Mat Sinner, der Hans Dampf in allen Gassen der deutschen Hard-Rock-Szene, ärgert sich, dass die frühen Alben seiner Band SINNER nicht mehr zu haben sind. Offenbar so sehr, dass er sich mit seiner Truppe ins Studio begab, um die seiner Meinung nach besten Songs dieser Platten erneut aufzunehmen und den Fans so zugänglich zu machen. Das Ergebnis hört auf den Namen „Touch Of Sin 2“.
Für die Neuauflagen hat sich der Meister an seiner Zeit bei Noise Records orientiert, weshalb der Fokus bei „Touch Of Sin 2“ auf den Alben „Dangerous Charm“, „Comin‘ Out Fighting“ und – logisch – „Touch Of Sin“ liegt. Dabei muss man in jedem Fall zugeben, dass Nummern wie „Concrete Jungle“ oder auch „Danger Zone“ das neue Klangewand durchaus steht: Dank der Behandlung durch Herrn Achim Köhler, der mit Mr. Sinner hier ja nicht zum ersten Mal arbeitet, wurde den enthaltenen Songs ein schön fetter Sound mit mächtig rollendem Bass und stadiontauglicher Gitarrenwand verpasst.
Klassiker wie „Bad Girl“ oder „Emerald“ klingen in der neuen Aufmachung und dem Gesang von Mat Sinner, der schon immer irgendwie an die Kreuzung aus Phil Lynott und Rick Springfield erinnert hat, gar nicht groß anders als das, was auf dem aktuellsten SINNER-Album „One Bullet Left“ geboten wird. Zudem zeigt eine Komposition wie „Knife In My Heart“ damals wie heute die Liebe des Chefs zu Thin Lizzy. Ein Schmunzeln ringen dem Hörer beim Genuss von „Touch Of Sin 2“ vermutlich die nachgerade dämlichen Texte über das Leben als Rocker und die passenden Damen dazu – insbesondere in „Germany Rocks“ und „Comin‘ Out Fighting“ – ab, die heute vermutlich niemand mehr so schreiben würde.
Im Kontext der Neueinspielung frühen Materials gilt das aber in jedem Fall als authentisch und macht ja auch Spaß. Damit SINNER-Fans auf dieser Platte nicht bloß olle Kamellen zu hören bekommen, hat die Band auch gleich noch drei neue Nummern dazu gepackt: „Don’t Believe A Word“ fällt dabei vielleicht ein bisschen arg poppig aus und „Blood On The Sand“ sowie „Heat Of The City“ sind ziemliches Standartprogramm, allerdings kann sich letzteres absolut hören lassen und ist definitiv der beste der drei neuen Songs.
Letztlich sei noch erwähnt, dass viel vom Charme der Musik auf „Touch Of Sin 2“ der Tatsache zu verdanken ist, dass SINNER derzeit in ihrer vermutlich bisher stärksten Besetzung firmieren: Das Gitarren-Trio bestehend aus den Herren Beyrodt, Leim und Scholpp ergeht sich hier in schönsten Gitarren-Duellen und lässt etwa in „Shout“ ein grandioses, rockiges Solo nach dem andern vom Stapel, was es zur Zeit der Originale so sicher noch nicht gegeben hätte.
„Touch Of Sin 2“ bietet zwar nur wenig Neues, allerdings sind die hier verarbeiteten Alben aus dem Hause SINNER schon seit etlichen Jahren vergriffen, weshalb sich die Anschaffung durchaus lohnt. Ob der einstige Charme der Originale hier angemessen transportiert werden konnte, ist schwer zu sagen, aber diese Platte bietet in jedem Fall das, was man von Mat Sinner und Konsorten kennt und liebt: Eingängigen, melodischen Hard Rock, der stets mit dem Heavy Metal teutonischer Bauart flirtet.
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