„True Sound Of The Underground“! Mit dem Albumtitel bringen es SISTER SIN auf den Punkt, obwohl sie dem Untergrund schon bald entsagen könnten. Bereits das Album „Switchblade Serenades“ wurde weitestgehend positiv aufgenommen, und nach gut anderthalb Jahren Touren in Europa und Nordamerika im Vorprogramm von u.a. Motörhead avanciert die Truppe um Frontfrau Liv viel eher zum Heavy-Rock-Geheimtipp.
Die Energie des Vorgängers wurde auch auf „True Sound Of The Underground“ übernommen. Der Groove ist mächtig, die Riffs knackig und die Konstrukte dynamisch. Es wundert mich nicht, dass sich Motörhead die schwedische Truppe als Support-Act ausgesucht haben. Das passt vom Stil her bestens, und Lemmy fühlte sich vielleicht auch an Zeiten erinnert, als Motörhead und Girlschool oft zusammenarbeiteten.
Doch ich schweife ein bisschen ab. Einen Vergleich mit Girlschool brauchen SISTER SIN aber nicht zu scheuen. Wobei angesichts des Härtegrads eher Crucified Barbara als Remineszens herangezogen werden können, wenn wir mal bei weiblichen Vocals bleiben. Diese, oder besser gesagt: die kraftvolle und ausdrucksstarke Röhre von Liv prägt auch den Sound von SISTER SIN. Welch eine Power in dem Organ steckt. Sie kann auch jederzeit gegen die wuchtige Instrumentfraktion ansingen. Doch auch die Mitstreiter an der Rhythmusbasis und am Sechssaiter machen ihre Sache prima. Die Energie der Musik kommt einwandfrei rüber und wird durch eine entsprechend druckvolle Produktion noch unterstützt.
Das Songwriting ist wohldurchdacht und spielt sich durchweg auf einem guten Level ab. Ich kann keinen ansatzweisen Ausfall entdecken, dafür aber eine reihe wirklich starker Heavy-Rocker. „Sound Of The Underground“, „Outrage“, „Better Than Them“, „24/7“, „Heading For Hell“, „Nailbiter“ und „Beat Em Down“ haben alles, was richtig gute Hits in diesem Genre brauchen: energievolle, einprägsame Konstrukte, eingängige Melodien, starke Hooks und hervorragend ausgearbeitete Höhepunkt, die die Songs schön hymnisch krönen. Da macht das Hören Spaß, bewegt sich die Muskulatur fast ganz automatisch, erwacht der Wunsch des Mitgrölens und wird auch endlich mal wieder die Luftgitarre ausgepackt. Das ist Heavy Rock par excellence.
„True Sound Of The Underground“ lässt keine Wünsche offen, wenn man den Heavy Rock wuchtig, dynamisch, fetzig und geradlinig mag. Man darf keine Komplexitäten oder Schnörkel erwarten. Die Schweden rocken einfach schnell und zielstrebig auf den Punkt, und das ist auch gut so. Weiter oben habe ich versucht, Vergleiche zu SISTER SIN zu ziehen. Ich denke aber, dass man SISTER SIN nach diesem Album eher als Vorlage für kraftvollen Female Fronted Heavy Rock heranziehen wird.
Wer Motörhead, Girlschool, Rock Goddess, Crucified Barbara, Chrome Division, W.A.S.P., Gun Barrel und Konsorten mag, sollte hier zugreifen. In diesem Sinne gibt es von mir auch eine astreine Empfehlung für „True Sound Of The Underground“.
Wertung: 9 / 10