Review Silverlane – Legends Of Safar

SILVERLANE, früher bekannt unter dem Namen The Rising Force, bringen mit „Legends of Safar“ bereits ihre dritte CD heraus, beachtlicherweise in Eigenproduktion. Schon beim Lesen der Songtitel fällt auf, dass man es hier textlich mit einer sogenannten „Fantasy Metal“-Band zu tun hat, genauer gesagt geht es hier durchweg um das Land Safar, in welches man durch Titel wie „My Way to Keah“ oder „From Ashes to Glory“ unwillkürlich eintaucht, auch ohne die Musik gehört zu haben. Um diese soll es hier aber natürlich hauptsächlich gehen, schon von vorneherein sei gesagt, man findet auf diesem Konzeptalbum durchweg lupenreinen melodischen Power Metal, mit Keyboard unterlegt.

Beginnen wir die Reise also mit dem Intro „From Ashes to Glory“, welches schonmal ziemlich Spannung aufbaut, man ahnt bereits den nächsten Schritt, „The First Chapter“, in welches sich das Intro nach gut anderthalb Minuten entlädt. Als erstes fällt die mehr als geniale Produktion auf, alles klingt richtig schön klar, was sich vor allem auf das kraftvolle, galoppierend anmutende Riffing sehr positiv auswirkt. Es folgen das Schlagzeug und der Bass, außerdem recht seltsam anmutende Chöre, die hier aber nicht im Hintergrund agieren, wie bei Bands wie zum Beispiel Stratovarius, sondern einzelne laute Rufe ausstoßen. Diese wirken hier aber irgendwie ein wenig kraftlos, vielleicht hätte ihnen ein wenig mehr kriegerische Wildheit gut getan. Nun entwickelt sich aus dem wirklich sehr coolem Riffing eine schöne Melodie, die vor allem vom Keyboard getragen wird. Als der Gesang einsetzt, fühlt man sich erst an Fabio Leone von Rhapsody, dann an den jungen Kai Hansen erinnert. Marcus T. Marcello singt also absolut klasse, in für Power Metal typischen Höhen. Im gesamten Lied sind quasi keine Schwächen zu erkennen, wenn das restliche Album von jetzt an nicht unheimlich an Qualität verliert, kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen. Atmosphärisch, es kommt keine Langeweile auf, was will man mehr?

Weiter geht es dann mit „Hymn of Safar“, auf welches sich im Grunde die selbe Beschreibung anwenden lässt wie auf den Vorgänger. Wunderschöne atmosphärische, epische Melodien und gute instrumentale Umsetzung, schon im Laufe dieses Lied hat sich bei mir allerdings ein gewisser Sättigungsgrad eingestellt. Das mag einerseits daran liegen, dass die Melodien zwar wirklich klasse sind, sich aber untereinander ein wenig zu sehr ähneln, andererseits daran, dass zumindest mir persönlich, ein bisschen zu viel Keyboard eingesetzt wird. Trotzdem ein tolles Lied, welches wiederum auf mehr Songs dieser Art, vielleicht ein bisschen Schlagzeug- und Bass-basierter, hoffen lässt. Hervorzuheben sind die Frauenchöre, die sich hier desöfteren mit Marcus abwechseln. „March of the Lorocs“ heißt das nächste Lied und hat eine ziemlich orientalische Ader, auch hier ist wieder alles sehr gut gelungen, es geht hier durchweg recht langsam, und, vor allem durch Männerchöre bedingt, das erste mal auch sehr düster zu. Das Up-Tempo Lied „The Call“ erinnert dann instrumental an Stratovarius, nur mit mehr Keyboard statt Gitarre. Zu bemängeln ist hier einzig die vom Gesamteindruck her irgendwie an die Vorgänger erinnernde Stimmung. Im Grunde macht es wenig Sinn, alle weiteren Songs einzeln zu bewerten, sie alle haben dieses epische, verträumte Flair der bisherigen Lieder und unterscheiden sich vor allem durch ihre Geschwindigkeit und mehr oder weniger hoch geschraubten Einsatz des Keyboards. Es wird einem zwar nicht im mindesten langweillig beim Zuhören, aber es wird trotzdem stellenweise schwierig, die Faszination, die einen über die ersten paar Nummern gefangen nahm, weiter auf sich wirken zu lassen, vielleicht bedingt durch den schon angesprochenen teilweise überdosiert wirkenden Keyboardeinsatz. Teils recht lange, dafür aber umso bessere Sololäufe der Gitarre gleichen das zum Glück über weite Strecken aus. Die einzige Ballade des Albums, „Can’t see the Sun“, ist durch die Kombination von Frauen- und Männerstimme recht gut geworden, meiner Meinung nach passt Marcus‘ Stimme aber besser zu Highspeed. „Wisdom Lord“, welches gleich mit acheinhalb Minuten Spielzeit daher kommt, bildet schließlich den Abschluss des Werks. Die Übergänge zwischen Up-Tempo und ruhigen, nur mit Keyboard unterlegten Gesangs-Passagen in Kombination mit Chören wirken hier beinahe wie das dramatische Ende einer Oper. Beachtlich, das trotz der Überlänge keine Langeweile im Song aufkommt. Nach 5 Minuten Stille kann man, wenn man die CD nicht schon abgeschalten hat, noch ein paar amüsante Passagen aus dem Studio mithören.

Als Fazit würde ich sagen, dass in Silverlane extrem hohes Potential steckt, ich hätte mir nur teilweise ein bisschen weniger Keyboard und dafür härtere Gitarren, und, vor allem mehr Abwechslung gewünscht. Denn jeder Song alleine weiß unheimlich zu faszinieren, in der Gesamtheit wirken sie aber recht ähnlich, deshalb auch der ab und zu auftretende „In welchem Lied sind wir?“-Fall. Andererseits ist das auch das Stratovarius-Syndrom, sowohl bei diesen als auch bei Silverlane lässt sich sagen: Mag man eines ihrer Lieder mag man sie alle, was ja durchaus etwas Gutes hat. Anspieltipps: „Hymn of Safar“, „First Chapter“, „Wisdom Lord“

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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