Review Skeletonwitch – Devouring Radiant Light

  • Label: Prosthetic
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Black Metal

Immerhin gut zehn Jahre lang besetzte Chance Garnett den Posten des Frontmanns bei den US-Black-Thrash-Metallern SKELETONWITCH, 2014 jedoch erfolgte der Bruch: Wegen eines Körperverletzungs-Delikts musste Chance Garnett vor Gericht, kurz darauf folgte wegen Alkoholmissbrauchs die endgültige Trennung von der Band. Mit Adam Clemans stellte man 2016 einen Nachfolger vor, der insbesondere durch seine Tätigkeit bei Wolvhammer ein gewisses Maß an Können mitbringen konnte, das er noch im gleichen Jahr auf der EP „The Apothic Gloom“ unter Beweis stellen durfte.

Doch nicht nur am Mikrofon trat eine Veränderung ein, SKELETONWITCH nahmen dies sogleich zum Anlass, ihr Soundgewand insgesamt neu auszurichten. Dies wurde bereits auf „The Apothic Gloom“ begonnen und findet auf „Devouring Radiant Light“, dem ersten vollständigen Album mit Adam Clemans, seine vollendete Form. An die Stelle des geordneten Chaos der vorherigen Alben, das sich aus einem Mix von Thrash-, Death- und Black Metal erhob, die in Songs von oftmals unter drei Minuten wild – aber niemals undurchdacht – zusammengeworfen wurden, tritt nun eine stärkere Konzentration auf Melodik und Atmosphäre, gerne mal in Kompositionen von bis zu neun Minuten umgesetzt. Wer anhand des intelligent durchdachten Artworks ein Atmospheric-Black-Metal-Album erwartet, geht nicht all zu weit fehl. Obwohl SKELETONWITCH ihre Ursprünge nicht völlig außer Acht lassen und ihren alteingesessenen Fans mit knackigen Songs wie „When Paradise Fades“ oder insbesondere „Carnarium Eternal“ unüberhörbar eine Freude bereiten möchten, lebt ein großer Teil des Liedguts von neuen und frischen Impulsen, die es so bei der Gruppe bisher höchstens im Ansatz gegeben hat. Akustik-Intros, bedächtige instrumentale Zwischenspiele oder dominante melodische Black-Metal-Gitarren sind hier keine Seltenheit. Einen auffälligen Höhepunkt findet die stilistische Kurskorrektur im Titelstück, dessen Refrain mit seinen atmosphärischen und überaus melancholischen Melodien, die sich mit den Growls kreuzen, beinahe schon wie ein Klagelied anmutet.

Dass sie stagnieren und sich nicht weiterentwickeln, kann man SKELETONWITCH anhand von „Devouring Radiant Light“ also beim besten Willen nicht vorwerfen. Das aber bedeutet auch: Der Sound, der die Gruppe so markant gemacht hat, bleibt in weiten Teilen im Hintertreffen. Natürlich finden sich auch auf dem sechsten Album Riffs und Melodien aus verschiedenen Spielarten des extremen Metal-Sektors, die stärkere Orientierung hin zu klassischem Black Metal und die gewisse Ordnung, die in die Kompositionen Einzug hält, sind aber nicht zu überhören und für Fans insbesondere der Frühwerke zunächst nicht allzu einfach hinzunehmen.

Die Beschäftigung mit „Devouring Radiant Light“ lohnt sich dennoch allemal, sowohl für bisherige Hörer als auch für Neueinsteiger. Es handelt sich immer noch um ein äußerst hochwertiges Album und selbst von den noch immer vorhandenen ursprünglichen Trademarks abgesehen stecken SKELETONWITCH im Bereich des atmosphärischen Metal mit ihrem sechsten Album problemlos einen großen Teil ebenfalls dort agierender Bands in die Tasche. Vielleicht wäre es aber besser gewesen, dem ursprünglichen Sound treu zu bleiben und ihn durch Experimente hie und da aufzubrechen und zu erweitern anstatt umgekehrt. Bei der abschließenden Einschätzung und Bewertung streiten sich jedenfalls Kopf und Herz des großen Fans der vorherigen Werke miteinander: Der Kopf sagt, dass „Devouring Radiant Light“ anspruchsvoller, durchdachter und man möchte fast sagen erwachsener ist als alles, was SKELETONWITCH zuvor veröffentlicht haben. Das Herz aber sagt, dass die früheren Werke dennoch mehr Spaß gemacht und größere Begeisterungsstürme ausgelöst haben.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

Ein Kommentar zu “Skeletonwitch – Devouring Radiant Light

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