Die Welt der Musik ist eine Welt voller Überraschungen und manchmal ist es gar wunderlich, an welche unerwarteten stilistischen Gestade es so manchen Künstler verschlägt. Der Schlagzeuger Trevor DeSchryver wird aufmerksamen Post-Black-Metal-Fans zum Beispiel in erster Linie aus seiner Zeit bei Deafheaven und Wolves In The Throne Room ein Begriff sein. Von den besagten Bands, bei welchen er bloß temporär oder aushilfsweise bei Live-Shows die Drumsticks führte, könnte der Sound seiner eigenen Band SILENCE IN THE SNOW jedoch kaum weiter entfernt sein. Zusammen mit Sängerin und Gitarristin Cyn M. spielt DeSchryver auf dem zweiten gemeinsamen Album „Levitation Chamber“ nämlich Musik, die irgendwo zwischen Darkwave und Post-Punk einzuordnen ist.
Trotz der andersartigen Ausrichtung von SILENCE IN THE SNOW merkt man den sieben Songs, die insgesamt eine genügsame Laufzeit von 35 Minuten ergeben, DeSchryvers Metal-Hintergrund deutlich an. Schon der bedrückende, sechsminütige Opener „Time Will Tell You Nothing“, der mit seinen kalten Keyboard-Flächen noch in die Ethereal-Wave-Richtung geht, macht mit seiner fülligen, mitunter sogar ziemlich schroffen Rhythmusfraktion hellhörig. Doch auch den schwungvolleren Tracks wie dem anschließenden „Smoking Signals“ oder „Garden Of Echoes“, in welchen die Keyboards vermehrt hinter die wie Wassertropfen perlenden Gitarren zurücktreten, gereicht das pochende Drumming zu einer geradezu pulsierenden Energie.
Diesbezüglich geben sich SILENCE IN THE SNOW zwar nicht so mechanisch polternd wie The Cure auf ihrem nihilistischen Meisterwerk „Pornography“, der unüberhörbare Kontrast zu den geschmeidigeren Gitarren und Vocals sowie die pessimistische Grundstimmung der Songs lassen aber doch das eine oder andere mal an ebenjene Klassikerplatte zurückdenken. So sehr „Levitation Chamber“ mit seinem einfallsreichen, markanten Schlagzeugspiel und seiner herausragenden Produktion, dank der die Tracks unfassbar klar und raumfüllend klingen, beeindruckt, so sehr enttäuschen SILENCE IN THE SNOW in den übrigen Teilbereichen ihres Schaffens.
Mit ihrem wehklagenden, beinahe erstickten Gesang bleibt Cyn M. konstant an ein und demselben Grundton hängen, ohne erinnerungswürdige Melodien hervorzubringen, und die sphärischen Keyboards und Gitarren werden zwar durchwegs stimmig in Szene gesetzt, lassen aber ebenfalls die zu wünschende Prägnanz vermissen. Gerade in Anbetracht des Umstands, dass SILENCE IN THE SNOW eigentlich nichts grundlegend Neues in ihr Genre einbringen, fallen die Schwächen des Songwritings umso schwerer ins Gewicht.
Schlussendlich ist „Levitation Chamber“ eines jener unglückseligen Alben, die man wirklich gerne mögen möchte, es aber nur unter gewissen Vorbehalten vermag. Mag man sich auch an dem wuchtigen Drumming und dem hervorragenden Sound, der so sauber wie destilliertes Wasser klingt, erfreuen können, so kommen SILENCE IN THE SNOW ansonsten kaum über ein solides Ergebnis hinaus. Ein paar ansprechende Passagen sind dem Duo etwa auf dem treibenden „Garden Of Echoes“ und dem lässig zurückgelehnten „Cruel Ends“ zwar gelungen, die Platte als Ganzes wird davon allerdings nur unzureichend getragen. Ihr gewiss nicht unbeträchtliches Potential haben SILENCE IN THE SNOW damit leider noch nicht ausgeschöpft.
Wertung: 6.5 / 10