Auch nach fast 30 Jahren im Geschäft zeigt sich Mat Sinner nicht amtsmüde, legt er mit „One Bullet Left“ doch bereits das sage und schreibe 16. Album der SINNER-Discografie seit 1982 vor. Und um dieses in die Tat umzusetzen, tauschte er auch fast seine gesamte Truppe aus, nur Gitarrist Christoph Leim ist schon seit 2006 und damit beim dritten Album im Amt. Neu dabei sind Alex Beyrodt nach knapp zehnjähriger Pause (aktuell auch Gitarrist bei Primal Fear und Voodoo Circle), sowie Tarja-Gitarrist Alex Schopp und Drummer Andre Hilgers, der bei Rage und ebenfalls Primal Fear seine Stöcke schwingt. Wer sich über die Primal Fear-Übermacht im Hause SINNER wundert: Das ist Mat Sinners zweite Band, in der er auch selbst den Bass spielt.
Mit neuer Besetzung also und drei Gitarren im Aufgebot liefern SINNER ein Hard Rock-Album mit deutlichem Hang zum Heavy Metal ab, das überraschend frisch und unverbraucht wirkt. Der Opener „The One You Left Behind“ legt nach dem Laden der titelgebenden letzten Kugel sogar mit einem richtig mächtigen Headbanger-Riff los, um direkt danach die breite Gitarrenfront auf den Hörer loszulassen. Die Band hat sichtlich Spaß an ihren neuen vielsaitigen Möglichkeiten und trägt ein paar tolle Melodien und Gitarrenduelle vor. Gesanglich brennt natürlich gar nix an, Mat Sinner hat nach wie vor ein beeindruckendes Organ. Die Texte kredenzt er mit kräftigem Körper, agiert dabei äußerst harmonisch zum Gesamtkonstrukt und erfreut mit leicht rauchiger Note im Abgang. Unterstützt wird er bei den Refrains oft von zurückhaltenden Chören im Hintergrund, die sich ebenfalls gut einbringen.
Zurückhaltend ist nun aber das Stichwort, das passt trotz druckvollem Beginn dann eben doch etwas zu gut als Stempel auf die Scheibe. Das zweite Stück „Back On Trail“ nimmt direkt wieder etwas das Feuer raus und zum Beispiel das titelgebende „One Bullet Left“ hätte man sich bei dem Titel schon angriffslustiger gewünscht. Klar, das Ding verbreitet gute Laune, erst recht weil die Musiker selbst auch hörbar Spaß bei der Arbeit gehabt haben, aber das Vehikel prescht halt nicht wirklich nach vorne, sondern bremst zu oft zu früh ab und zieht die Handbremse unverständlicherweise zu oft an. Für die feinen „Atomic Playboys“ oder „10 2 Death“ und viele andere gute Momente aber lohnt sich „One Bullet Left“ für den Hard Rock-Fan aber trotzdem. Sofern er keine Experimente oder volle Power erwartet, bekommt er ein dick produziertes und von vorne bis hinten solides Album ohne jegliche Ausfälle.
Wertung: 7 / 10