Der Folk-, Pagan- und Viking-Metal ist derzeit in Deutschland auf dem Vormarsch und man muss sich in Acht nehmen, damit man nicht unter einer Welle drittklassiger Pseudohumppa-Bands erstickt. Da fällt es auch nicht leicht, die wirklichen Juwelen herauszupicken, denn man hat das Gefühl, dass alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist, von irgendeinem Label gekrallt und vermarktet wird. Auch SLARTIBARTFASS aus Ulm haben bereits einen Plattenvertrag, und zwar bei dem neuen deutschen Label Trollzorn, welches sich genau das Vermarkten neuer Bands dieser Sparte zur Aufgabe gemacht hat. Ob sie sich kurzerhand dem Trend bedienen, wollen wir mal gar nicht diskutieren, fest stand jedoch schon immer, dass nicht alles, was einen Plattenvertrag hat, Gold ist und umgekehrt natürlich genauso. Bestes Beispiel hierfür wäre SLARTIBARTFASSs Debüt-Volllängenalbum „Nordwind“.
Ein nettes Coverartwork, auf dem das Bandlogo und ein paar Runen prangen. Ach, diese Runen sind der Albumtitel! Da hat man sich aber was einfallen lassen. Okay, ich will das ganze nicht verteufeln, auch viele gute Bands verwenden Runen in rauen Mengen, aber zusammen mit dem bekloppten Bandnamen (SLARTIBARTFASS ist ein Planetenarchitekt aus dem Roman „Per Anhalter Durch Die Galaxis“, der für die Herstellung der Fjorde zuständig ist) wirkt das doch extremst kitschig. Dreht man das Ding um, wird’s nicht besser, denn es offenbart sich die Trackliste und die bedient sich jedem aller Klischees, die man sich in diesem Zusammenhang vorstellen kann. Im Booklet kann man dann noch Fotos der in traditionellen Trachten, Rüstungen und weiß der Teufel bekleideten, mit Kriegsbemalung vollgeklatschten und im Wald stehenden Bandmitglieder bewundern. Sorry, aber bis hier her wirklich grausig. Na gut, man soll ja nicht gleich den Teufel an die Wand malen, hören wir das Scheibchen also mal unvoreingenommen an.
Natürlich geht’s nicht sofort los, ein Intro muss her. „Fjörgyn“ fungiert als selbiges und leitet zunächst mit den stimmungsvollen Klängen eines Gewitters und Regenschauers ein. In diese Kulisse platzt dann eine folkloristische Akustikgitarrenmelodie, die alsbald von einem Akkordeon begleitet wird. Bis hierher kann man gar nicht meckern, zwar nicht außergewöhnlich und nach einigen Wiederholungen ein wenig langweilig, aber doch recht gelungen. Dann geht’s aber auch schon richtig los, „Waldlauf“ macht mit seiner in jeder Hinsicht platten Produktion und dem „Uffta Uffta“-Getrommel alles wieder kaputt. Die Gitarre knirscht im Hintergrund ein wenig rum, das Keyboard drängt sich auf, lediglich der Gesang ist alles in allem recht akzeptabel, muss leider aber einen klischeelastigen Kinderbilderbuchtext singen und trägt somit zur musikalischen Apokalypse bei. Doch plötzlich lockern folkige Klänge zwischenrein mal wieder auf. Sehr schnell geht’s dann aber wieder so weiter wie vorher. Das folgende sogenannte „Trinklied“ taugt meiner Auffassung nach zum Saufen genauso wenig wie zu irgendetwas anderem, einfach nur langweilig. Dem Titelsong muss man dann aber zugestehen, dass er Stellenweise wirklich gelungen ist, sich aber so dermaßen hinzieht, dass man das gar nicht wirklich zu genießen weiß, ich zumindest nicht.
Weiter will ich jetzt gar nicht auf die Lieder eingehen, denn alles planscht so weiter vor sich hin und eigentlich tun sich überhaupt keine Höhepunkte auf. Vieles ist hier noch zu bemängeln, zunächst natürlich die dürftige Produktion, die Bass, Gitarre und Schlagzeug völlig untergehen lässt und die Stimmung zunichte macht. Als nächstes – und ich will den Musikern bei Gott nicht ihr Talent absprechen – ist hier auch noch die Präzision des Instrumentenspiels zu nennen, viel zu oft hat man das Gefühl, einen rhythmisch falsch platzierten Ton zu hören. Natürlich ist das schwierig, aber wenn man ein Album aufnimmt und auch noch über ein Label rausbringt, sollte man das schon Intus haben. Verbessert man diese Punkte, kann man vielleicht noch was rausholen, hilft aber trotzdem alles nichts, wenn das Songwriting nicht ausgereift ist. Viel zu eintönig, viel zu langweilig und wenig individuell klingen die Stücke, keines unterscheidet sich wesentlich vom anderen und von Wiedererkennungswert zu sprechen wäre heuchlerisch. Bitte in ein paar Jahren nochmal, dann aber gescheit. Solange höre ich mir Demos (!) wie Finsterforsts „Wiege Der Finsternis“ an, denn da kriege ich in drei erstklassigen Songs mehr Spielzeit und Qualität als mit dem gerade mal 25 Minuten langen „Nordwind“. Achja, wozu braucht die Band eigentlich drei Maultrommler?
Wertung: 3 / 10