Mit „Nyemba“ veröffentlichen die aus Botswana stammenden Metaller von SKINFLINT bereits ihre fünfte CD überhaupt und daneben schon Album Nummer drei beim deutschen Traditionalisten-Label Pure Steel. Tradition ist übrigens ein gutes Stichwort; denn bei allem Konservativismus in Sachen Musik lässt das afrikanische Trio in puncto Minderheitenintegration die meisten anderen Bands hinter sich. Ein Schwarzer am Bass und eine Frau am Schlagzeug – in einer eigentlich sehr weißen und sehr männlichen Musikszene darf das durchaus Erwähnung finden, trägt es doch bei zu einer wohltuenden Pluralisierung auf der Bühne; davor hat diese ja bereits lange stattgefunden.
Musikalisch spielen SKINFLINT auch auf „Nyemba“ eine Musik, die ihnen wohl nicht ganz zu Unrecht den Titel der „Manilla Road Afrikas“ eingetragen hat. Das Trio setzt auf groovige Riffs, die einen deutlichen NWoBHM-Einschlag besitzen, und durchzieht seine Musik mit zumeist durch den Bass getragene Melodien, die deutlich auf eine den Hörer umwickelnde Atmosphäre abzielen. Dazu kommt ein Gesang, der der Musik wohl endgültig den Stempel „kauzig“ aufdrückt (was in bestimmten Kreisen ja gerne einmal als synonym mit „episch“ verstanden wird), enorm kratzig und roh, hinsichtlich der Ausdrucksvarianz aber leider ziemlich eingeschränkt. Gemeinsam mit der sehr trockenen, auf jede Form klanglichen Ballast verzichtenden Produktion ergibt das eine durch und durch klassische Heavy-Metal-Scheibe mit epischem Überbau, die fraglos für kurzweiligen Spaß sorgt. Songs wie „Sinkinda“, „The Witches Dance“ oder (mein persönlicher Favorit) „The Pits Of Wydah“ können sowohl spielerisch als auch kompositorisch überzeugen und werden der Band sicherlich neue Fans einbringen.
Neben der Tatsache aber, dass nicht jeder Song wirklich zieht (das bluesige „The Wizard And His Hounds“ ist geradezu langweilig) und da es der recht kurzen CD an wirklichen Höhepunkten fehlt, bleibt auch nach mehrmaligem Hören von „Nyemba“ das Gefühl zurück, dass hier mehr drin gewesen wäre. Vor allem hätte man sich mehr auf jene Momente konzentrieren können, die den Stücken die so nötige Spannung verleihen. Das eine oder andere verballert sein Potential schlicht zu schnell, was hinsichtlich der Langzeitwirkung der Platte deutliche Spuren hinterlässt. Und wer darauf gehofft hat, dass die Band eventuell stärker auf musikalische Einflüsse aus der eigenen kulturellen Umgebung setzen würde, wird bis auf die Namen der Songs wenig Ergiebiges finden. Das Experiment findet hier (man ist versucht zu sagen: leider) nicht in der Musik statt. Trotzdem ist der neue Streich von SKINFLINT eine sympathische, für Fans von Manilla Road und frühen Iron Maiden definitiv interessante Scheibe geworden.
Wertung: 7 / 10