SINBREED sollten momentan so ziemlich jedem Power-Metal-Hörer bekannt sein. Die Kombo, welche unter anderem aus zwei Blind-Guardian-Mitgliedern besteht, veröffentlicht nun mit „Shadows“ nach langen vier Jahren ihr zweites Studio-Album. Im Vorfeld wurde einem ein Meisterwerk des Power Metals versprochen. Klar, Labels machen im Vorfeld immer positive Werbung. Aber wenn man nun schon zwei Blind-Guardian-Mitglieder an Bord hat, kann man schon etwas Hochkarätiges erwarten – oder?
Was einem beim ersten Hören auffällt, ist die ziemlich düstere Atmosphäre der Platte – natürlich passt sie zu dem recht dunklen Albumtitel. Gerade diese Atmosphäre verleiht der Scheibe etwas ganz Spezielles. Es fühlt sich alles wie aus einem Guss an, und das sind schon einmal die besten Voraussetzungen, um musikalisch zu glänzen.
Leider sieht es mit der Qualität der Musik ein wenig anders aus. Nach dem ersten Durchgang fragt man sich: Wo waren die Hooklines? Gerade im Power Metal kann man doch Refrains mit magischen Hooks erwarten, die sich sofort im Gehör festbrennen. So geschieht es dann leider, dass das komplette Album an einem vorbeirauscht und so gut wie gar nichts hängen bleibt. Lediglich die markanten Vocals von Fronter Herbie Langhans bleiben als einziger Aspekt wirklich in Erinnerung.
Das Problem lässt sich aber ein wenig beheben: Wenn man sich hinsetzt und das Album richtig aktiv hört, bleibt doch schon viel mehr im Gedächtnis als vorher. Man stellt fest, dass Stücke wie „Reborn“ oder „Leaving The Road“ doch viel Potenzial in sich bergen. Man selber muss sich bloß auf die Tracks einlassen, und schon hat man einen Ohrwurm für den Rest des Tages. So zeigen SINBREED auch, dass sie ein musikalisches Meisterwerk der Extraklasse komponieren können: Das abschließende Sieben-Minuten-Epos „Broken Wings“ besitzt Qualitäten, wie kaum ein anderes Stück auf dem Silberling. Ein Song, wie er nicht abwechslungsreicher hätte sein können: Tempo-Wechsel von schnell nach langsam und wieder zurück, ein mächtiger Refrain und traumhafte Lyrics. Der Track bildet aber – mit wenigen Anderen zusammen – die wirkliche Ausnahme auf der Veröffentlichung.
Denn Stücke wie „Black Death“, „Call To Arms“ oder „Shadows“ hat man vorher schon etliche Male bei anderen Power-Metal-Kombos gehört. Es beschleicht einen regelrecht das ungute Gefühl, vieles von anderen Bands zu kennen. Gerade die straighten Up-Tempo-Tracks klingen stark nach Blind Guardian. Gut, wenn man zwei Mitglieder dieser an Bord hat, lässt sich das schwer vermeiden. Jedoch ist das alles ziemlich schade, denn die Truppe besitzt weitaus mehr Potenzial. Man schafft es leider nicht, dies zu nutzen. Nur im oben schon erwähnten „Broken Wings“ entfalten SINBREED ihr gesamtes Potenzial.
Unterm Strich lässt sich also sagen, dass die hohen Ansprüche nicht erfüllt wurden. SINBREED bringen sehr gute Ansätze mit und stellenweise nutzt man diese auch voll und ganz aus; aber irgendetwas fehlt dann wirklich. Es ist das Tüpfelchen, was nicht auf dem „i“ ist. Sollte man dies in Zukunft schaffen und etwas mehr Biss haben, können sich SINBREED mit den ganz Großen des Genres messen. Mit „Shadows“ werden sie dies aber definitiv nicht schaffen.
Wertung: 6 / 10