Review Sinira – The Everlorn

Wer sich auch nur oberflächlich im Melodic Black Metal umhört, wird an einer Band nicht lange vorbeikommen: Dissection. Das liegt jedoch nicht ausschließlich an der stilistischen Pionierarbeit der Schweden, sondern auch an den zahlreichen Musikern, die ihnen unverhohlen nacheifern. Mitunter mag man gar versucht sein, Bands wie Thulcandra oder The Spirit dazu aufzurufen, sich doch bitte etwas Eigenes zu überlegen. Andererseits kann man ihnen – insbesondere, wenn die Qualität stimmt – ihre Begeisterung für diesen besonderen Stil nur schwer zum Vorwurf machen. Wozu etwas Neues ausprobieren, wenn Dissection ohnehin schon längst vorgemacht haben, wie man das Genre am besten angeht? Auch das texanische Ein-Mann-Projekt SINIRA macht keinen Hehl daraus, wer für den Sound seines Debüts „The Everlorn“ Pate gestanden hat.

Sich mit einer genreprägenden Band wie Dissection messen zu wollen, erfordert an sich schon eine ordentliche Portion Größenwahn. Dieser hält sich bei SINIRA allerdings in einem moderaten Rahmen. Anstelle des unbestrittenen Meisterwerks „Storm Of The Light‘s Bane“ (1995) wird seitens des Labels nämlich das etwas weniger ausgefeilte Debüt „The Somberlain“ (1993) als Referenz herangezogen. Der nicht ganz so unrealistischen Ambition, an jenes Album anzuschließen, wird Mastermind Knell mit „The Everlorn“ sogar weitgehend gerecht.

Alles, was den manchmal neben seinem Nachfolger übersehenen Melodic-Black-Metal-Klassiker auszeichnet, macht sich auch SINIRA zunutze: eisige Tremolo-Riffs und orkanartiges Drumming („Where Starlight Does Not Shine“), erhabene Gitarrenleads („Garden Of Pestilence“), melancholische Melodiebögen („The Everlorn“) und Akustik-Einschübe („Souls Of The Flame“) sowie schemenhaft hallende Screams. Bis auf wenige Ausnahmen wie dem etwas ungeschickten Umbruch im ungestümen „Tear Ladened Skies“ sind die Songs stimmig und einprägsam arrangiert.

Der eklatante Mangel an Originalität und die wenigen nicht ganz mitreißenden Passagen („Our Final Nightfall“) stören alles in allem nur geringfügig. Auch produktionstechnisch überzeugt SINIRA mit einem angemessen rauen, aber nicht zu unangenehmen Oldschool-Sound, in dem allenfalls die Vocals ein bisschen zu kurz kommen. In seinem Ausklang lehnt „The Everlorn“ sich schließlich doch noch an „Storm Of The Light‘s Bane“ an, nimmt es doch ebenfalls mit einem betrüblichen Pianostück sein Ende („Omega XI“).

Ob man im CD-Regal zwischen Dissection, Sacramentum und Thulcandra wirklich noch Platz für SINIRA schaffen muss, ist eine Frage, die „The Everlorn“ nicht ganz eindeutig beantwortet. Wer sich am schwedischen Black-Metal-Stil hinreichend sattgehört hat, kann auf die Platte getrost verzichten – eine neue Herangehensweise an das Genre wird man darauf definitiv nicht finden. Für sich genommen macht SINIRA seine Sache jedoch zweifellos sehr effektiv. Insbesondere in der ersten Hälfte seines Debüts gibt der texanische Einzelkünstler einige packende und eingängige Kompositionen zum Besten und auch später kommt im Zuge der knapp einstündigen Laufzeit kaum Langeweile auf. Sofern man hier kein Meisterstück vom Kaliber eines „Where Dead Angels Lie“ erwartet, kann man an „The Everlorn“ durchaus Gefallen finden.

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Wertung: 7 / 10

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