Ein Jahr ist vergangen, seit die Siebenbürger ihren Erstling unters Volk brachten. Nun steht mit „Grimjaur“ der nächste Streich Vampirmetall an. Was hat sich geändert? Man lasse die Musik sprechen. Die Scheibe beginnt mit Glockengeläut, Windheulen und dezenten, sphärischem Keyboard. Rums! Da geht’s los. Es wird geblastet, gefeuert, gesägt, und ganz schön gerumpelt. Der Studiowechsel machte sich nicht unbedingt bezahlt. Während die Gitarren etwas im Hintergrund untergehen und Bass wie Drums sehr wechselhaft klingen, dominiert der tiefböse Krächzgesang von Marcus Ehlin. Die weiblichen Vocals haben sich rar gemacht auf diesem Album. Alles in allem klingt „Grimjaur“ wieder etwas gewöhnlicher, es fehlt etwas die Individualität, die den Vorgänger prägte. Dafür bietet auch dieses Langeisen wieder starke Highspeedriffs en Masse, so zum Beispiel bei „Vintervila“. Doch etwas Atmosphäre büßten die Schweden ein, wobei ich noch nicht einmal genau sagen kann, woran das liegt. Track Nummer drei mit dem Titel „Nattskräcken“ kann aber zweifellos Einiges: Man entdeckt insbesondere bei diesem Song, dass eine derartige Rumpelpolterproduktion doch seinen Charme hat. Aber dies auch nicht bei jedem Song: „Slottet Auragon“ langweilt phasenweise, mit etwas mehr Feintuning hätte man aus den an sich sehr schönen Leadparts mehr rausholen können. So geht dieses Stück etwas unter. Es folgt „För Mig… Ditt Blod Utgjutet“. Dass ein Streichinstrument in diesem Line-Up vertreten ist, musste ich erst im Booklet nachlesen, hier kann man es erahnen. Arggh! Warum seid ihr nicht im Six String Studio geblieben? „Loreia“ war zwar auch kein Meisterwerk an filigraner Tontechnik, aber beim Erstling konnte man wenigstens alle Instrumente angemessen hören. Aber auch sonst ist der Song nicht die Krönung, insbesondere der Chorus nervt. Zum Glück geht’s stark weiter mit „Dödens Svarta Fana“. Hier kommt auch mal eine Cleangitarre zum Einsatz, ansonsten ein typischer Siebenbürgen-Song ohne viele Schnörkel. In einigen Riffs kann man jedoch nicht übersehen, dass auch diese Band nicht ganz vor der überschwappenden Melodic-Death-Welle sicher ist. Nun ja.
Brachial geht’s weiter mit „Luna Luciferi“. Auch hier muss man sehr genau hinhören, um all die tollen Melodien aus dem Riffbrei herauszuhören, den die Gitarren da von sich geben. Davon hat der Achtminüter nämlich prinzipiell recht viel. Nun aber wird klar, dass das starke Zurückschrauben des Frauengesangs dem Songmaterial schadet. So verkommt viel von der Musik, sie ist zwar gut, aber eben nicht so gut wie sie sein könnte. Aber man muss dem Song zugute halten, dass er mit einem ausgesprochen eingängigen Refrain ausgestattet ist, Instrumente und Stimme harmonieren hierbei nahezu perfekt. Beim folgenden, ab der zweiten Hälfte sehr stimmigen „I Döden Fann Hon Liv“ stößt einem wieder die Proberaumqualität der Aufnahme sehr sauer auf. Ein Jammer, dass dieses Album, was eigentlich ja voller guter Ideen steckt, an solchen Kinderkrankheiten leiden muss.
„Vargablod“ trägt nun wieder einige, bereits aus dem Vorgänger bekannte Heavy-Einflüsse mit erdigen, simplen Riffs. Wegen mangelnder Abwechslung weiß aber auch diese Nummer nicht völlig zu überzeugen und schleppt sich eher mäßig durch seine fünf Minuten.
Nun ist fast Schluss und mit „Ibi Cubavit Lamia“ steht das Ende an. Oha, Akustikballade? Betörender Frauengesang – sonst viel zu selten auf dem Album eingesetzt – unterstützt von einer zarten Gitarre, so präsentiert sich dieses Stück. Und das geht ausgesprochen gut. Beinahe schon mittelalterliches Flair kommt in diesem verlängerten Outro auf, das von dem Grabe einer (Überraschung!) Untoten erzählt. Dass kurz vor Schluss nochmal alle Instrumente der Siebenbürger einsetzen, macht nichts kaputt, da sehr behutsam agiert wird, ein hervorragender Ausklang.
So hervorragend wie dieses Lied ist jedoch das Album in Gesamtbetrachtung wirklich nicht. Zu viele gravierende Schwächen in der Produktion machen die Songs oftmals kaputt, die aber für sich auch nicht so ausgereift wirken wie der Vorgänger. Atmosphäre geht durch die weitestgehende Reduzierung auf die klassischen Instrumente des Schwarzmetalls auch flöten. Auch überraschen einfach wenige Lieder, viel zu oft werden Wiederholungen geboten. Dass ich diese Scheibe dennoch gern höre, liegt daran, dass hiermit das Ende der eigentlichen Black Metal-Ära der Band markiert wird. Darüber hinaus enthält der Silberling mit dem Titeltrack, „Vintervila“ und „Luna Luciferi“ doch einige echt gute Songs. Viel Licht, viel Schatten, unterm Strich bleibt leider nur die gehobene Mittelmäßigkeit.
Wertung: 6 / 10