Review Six Feet Under – Torment

  • Label: Metal Blade
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Death Metal

Auch wenn die Florida-Deather SIX FEET UNDER nach diversen Lineup-Wechseln 2012/2013 mit „Undead“ und „Unborn“ auf einem guten Weg waren, mit viel frischem Wind ihrem großen Namen gerecht zu werden, lässt sich kaum leugnen, dass der Ruf der Band auch heute noch vor allem auf den Alben „Haunted“, „Warpath“ und „Maximum Violence“ basiert. Alles, was dazwischen kam – inklusive der unsäglichen „Graveyard-Classics“-Serie, deren vierter Teil erst im vergangenen Jahr erschienen ist – ist nämlich getrost zum Vergessen.

Vom frischen Wind kam in der Gruft des Teufels schon nicht mehr so viel an: Mit Chris Barnes als einzigem verbliebenen Bandmitglied veröffentlichten SIX FEET UNDER 2015 das musikalisch solide, aber mäßig spannende „Crypt Of The Devil“ aus der Feder von Gast-Gitarrist Phil „Landphil“ Hall. Das Problem des Albums scheint Barnes mittlerweile erkannt zu haben: „Our new album does not sound like any of our previous albums. […] If you are expecting it to sound like one of our other albums you will be disappointed“, war da auf Facebook zu lesen, aber auch „The New SIX FEET UNDER album will renew your love for true Death Metal“. An diesen vollmundigen Aussagen müssen sich die mit Cannabis-Corpse-Gitarrist Ray Suhy, dem zurückgekehrten „Unborn“-Bassisten Jeff Hughell sowie Schlagzeuger Marco Pitruzzella neu formierten SIX FEET UNDER nun messen lassen.

Zunächst einmal muss man Chris Barnes jedoch recht geben: „Torment“ klingt wirklich nicht so sehr nach den bisherigen Alben, wie das bei manchem anderen Werk von SIX FEET UNDER schon der Fall war. Das liegt vor allem am Sound. Waren die Alben der Herren aus Tampa, Florida bislang eher für einen dichten („Death Rituals“), oft dumpfen („Crypt Of The Devil“), bisweilen auch undifferenzierten („13“) Sound bekannt, klingt „Torment“ so transparent, so differenziert, wie man es vornehmlich aus dem Tech-Death-Bereich kennt. Gerade der Tieftöner, der der Gitarre im Mix quasi ebenbürtig ist, weiß hinsichtlich des Sounds, aber auch der einen oder anderen technisch versierten Frickelei wegen gut zu gefallen.

Womit man auch schon beim Songmaterial wäre: Hier gehen SIX FEET UNDER bisweilen tatsächlich überraschend modern zu Werke. Gerade die ersten Songs wie der Opener „Sacrificial Kill“ oder das flotte „Exploratory Homicide“ haben einen extrem technischen Einschlag, der den eher als behäbig bekannten SIX FEET UNDER so bislang nicht zu eigen war. Ob das nun beim Hörer gleich die Liebe zum echten Death Metal neu entflammen wird, wie Barnes prognostiziert, sei dahingestellt – die Liebe zu SIX FEET UNDER vermögen diese Songs jedenfalls definitiv aufzufrischen.

Leider vermag der starke Einstieg nicht darüber hinwegzutäuschen, dass SIX FEET UNDER im weiteren Verlauf des Albums wieder in alte Muster verfallen. In den gebotenen 47 Minuten bleibt, nachdem der Überraschungseffekt verpufft ist, bedauerlicherweise noch genug Platz für erschreckend viele Lückenfüller: Als wäre aller kompositorischer Witz für die ersten Nummern verbraten worden, sind Songs wie „Funeral Mask“ oder „Obsidian“ wenig mehr als bloße Abfolgen simpelster Power-Akkordverschiebungen.

Eines ist sicher: Auch „Torment“ wird für viele Diskussionen sorgen. Wer „Undead“ und „Unborn“ spannend fand, dürfte Gefallen an „Torment“ finden – wer nach wie vor auf „Haunted“ schwört, könnte sich an dem modernen Stil, an dem sich SIX FEET UNDER hier stellenweise versuchen, stoßen. Und wer nicht voll auf bis fast ins Lächerliche überreizten Splatter-Horror steht, dürfte – von der Musik einmal ganz abgesehen – dem skurrilen Artwork wenig abgewinnen können. Zumindest eines muss man SIX FEET UNDER aber lassen: Mit „Torment“ haben sie (streckenweise) Mut zur Veränderung bewiesen.

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Wertung: 6.5 / 10

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