nur so um sich geworfen.
Nebenbei geben vor allem Nummern wie „Doctor Alibi“, „Gotten“ oder „I Hold On“, für das Kid Rock vors Mikrofon bewegt werden konnte, tiefen Einblick in die kreativen Schaffensprozesse des Ausnahmegitarristen. SLASH gelingt tatsächlich das Kunststück, jedem seiner Gastmusiker einen bis ins letzte Detail auf die Stimme zugeschnittenen Song zu schreiben. Hier und da läuft der Mann mit dem Zylinder zwar Gefahr, die Grenze zwischen Anpassung und Kopie zu überschreiten – immerhin könnte gerade „Gotten“ auch von Maroon 5 oder „I Hold On“ von Kid Rock selbst stammen – vermeidet es aber erfolgreich, diese Grenze zu überschreiten. Und so kommt es, dass auch das mit Allrounder Dave Grohl und Duff McKagan (Guns N‘ Roses) eingespielte Instrumental „Watch This“, das ruhige, vom Senkrechtstarter Rocco De Luca eingesungene „Saint Is A Sinner Too“ und „We’re All Gonna Die“ (Iggy Pop) den ohnehin schon mehr als positiven Gesamteindruck weiter nach oben heben.

Das Fazit ist deshalb kein schweres: „Slash“ wird für geteilte Meinungen sorgen. Unbestritten muss man sich auf die verschiedenen Songs mit ihren verschiedenen Trägern einlassen und sollte dabei möglichst aufgeschlossen sein. Tut man sich damit aber nicht schwer, liefert der britisch-amerikanische Musiker mit seinem ersten Solo-Album einen über alles erhabenen Geniestreich ab. Hierbei handelt es sich nicht nur um einen der wenigen Releases aus der letzten Zeit, dem man die analoge Produktion im Nachhinein noch anhört. Viel mehr bekommt der Käufer hiermit ein atemberaubendes Feuerwerk unterschiedlicher Songtypen geboten, die von einigen der größten Rock-Sänger und Legenden unserer Zeit in Szene gesetzt wurden. SLASHs Mut wurde belohnt, denn dieses knapp 60-minütige gepresste Stück Musik katapultiert ihn geradewegs in den Rock-Olymp. Genial.

Anspieltipps: „Ghost“, „Beautiful Dangerous“, „Promise“, „I Hold On“ und „Saint Is A Sinner Too“.

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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