Es gibt Alben, die zur Zeit ihrer Veröffentlichung bahnbrechend sind und sogar Jahrzehnte danach nichts von ihrer ursprünglichen Wirkung einbüßen. Und es gibt Alben wie „Stormcrowfleet“, das kürzlich wiederveröffentlichte Debüt von SKEPTICISM – zweifellos eine genreprägende Funeral-Doom-Platte, die mit ihrem holprigen Sound und Songwriting allerdings furchtbar schlecht gealtert ist. Doch Musikgruppen entwickeln sich weiter und auch für SKEPTICISM ist die Zeit seit 1995 nicht stehengeblieben. Mit „Companion“ legen die Finnen zu ihrem 30. Bandjubiläum ihr sechstes Album vor. Ein recht bescheidene Bilanz – aber im Funeral Doom geht man die Dinge bekanntlich nun mal etwas langsamer an.
Eine lange Wartezeit ist per se freilich nicht unbedingt etwas Schlechtes – gut Ding will schließlich Weile haben. Wie sich am Beispiel von „Companion“ zeigt, bringt jedoch leider nicht jede Weile auch ein gutes Ding hervor. Soundtechnisch sind SKEPTICISM derweil zwar im 21. Jahrhundert angekommen, sodass die Platte mit einem fülligen, klaren Klang aufwartet. In kompositorischer und spielerischer Hinsicht mangelt es der wuchtigen Begräbnismusik der Finnen nach all den Jahren ihres Bestehens jedoch nach wie vor an Eleganz.
Was wie die Metal-Interpretation eines feierlichen Trauermarschs klingen sollte, wirkt wegen der ungenauen Performance der Band eher wie ein grobmotorisches Gestampfe. Gitarren und Drums rumpeln vor sich hin, das Piano in „The Intertwined“ und insbesondere die monotonen Keyboards in „The Swan And The Raven“ könnten plumper nicht sein und Frontmann Matti Tilaeus‘ abgrundtiefer gutturaler Gesang klingt nicht furchteinflößend, sondern bloß wie ein primitives Rülpsen und Grunzen. Die erhabene Stimmung, die SKEPTICISM mit den schwülstigen Keyboards vermutlich erschaffen wollen, will auch nicht so recht aufkommen.
Dennoch ist nicht alles auf „Companion“ schlecht. Im Mittelteil der Platte haben SKEPTICISM doch ein paar Passagen, die aufhorchen lassen, platziert: die imposante Orgel in „The March Of The Four“, die melancholischen, wenn auch etwas kantigen Leadgitarren in „The Inevitable“ und insbesondere das überraschend bedrohliche Tremolo-Riffing in „Passage“. Auch dabei handelt es sich jedoch bloß um einzelne Abschnitte in ansonsten mäßig spannenden und dürftig eingespielten Stücken.
Es mag einem Sakrileg gleichkommen, einer Pionierband wie SKEPTICISM zu unterstellen, ihre Songs mit zu wenig Fingerspitzengefühl zu arrangieren und ihre Instrumente mit derselben Grobschlächtigkeit zu spielen. Gerade im Metal sollte jedoch ohnehin nichts heilig sein und so werden die Finnen sich diesen Vorwurf für „Companion“ wohl oder übel gefallen lassen müssen. Zeitlupen-Metal mit Friedhofsatmosphäre gibt es mittlerweile eben nicht mehr nur von Thergothon und SKEPTICISM. Mit der Raffinesse, die Bands wie Shape Of Despair oder Esoteric heute als Maßstab vorgeben, kann das einst wegbereitende Quartett offenbar nicht mehr Schritt halten.
Wertung: 4.5 / 10