Wenn harte Arbeit ausreichen würde, um eine Band nach vorne zu bringen, dann wären SISTER SIN längst ganz vorne dabei. Die schwedische Truppe spielt seit 2003 moderne Hard-Rock-Musik mit gelegentlichen Anleihen am Glam. Wer sie das erste Mal hört, dürfte sie besonders wegen der markanten Stimme von Frontfrau Liv Jagrell in Erinnerung behalten. Alleine in den Jahren 2010 bis 2014 wurden drei Alben eingespielt und die Touraktivitäten forciert. Wie wir aber alle wissen, ist die Welt weder ehrlich noch gerecht, und so fliegen SISTER SIN auch mit ihrem vierten Album „Black Lotus“ immer noch unter dem Radar vieler Hard-Rock-Fans – ein wenig zu Unrecht.
Denn wenn die Band eines kann, dann ist es, astreine, nach vorne treibende Rocksongs zu schreiben. Mit ihrer straighten Attitüde und einem rotzigen Gesang- und Songstil könnte ihre Musik auch im Schnittbereich zum Punkrock noch gefallen. Das ist zum großen Teil das Verdienst von Liv Jagrell, die ihre Lyrics so herrlich rau und aggressiv ins Mikro schreit, dass man einfach hinhören muss – überzeugt euch anhand von „Count Me Out“ am besten selbst davon, dass „energiegeladen“ noch untertrieben ist. Selbstverständlich hat auch die Instrumentalfraktion ihren Anteil an der Leistung. Wie sonst eher im Punkrock üblich, wird auf längere Soli größtenteils verzichtet, sodass das treibende Riffing einen großen Teil des Klanges ausmacht.
Leider muss man aber festhalten, dass sich die Songs in dieser Art doch sehr ähnlich sind. Ob man nun „Chaos Royale“, „Stones Thrown“ oder eben „Count Me Out“ hört, macht verhältnismäßig wenig Unterschied. Deswegen klingen SISTER SIN dort am besten, wo sie überraschen. Denn neben der „Auf-die-Fresse-Attitüde“ kommen in einigen Songs glücklicherweise auch die Melodien nicht zu kurz. Mit „Desert Queen“ wird mal eben ein großartiger Midtempo-Refrain aufgefahren, der auch klassisch orientierten Metallern gefallen wird. Das gefühlvolle „The Jinx“ ist ein weiterer Höhepunkt von „Black Lotus“, auf dem ansonsten die Abwechslung leider etwas zu kurz kommt.
Fans von geradlinigem Hard Rock sollten SISTER SIN auf jeden Fall mal eine Chance geben, denn „Black Lotus“ hat ihnen einiges anzubieten. Für den großen Sprung nach vorne wird aber auch das vierte Album der Schweden nicht sorgen können, denn dafür fehlt es an frischen Ideen, die das bewährte Grundkonzept der Band anreichern und ihnen neue Fankreise erschließen könnten.
Wertung: 6.5 / 10