Cover SICKSENSE

Review Sicksense – Kings Today (EP)

Erinnerst du dich auch an die Situationen, in denen deine Eltern einen aktuellen Trend aus der Mode, Kunst oder Musik mit einem Satz wie „das gab es früher schon mal, das kommt alles wieder zurück“ kommentiert haben? Gleiches könnten nun Eltern, die mit Nu Metal aus den 90er Jahren sozialisiert wurden, zu SICKSENSE sagen. Denn das Quintett um Vicky Psarakis (The Agonist), ihrem Ehemann Robby J. Fonts (Stuck Mojo), Gitarrist Branislav Panic (Bane, Keychain), Bassist Samuel Bedard (Morbid Prototype, Fabulae) sowie Drummer Cody Taylor liefert mit seiner Debüt-EP „Kings Today“ fünf starke Tracks ab, denen es gelingt, an etwas aus vergangenen Tagen zu erinnern und dabei alles andere als abgenutzt zu klingen.

Dass den Kanadiern aus Montreal das gelingt, muss einem Hochachtung abgewinnen, immerhin bedienen sich SICKSENSE an genau den Zutaten, welche die Alternative-/ Nu-Metal-Ära damals zu einem spannenden Gebräu aus Metal, Rap und Melodien machte. Sängerin und Shouterin Psarakis und Rapper sowie Spoken-Words-Verantwortlicher Fonts wechseln sich am Mikrofon zwischen kräftigen Shouts, hellen Klargesang und rhythmischen Rap-Versen ab, was allein schon grandiose Unterhaltung ist.

„Kings Today“ bietet allerdings noch mehr, nämlich einen ebenso starken instrumentalen Unterbau. Wer den groovenden Bass von Fieldy (Korn) stets zu schätzen wusste, die Ohrwürmer von Linkin Park auf „Hybrid Theory“ verschlungen hat und das abwechslungsreiche, treibende Schlagzeugspiel von John Otto (Limp Bizkit) bewunderte, wird mit SICKSENSE seine pure Freude haben. Bereits der titelgebende Opener überzeugt vor dem Ende seines letzten Taktes, denn neben seinem Ohrwurm-Refrain baut der Track auf eine dichte Atmosphäre und einem wirkungsvollen Riff auf. Ähnlich stark geht es mit „Forgotten Days“ weiter, bei dem Psarakis erneut mit ihrem gesanglichen Facettenreichtum glänzt und zudem noch ihr Keyboard auspackt, um die Stimmung des Tracks mit sparsam eingesetzten Effekten zu verdichten.

Mit „Make Believe“ erreichen SICKSENSE bereits die Halbzeit ihrer Debüt-EP, die aber auch weiterhin genügend Facetten bereithält. Während dieser Song der geradlinigste Track der Platte ist und einem „Life Is Peachy“ (Korn) in punto brachialer Gitarrenarbeit nahekommt, überzeugt „Soul Snatcher“ durch seine treibende Intensität. Mit „Heart Of Stone“ beenden SICKSENSE ihre Einstands-EP mit einem letzten Hit, der sich ebenso direkt in die Gehörgänge windet wie die vorherigen vier Tracks.

Die von Christian Donaldson (Cryptopsy) produzierte Scheibe überzeugt mit einem fetten, glasklaren Sound und ausgewogen abgemischten Instrumenten; das ist wohl einer der größten Vorteile, Nu Metal anno 2022 aufzunehmen. SICKSENSE strotzen nur so vor Kreativität, einem wegweisenden, aber in die Jahre gekommenen Genre neues Leben einzuhauchen, was „Kings Today“ zu einer der besten Veröffentlichungen macht, die moderner Nu Metal aktuell zu bieten hat.

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