Kleine, beschauliche Länder haben oft eine ziemlich umtriebige harte Musikszene. So auch die Schweiz, die mit Celtic Frost und Poltergeist mindestens zwei ausgewachsene Metal-Legenden hervorgebracht hat. Auch heute gibt es in der Alpenrepublik noch so manchen Newcomer, u. a. die aus Luzern stammenden SIN STARLETT. „Newcomer“ ist dabei ein dehnbarer Begriff, denn die Band ist bereits seit über 15 Jahren aktiv und hat es bisher auf immerhin drei Alben gebracht. Dieser Tage erscheint mit „Solid Source Of Steel“ ihre vierte Platte beim bayrischen Label Metalizer Records.
Jene solide Stahlquelle, die im Titel erwähnt wird, konnten SIN STARLETT offenbar erfolgreich anzapfen, denn auf ihrem vierten Album präsentiert sich die Truppe als mustergültige Heavy-Metal-Band mit teils reichlich offensichtlichen Wurzeln. Und weil die Schweizer musikalisch eben ziemlich gut beschlagen sind, legen sie sich nicht auf eine einzige Spielart fest. Auf „Solid Source Of Steel“ mäandert die Formation zwischen True Metal der ganz alten Schule im Stile von Genre-Vorreitern wie Manilla Road und eher gradlinigen, rockigeren Nummern, was eine ziemlich ausgewogene Mischung ergibt.
Erwähnter True-Metal-Anteil macht sich in den längeren Nummern von „Solid Source Of Steel“ wie dem Opener oder „Struck Down“ bemerkbar, in denen SIN STARLETT mit ausladenden und teils überraschend vielschichtigen Arrangements im Stile des US-Metal der ersten Stunde überzeugen. Gerade in diesen Momenten punkten die Schweizer mit einem guten Gespür für Gänsehaut erzeugende Dual-Gitarren und schöne Solopassagen. Auf der anderen Seite des Spektrums stehen eher gradlinige Stampfer irgendwo zwischen Teutonenstahl-Urgesteinen wie Accept und Westküsten-Helden wie Y&T.
Insgesamt überzeugen SIN STARLETT mit starken Riffs und solidem Songwriting, was in Nummern wie „Straight And Ready“ oder „Blessed By The Shot“ in rundum authentischen Heavy-Metal-Songs nach traditionellem Rezept resultiert – Fans der angesprochenen Vorbilder oder auch jüngerer Kapellen wie Skull Fist und Ambush werden sich hier sofort zuhause fühlen. Wie so oft, wenn sich Vergleiche zu anderen Bands derart häufig anbieten, bleibt auch ein Album wie „Solid Source Of Steel“ am Ende etwas gesichtslos – alles, was SIN STARLETT bieten, gab und gibt es auch anderswo ganz ähnlich. Das macht diese Platte nicht weniger gelungen, aber der Wiedererkennungswert ist überschaubar.
SIN STARLETT liefern mit „Solid Source Of Steel“ ein in jeder Hinsicht glaubwürdiges und gut gemachtes Heavy-Metal-Album ab, das vor allem Fans der genannten Vorbilder ansprechen dürfte. Hier und da könnte das Songwriting vielleicht noch ein bisschen prägnanter ausfallen und Innovation war sicherlich nicht das oberste Ziel der Band, dafür hört man den Schweizern den Spaß an der Sache aber in jeder Note an. Ob die einschlägigen Underground-Festivals in diesem Jahr stattfinden werden, ist noch immer nicht gesichert – aber wenn, dann bitte mit SIN STARLETT!
Wertung: 7.5 / 10