Review Siena Root – Revelation

  • Label: Atomic Fire
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Rock

Kaum zu glauben, aber SIENA ROOT listen auf ihrer Homepage mittlerweile sage und schreibe 28 ehemalige Musiker auf. Rechnet man die aktuelle Besetzung hinzu, dann waren in den gut 25 Jahren Bandgeschichte ganze 32 Musiker Teil der schwedischen Retro-Rock-Combo, darunter zugegebenermaßen auch diverse Gastmusiker. Das schreit ja förmlich nach einem Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Auch im Vorfeld der neuen Scheibe „Revelation“ hat sich das Besetzungskarussell wieder gedreht, Co-Sängerin Lisa Lystam hat die Band verlassen, weshalb Zubaida Solid nun allein am Mikro steht. Die andere große Veränderung: Die Schweden bringen erstmals ein Album bei einem größeren Label heraus. Der musikalischen Qualität hat dies aber keinen Abbruch getan, vielmehr liefern SIENA ROOT erneut klassische Rock-Musik auf hohem Niveau.

Wobei SIENA ROOT auf „Revelation“ nicht einfach nur Retro-Rock mit knarzenden Riffs spielen. Musikalisch so breit gefächert zeigen sich nur die wenigsten Genre-Kollegen: Von Blues über Psychedelic, Jazz und einer großen Portion (orientalischen) Folk verwebt das Quartett diverse Einflüsse in den elf Tracks des Langspielers. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass die Wuchtigkeit früherer Alben diesmal auf der Strecke bleibt. Los geht es mit einer epischen Blues-Nummer, wobei „Coincidence & Fate“ mit dem finalen „Keeper Of The Flame“ tatsächlich eine musikalische Klammer um die restlichen Nummern bildet. Beide Songs warten mit bluesigen Riffs, Zubaidas raumfüllenden Vocals und viel Gefühl auf. Beim Hören fällt sofort die warme, weiche Produktion auf, bei der jedes der analog aufgenommenen Instrumente voll zur Geltung kommt und im Gesamten eine harmonische Mischung ergibt.

Zu den größtenteils sehr gefühlvollen Stücken auf „Revelation“ passt diese Produktion sowieso perfekt. Gefühlvoll bedeutet im Falle von SIENA ROOT aber zum Glück nicht automatisch auch langweilig oder einschläfernd, sondern bunt, variabel und vor allem akustisch. „Winter Solstice“, „Little Burden“ oder „Dalecarlia Stroll“ kommen alle ohne elektrische Verstärkung auf und erwecken dadurch noch viel mehr den Geist der 60er- und 70er-Jahre, besonders auch durch den Einsatz von Flöten und orientalischen Elementen. Bei „Madhukauns“ und „Leaving The City“ greifen SIENA ROOT sogar zur Sitar und eröffnen so völlig neue Klangwelten. Natürlich kann das Quartett aber auch immer noch ordentlich Gas geben: „Professional Procrastinator“ sprüht nur so vor Funk und Bewegungsdrang, „Fighting Gravity“ entwickelt sich zu einem Psychedelic-Rocker und der absolute Anspieltipp „Dusty Roads“ klingt im Intro wie Jethro Tull zu ihren besten Zeiten und greift schließlich auch noch energetischen Gospel auf.

Auch mit ihrem Einstand bei Atomic Fire Records erfinden SIENA ROOT auf „Revelation“ den Retro-Rock nicht neu, aber wieso sollten sie auch? Die Pioniere des Revivals dieser Musikrichtung bewegen sich auch nach über 20 Jahren keinen Schritt in Richtung Radiotauglichkeit, sondern zelebrieren den wahren Vintage-Sound wie aktuell wohl keine andere Band. Das ruhiger, aber auch facettenreicher und verspielter werdende Songwriting und die Produktion des Albums harmonieren perfekt und machen „Revelation“ damit zu einem absoluten Genre-Highlight.

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Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Juan Esteban

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